Montag, 27. Februar 2017

2. Fastensonntag - hl. Papst Leo aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 17, 1-9
Aus der Auslegung des hl. Papstes Leo

Jesus nahm den Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit, stieg mit ihnen auf einen abseits gelegenen hohen Berg und offenbarte ihnen seinen Glanz und seine Herrlichkeit. Wohl hatten sie erkannt, daß in ihm die Majestät der Gottheit wohnte, doch sie kannten noch nicht die Kraft seines Leibes, der die Gottheit barg. Deshalb hatte er ausdrücklich und mit besonderem Nachdruck verheißen, daß einige von den anwesenden Jüngern nicht eher den Tod kosten werden, als bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reiche, d.h. in seiner königlichen Herrlichkeit; soweit diese der Menschennatur, die er angenommen hatte, eigen war, wollte er sie nämlich diesen drei Männern zeigen. Denn das unbeschreibliche und unzugängliche Bild der Gottheit, das denen die reinen Herzens sind, im ewigen Leben vorbehalten ist, das konnten sie, da sie noch mit ihrem sterblichen Leibe umhüllt waren, unmöglich schauen. Als der Vater rief: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe, diesen sollt ihr hören! Hat man da nicht deutlich herausgehört: Dieser ist mein Sohn, der aus mit gezeugt ist und der so wie ich ohne Ende bleibt? Denn der Vater ist nicht älter als der Sohn und der Sohn ist nicht jünger als der Vater. Dieser ist mein Sohn, den von mir nicht die Gottheit scheidet, nicht die Allmacht absondert, nicht die Ewigkeit trennt. Dieser ist mein Sohn, kein angenommener, sondern ein wirklicher; er ist nicht aus einem anderen Stoffe erschaffen, sondern aus mit gezeugt; er hat nicht eine andere Natur, die mir ähnlich geworden ist, sondern er wurde aus meiner Wesenheit geboren und ist mir gleich. Dieser ist mein Sohn, durch den alles gemacht ist und ohne den nichts gemacht ist; alles was ich tue, das tut gleichermaßen auch er, und was ich wirke, das wirkt er mit mir, ohne Trennung, ohne Unterschied. Dieser ist mein Sohn, der die Wesenheit, die er besitzt wie ich, nicht gewaltsam an sich gerissen oder widerrechtlich sich angeeignet hat. Er verblieb in meiner Herrlichkeit; um aber den zur Erlösung des Menschengeschlechts gemeinsam gefaßten Plan auszuführen, erniedrigte er seine unveränderliche Gottheit bis zur Knechtsgestalt. Diesen also, an dem ich in allem mein Wohlgefallen habe, durch dessen Predigt ich geoffenbart, durch dessen Erniedrigung ich verherrlicht werde, diesen sollt ihr ohne zögern hören. Denn er ist die Wahrheit und das Leben, er ist meine Kraft und meine Weisheit.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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