Samstag, 25. Februar 2017

1. Fastensonntag - Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 4, 1-11
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Manche zweifeln oft, von welchem Geiste Jesus in die Wüste geführt wurde. Weiter unten heißt es ja auch: Da nahm ihn der Teufel mit in die heilige Stadt; und wiederum: Abermals nahm ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg. Man muss aber wirklich und fraglos annehmen, daß er vom Heiligen Geist in die Wüste geführt wurde, daß ihn sein Geist selbst dahin führte, wo der böse Geist zu ihm kommen und ihn versuchen sollte. Wenn es aber heißt, der Gottmensch sei vom Teufel auf einen hohen Berg oder in die heilige Stadt geführt worden, da möchte unser Geist sich weigern, das zu glauben, und die Ohren eines Menschen erschaudern, solches zu hören. Wenn wir aber bedenken, daß noch ganz andere Dinge mit ihm geschehen sind, dann merken wir, daß auch dies gar nicht so unglaublich ist. Sicher ist der Teufel das Haupt aller Bösen; alle Bösen sind Glieder dieses Hauptes. War Pilatus nicht ein Glied des Teufels? Waren nicht die Juden, welche Christus verfolgten, und die Soldaten, welche ihn kreuzigten, Glieder des Teufels? Was wundern wir uns demnach, wenn er sich vom Teufel auf den Berg führen ließ, da er es duldete, daß er von den Gliedern des Teufels gekreuzigt wurde? Es ist daher für unseren Heiland nicht entwürdigend, wenn er diese Versuchung zuließ, da er ja gekommen war, unseren Tod durch seinen zu überwinden. Wir müssen aber bedenken, daß eine Versuchung auf dreifache Weise vor sich gehen kann: durch Anreiz, durch wohlgefälliges Verweilen, durch Einwilligung. Wenn wir versucht werden, so gefallen wir gewöhnlich durch wohlgefälliges Verweilen im Bösen oder auch durch Einwilligung in das Böse; denn wir sind sündigem Fleische entsprossen und tragen in uns den Keim, durch den wir Anfechtungen erleiden. Gott hingegen wurde im Schoße der Jungfrau und kam sündenlos auf diese Welt; er trug keineskegs diesen Widerstreit in sich. Er konnte also durch Anreizung versucht werden, aber kein wohlgefallen am Bösen verwundete seinen Geist. Daher war auch diese ganze Versuchung des Teufels nur äußerlich, nicht innerlich.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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