Donnerstag, 21. November 2013

Von dem Sakramente der Priesterweihe - Katechismus vom Hl. Canisius

Von dem Sakramente der Priesterweihe 


I. Was ist das Sakrament der Priesterweihe?

Es ist ein solches, dadurch Einigen eine besondere Gnade und geistliche Gewalt gegeben wird, auf daß sie das Amt der Kirche öffentlich verwalten.
Dieses ist das Sakrament, durch welches, als durch die Thüre, nothwendig eingehen die rechtmäßigen  (a) Ausspender der Geheimnisse und Reden Gottes, die Diener Christi und der Kirche, Bischöfe, Priester, Diakonen, und so viele als endlich in Verwaltung geistlicher Ämter rechtmäßig und mit Vollmacht handeln. (b) Denn Niemand, wie es die Schrift bezeugt, nimmt oder soll sich selbst die Ehre herausnehmen, nämlich die Geheimnisse der Kirche auszuspenden, ausser er ist von Gott berufen, wie Aaron; das heißt, er ist durch das Sakrament der sichtbaren Ordination geweiht, und von dem Bischofe rechtmäßig eingesetzt und gesendet zur (c) Verrichtung eines gewissen Dienstes, welchen er in der Kirche vermöge seines Standes verwaltet, nach den Gesehen der göttlichen und apostolischen Ueberlieferung.



II. Sind nicht alle Christen zugleich Priester?

Sie können zwar (a) so genannt werden, in so ferne sie, wie die Priester, gewisse äußere Opfer und heilige Dienste zu vollbringen pflegen. So können und sollen Alle, die in Christus wiedergeboren sind, gewisse (b) geistliche Opfer, nämlich Gebethe, Lobpreisungen, Danksagung, Abtödtung des Fleisches, und anderes dergleichen opfern und fleißig üben, daher, denn in der Schrift gesagt wird, daß sie vor Gott geistliche Priester seyen und geistliche Opfer opfern.
Wenn wir aber das Wort Priesterthum eigentlich nehmen, so sind nicht alle ohne Unterschied Priester, sondern nur diejenigen, welche die Autorität der Kirche es überträgt, daß sie die (c) eigentlichen Diener der Sakramente seyen, und ihnen das Recht gegeben hat, zu konsekriren, zu opfern und das heilige Sakrament des Altars auszuspenden, dann die Sünden der Menschen nachzulassen oder zu behalten.
Und von diesen Priestern des neuen Gesetzes oder den Aeltesten spricht St. Paulus so: (d) Die Priester, welche Wohl vorstehen, sollen doppelter Ehre werth gehalten werden, besonders die da arbeiten an dem Worte un an der Lehre. Solches kann sich wahrlich nicht schicken für die Frauen, (e) welchen der nämliche Apostel verbiethet, in der Kirche zu lehren, und gebiethet zu schweigen; auch gebührt es durch aus nicht den (f) Layen, welchen es zukommt, wie Schafe geweidet zu werden und (g) nicht zu weiden; regiert zu werden und nicht zu regieren; sich nicht vorzuziehen, sondern sich zu unterwerfen und unterthan zu seyn den Vorgesetzten und Alles zu hören, zu halten und zu thun, was diese - seyen sie gut oder böse - sagen, als die da auf dem Stuhle sitzen, wie wir es von dem Worte Gottes gebothen lesen. Deßhalb wie in der triumphirenden Kirche es Engel giebt, welche in der (h) Ordnung und Gewalt verschieden sind, und welche die ihnen auferlegten Aemter in gebührender Ordnung stets verwalten und treu vollbringen: eben so hat auch die streitende Kirche, (i) die da ein Haus Gottes und wie eine Schlachtordnung gereihet ist, ihre besondern Diener, die von den übrigen Christen unterschieden, und in schöner Ordnung untereinander gestellt sind, um die öffentlichen und gemeinen Aemter der Kirche auf Erde zu verwalten, auf daß sie nämlich für das christliche Volk in dem, (k) was Gott und das Heil der Seelen betrifft, ihre Mühe kraft des Amtes und nach Würde verwenden.

III. An welchen Stellen lebt die Schrift diesem Sakrmente Zeugniß?

Dort nämlich, wo sie von den Aposteln lehrt, daß sie in Erwählung, Einsetzung und Weihung der Kirchendiener der Handauflegung sich bedient haben. (a) Denn durch diese, als durch ein gewisses und wirksames Zeichen der gewissen Gnade, die in Ertheilung der Weihen gegeben und (b) empfangen wird, ist uns dieses Sakrament verliehen.
Daher schreibt St. Paulus an Timotheus, der von ihm zum Bischöfe gemacht worden ist, und erinnert ihn an die in diesem Sakramente empfangene Gnade und spricht: (c) Vernachläßige nicht die Gnade, die in dir ist, die dir gegeben worden ist durch die Weissagung mit Auflegung der Hände des Priesterthums. Und wiederum an den Nämlichen: (d) Ich ermahne dich, daß du wiedererweckest die Gnade Gottes, die in dir ist durch Auflegung meiner Hände.
Weil aber sehr viel (e) daran liegt, welche Personen zu was immer für Ämter in Kirche angestellt werden, und kraft dieses Sakramentes die Kirchengewalt empfangen, so wird zu jedem Bischöfe gesagt: (f) Lege Niemand geschwind die Hände auf, und mache dich nicht fremder Sünden theilhaftig.

IV. Wie viele Grade (der Weihungen) enthält dieses Sakrament in sich?

Es enthält insgemein die kleinern und grössern Weihungen. Der kleinern sind nämlich (a) vier: der Ostiarier, Lectoren, Exorzisten und Akolythen; der größern aber sind drey, nämlich der Subdiakonen, der Diakonen und der Priester. Ferner werden unter den Priestern einige als höhere, andere als niedrigere von Christus (b) eingesetzt gefunden.
Denn die höheren Priester sind die Apostel und ihre Nachfolger, die (e) Bischöfe, die wahrlich mit großer Gewalt und einem herrlichen, würdevollen Vorzuge ausgezeichnet sind. Denn (nach dem Zeugnisse (d) der Schrift) liegt ihnen ob, daß sie auf sich Acht haben und auf die ganze Heerde, welche sie von dem heiligen Geiste zu besorgen und zu weiden empfangen, daß sie die Kirche regieren, das, was mangelhaft ist, bessern, auch die Städte hin und her mit Priestern besetzen.
Die niedern Priester aber, welche unter den Bischöfen stehen, wie jene (e) zwey und siebenzig Jünger unter den Aposteln, diese dienen im Amte der Kirche, opfern die Gaben und Opfer (f) für die Sünden, und sind gleich jenen, wie (g) Arbeiter, welche die Ernte des Herrn zu besorgen haben.
Die Geistlichen der vier mindern Weihungen hanen dieses eigene Geschäft, (h) daß sie den Priestern und Bischöfen, in vielen Dingen zu Hilfe stehen, daß sie das Volk, welches zum heiligen Dienste sich versammelt, ordnen, und selbst nach und nach, wie auf gewissen Stufen, zur Verwaltung höherer Aemter in der Kirche ordentlich eingesetzt und vorbereitet werde.
Die übrigen drey (i) höhern Weihungen aber verleihen sowohl in den hochheiligen Geheimnissen der Eucharistie, als auch in andern größere Gewalt. Daher können der Subdiakon und  Diakon bey den eben bemeldten Geheimnissen als Diener gegenwärtig, und den Priestern selbst die nächsten seyn.
Und obgleich, was das Sakrament der Weihung und die Gewalt zu opfern betrifft, zwischen den Bischöfen und Priestern kein Unterschied ist, (k) so sind doch jene weit ausgezeichneter, als die Priester, wenn wir das Recht, die Kirche zu regieren und die Seele zu weiden, dann die Gewalt, die Getauften zu firmen und die Geistlichen zu weihen, bedenken.
Aber es liegt nicht in unserm gegenwärtigen Vorhaben, zu erklären, welche Verrichtungen und Gesetze einer jeden Weihung vorgeschrieben sind Das aber ist gewiß, daß man alle Weihungen hoch achten und treulich erhalten solle. Denn ein kräftiges Zeugniß diesem Sakramente die heilige Uebung apostolischer Ueberlieferung und (l) kirchlicher Satzung ,die, an uns überlassen, bis auf den heutigen Tag währet.

V. Wie schreiben die alten Väter von diesem Sakrament?

Hierüber erklärt St. Augustin, der ächt katholische Lehrer, seine und der Kirche (a) Meinung öffentlich m diesen Worten: daß man liest, der Herr habe nach wenigen Tagen seiner Auferstehung die Junger angehaucht und gesagt: (b) Nehmet hin den heiligen Geist, wird verstanden, daß Er ihnen die Kirchengewalt übergeben habe. Denn weil alle Dinge in der Uebergabe des Herrn durch den heiligen Geist geschehen, deßhalb wird, wenn ihnen die Regel und Weise dieser Ordnung übergeben wird, zu ihnen gesagt: Nehmet hin den heiligen Geist. Und weil es wahrhaftig zum geistlichen Rechte gehört, hat Er sogleich beygesetzt und gesagt: welchem ihr die Sünden behaltet, dem sind sie behalten, und welchem ihr sie erlasset dem sind sie erlassen. Diese Anhauchung ist daher eine Gnade, welche durch die Uebergabe den Geweihten eingegossen wird, wegen welcher sie um so höher in Ehren gehalten werden sollen. Daher spricht der Apostel zu (c) Timotheus: Vernachläßige nicht die Gnade, die in dir ist, welche dir durch die Handauflegung des Priesterthums gegeben ist. Es mußte also einmal geschehen, damit man fürderhin nicht glaubte, diese Uebergabe sey ohne die Gabe des heiligen Geistes. So weit St. Augustin.
Es sind auch Kanones der Apostel vorhanden, in welchen dieses festgesetzt ist: (d) Ein Bischof soll von zweyen oder dreyen Bischofen geweihet werden, ein Priester soll von einem Bischöfe geweihet werden; so ein Diakon und die übrigen Geistlichen. Und bald hernach heißt es: (e) Wenn ein Bischof, oder Priester, oder Diakon, oder Subdiakon, oder Lector, oder Kantor die heilige vierzigtägige Fasten, oder den Mittwoch oder den Charfreytag nicht fastet, der sey der Weihung entsetzt, es sey etwa, daß ihn Krankheit des Leibes verhindere.
Cajus (f), vor 1 300 (nun vor beynahe 1600) Jahren Pabst und ein berühmter Märtyrer, zählt diese Stufen und Weihungen jede besonders auf ,da er spricht: Wenn einer verdient, ein Bischof zu seyn, so soll er erstens zum Ostiarier, dann zum Lector, hernach zum Exorzisten, hierauf zum Akolythen geweihet werden: nach diesem aber soll er zum Subdiakon, Diakon und darauf zum Priester, endlich wenn er es verdient zum Bischöfe ordinirt werden.
Daher lobt der heil. Cyprian (g) den Bischof Kornelius und schreibt: daß er allen Guten unter dem Klerus sowohl, als auch unter dem Volke öffentlich gerühmt und angepriesen zu werden verdiene, weil er nicht sogleich zur bischöflichen Würde gekommen, sondern alle kirchlichen Aemter befördert, und in göttlichen Diensten sich oft um den Herrn verdient gemacht hat, und so auf allen Stufen der Religion zur höchsten Höhe des Priesterthums emporgestiegen ist. Dann auch hat er die bischöfliche Würde weder begehrt, noch gewollt, noch mit Gewalt sich eingedrungen; sondern ruhig, eingezogen, keusch, demüthig, schamhaft endlich auch gezwungen hat er sie angenommen.
Diese Weihungen nun hat die alte und apostolische Kirche bewährt, wie die eines (h) Dionys, (i) Anaklet  und (k) Ignaz es beweisen; das ganze nachfolgende Zeitalter hat sie angenommen, und die gegenwärtige Kirche kann wahrlich nichts anderes, als sie bewahren und vertheidigen.

VI. Welches ist die gefeyertste Weihung in der Kirche?

Die Weihung der Priester, oder das Priesterthum, von dessen überaus großen und allzeit herrlichen Würde Chrysostomus und Ambrosius ganze Bücher geschrieben haben. Davon sagt auch jener große Ignatius: (a) Das Priesterthum ist die höchste aller Ehren, welche bey den Menschen gefunden werden .Wer das Priesterthum verunehrt, der verunehrt Gott und den Herrn Jesum Christum, den Erstgebornen aller Geschöpfe und der allein von Natur der erste Priester Gottes ist. Also spricht derselbe. Ja auch der göttliche Ausspruch bezeugt es klar: (b) Die Lippen des Priesters bewahren die Erkenntniß, und aus seinem Munde sollen sie das Gesetz erforschen; denn er ist ein Engel des Herrn der Heerschaaren. Und wiederum: (c) Wer da will hoffartig seyn und nicht gehorchen dem Gehothe des Priesters, welcher gerade zur Zeit dem Herrn deinem Gotte im Amte dienet, und dem Ausspruche des Richters; derselbe Mensch soll sterben, und du sollst den Bösen von Israel austilgen, und alles Volk, das dieses hört, wird sich fürchten, daß fürder Keiner mehr in Hoffart sich aufblähe. Daher befiehlt auch der Apostel: (d) Wider einen Priester nimm keine Klage an, außer unter zweyen oder dreyen Zeugen. Das wird auch geschrieben an Timotheus, den Bischof der Epheser, wie wir solches auch schon vorher angeführt haben: (e) Die Priester, welche wohl vorstehen, sollen doppelter Ehre würdig gehalten werden, vorzüglich die da arbeiten am Worte und an der Lehre.

VII. Was ist aber von den bösen Priestern zu halten?

Das ist die göttliche Ordnung, die nicht aufgehoben werden kann, nämlich, daß nicht nur die guten, sondern auch die bösen Priester in der Kirche (a) geehrt werden sollen. Denn Derjenige will in seinen Dienern erkannt, aufgenommen, gehört und geachtet werden, welcher gesagt hat: Auf dem Stuhle Mosis sitzen Schriftgelehrte und Pharisäer: Alles nun was sie euch immer sagen werden, das haltet und thuet; nach
ihren Werken aber thuet nicht; denn sie sagen es und thun es nicht.
Uebrigens ist unter den Bösen ein gewisser Unterschied zu machen. Was das Amt und Ansehen zu lehren betrifft, so sollen wir wissen, daß wir nur allein denjenigen Glauben und Gehorsam schuldig sind, welche von den Bischöfen ordentlich geweiht und gesendet, die gesunde Lehre der Kirche vortragen, vor den Andern aber sollen wir uns, wie vor Feinden und Verderbern sorgfältig hüten.
Hierüber ermahnt und lehret uns aufs weiseste der sehr alte Irenäus: (c) Denjenigen Priestern in der Kirche muß man gehorchen, die sowohl die ordentliche Nachfolge von den Aposteln haben, als auch, welche mit der Nachfolge in der bischöflichen Würde die Gnadengabe der Wahrheit empfangen haben; die Uebrigen aber, welche von der ursprünglichen Nachfolge abweichen, mögen sie sich an was immer für einem Orte versammeln, die muß man für verdächtig oder gleichsam für Ketzer halten, und für Leute irriger Meinung, oder als die da trennen und aufgeblasen sind. Und bald hernach spricht er: (d) Von solchen Allen muß man sich fern halten, denjenigen aber anhangen, welche wie wir vorher gesagt haben, die apostolische Lehre bewahren, und mit der Weihe des Priesterthums die gesunde Lehre geben, und einen Wandel ohne Anstoß führen, zur Stärkung und Besserung der Uebrigen. Also spricht jener Irenäus, welcher den Jünger St. Johannis, des Evangelisten, den heil. Polykarpus als Lehrer gehört hat. Nicht anders lehrt Tertullian (e), welcher den Ketzern vorwirft und spricht: Ihre Weihungen sind frevelhaft, leichtfertig und unbeständig. Jetzt setzen sie die Neubekehrten ein, jetzt die, welche der Welt ergeben sind, jetzt unsere Abtrünnigen, so, daß sie dieselben durch die Ehre verbindlich machen, da sie es durch die Wahrheit nicht können. Nirgends wirbt man leichter, als bey dem Heere der Aufrührer, wo es Verdienst ist, bey ihnen nur zu seyn. Darum ist heute dieser Bischof und morgen ein anderer; heute der ein Diakon welcher morgen ein Leser ist; heute der ein Priester welcher morgen ein Laye; denn auch den Layen übergeben sie priesterliche Aemter. - So weit Tertullian, welcher uns die verkehrten Sitten nicht nur seiner, sondern auch der gegenwärtigen Zeit sehr treffend malt, und der die ruchlosen Versuche der Sektirer aufdeckt, die sie in Verwirrung des Heiligen und in Weihung der Diener machen.

VIII. Welches ist die Kraft und Wirkung diese Sakramentes?

Wahrlich, die Kraft ist außerordentlich groß, und vielfach die Wirkung. Denn diejenigen, welche zu den bemeldten sieben Weihungen ordentlich befördert werden, erlangen die Gnade Gottes (a) und die geistliche Gewalt, daß sie, was zu den Ämtsverrichtungen dieser Weihen eigentlich gehört, heilsam vollbringen, und als tüchtige Diener zwischen Gott und dem Volke Gottes stehen. Daher sagt der heil. Ambrosius: (b) Wer im geistlichen Stande und Amte ist, der hat, er sey, wer er wolle, Gnade, fürwahr nicht eine eigene, sondern die der Weihung durch die Kraft des heilige Geistes.
Ueberdieß haben (c) die Geweihten demnach ein gewisses und herrliches Zeugniß, dadurch sie sich und ihre geheimnißvollen Dienste andern empfehlen und rühmlich beweisen. So geschieht es, daß sie durch diese Weihungen ausgezeichnet, und zum Dienste der Kirche abgesondert, recht erkannt, und an ihrer Stelle geachtet und billig in Ehren gehalten werden. Wehe aber denjenigen, (d) welche nicht das Beyspiel des von Gott berufenen Aaron bewegt, sondern Neuerungssucht und Hoffart des Geistes, wie den König Ozias, treibt, die Aemter der priesterlichen Würde wie immer zu erlangen, und an sich zu reißen. Gegen diese ist jener göttliche Spruch wohl gesagt: (e) Ich habe diese Propheten nicht gesendet, und doch liefen sie; Ich habe nicht zu ihnen geredet und doch weissagten sie.
Diese soll man wie die Schrift ermahnt nicht für Diener der Kirche halten, sondern vor ihnen, als vor (f) Dieben, Mördern, Füchsen, Hunden und Wölfen sich hüten, weil sie nicht durch die Thür eingehen, sondern aus eigener Vermessenheit, oder aus Gunst nur der (g) weltlichen Obrigkeit oder der (h) Volksschaar die geistlichen Aemter sich anmassen, indem sie ohne die rechtmäßige Berufung und Weihung in die heiligen Dienste sich eindrängen. Wie wollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesendet werden? spricht der zum heiligen Amte (i) ausgesendete Paulus.
Wahrlich wenn die Weihung (k) vernichtet, und das Priesterthum aufgehoben würde, so würde das Kirchenregiment zusammenfallen, welches theils aus Priestern und andern Dienern, theils aber aus recht geweihten Bischöfen besteht, und es wäre keine Kirche mehr, die, was man sagt, ein wohlgeordnetes (l) Heerlager ist; auch könnten die wahren und rechtmäßigen Diener der Kirche (von den falschen) nicht unterschieden werden; überdieß käme das Amt und Ansehen zu lehren in Verachtung, die Ausspendung der Sakramente würde treulos und unordentlich besorgt, als wäre sie eitel, die geistlichen Amtsverrichtungen endlich würden zerrüttet, und, wie es jetzt die Sache nur zu sehr lehrt, die neuen und falschen Lehren würden durch diese neuen und falschen Diener der Braut zunehmen, wodurch die Kirche immerfort in große und verderbliche Bewegungen, welche wir (gegenwärtig) erfahren gesetzt würde.
Deßwegen hat der heilige Apostel Paulus (m) nicht nur verschiedene Grade der Kirchendiener gesetzt, sondern auch noch angezeigt, wie heilsam und nothwendig sie seyen, so, daß er für gewiß behauptet, (n) daß sie von Gott der Kirche gegeben seyen, wie vorher gesagt worden ist, zur Vollendung der Heiligen, zur Verrichtung des Amtes, zur Erbauung des Leibes Christi, und daß wir jetzt nicht mehr Kinder seyen, die hin und her wanken, und durch Bosheit der Menschen, durch Arglist zum Betruge des Irrthumes von jedem Winde der Lehre umhergeworfen werden.
Und dieß ist fürwahr das ausgezeichnete und allergewisseste Merkmal der Kirche, daß wir in ihr jene beständige und zu keiner Zeit jemals unterbrochene Folgenreihe der Bischöfe und gesetzmäßigen Weihungen sehen, welche Gott in ihr zur vollkommenen Regierung dieses seines Reiches eingesetzt hat.
Es ist daher um so mehr diese Einsetzung der Diener als das stärkste Band der (o) Kirche, und zur Erhaltung der Einheit schönste, mit allem Fleiße zu bewahren, und auch in den bösen Dienern der Kirche, (wie wir schon gesagt haben) wegen der Verordnung Gottes allzeit zu verehren.
Hierüber spricht Augustin, der verständige Lehrer: (p) Wenn auch in jene Reihe der Bischöfe, die sich von Petrus bis Anastasius, der auf dem Nämlichen Stuhle jetzt sitzt, diese Zeiten hindurch irgend ein Verräther sich eingeschlichen hätte, so brächte es doch der Kirche und den unschuldigen Christen keinen Schaden. Dafür hat der Herr Vorsehung gethan, indem er von den bösen Vorgesetzten sagt: Was sie sagen das thut; was sie aber thun, das thut nicht. So spricht St Augustin.