Dienstag, 12. November 2013

Auslegung des hl. Priesters Hieronymus - Das achte Wunder - Matth. 9, 18. - 26.

Das wäre das achte Wunder gewesen, als der Vorsteher um die Auferweckung seiner Tochter bat. Er wollte eben von den hohen Gnaden der wahren Beschneidung nicht ausgeschlossen sein. Doch da kam eine blutflüssige Frau dazwischen und sie wurde an achter Stelle geheilt; die Tochter des Vorstehers aber musste von dieser Stelle wegrücken und kam an den neunten Platz, so wie es im Psalm heißt: Äthiopien erhebt zuerst zu Gott die Hände; und: Wenn die Vollzahl der Heiden eingetreten ist, dann wird ganz Israel geretten werden. Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren am Blutflusse litt, trat von hinten herzu und berührte den Saum seines Gewandes. Im Evangelium des heiligen Lucas ist bemerkt, daß die Tochter des Vorstehers zwölf Jahre alt war. Beachte also, daß gerade zu der Zeit, da das Judenvolk zum Glauben gelangte, diese Frau, das heißt das Volk der Heiden, krank wurde. Denn nur wenn es den Tugenden gegenübersteht, wird das Laster offenbar. Diese blutflüssige Frau naht sich dem Herrn nicht im Hause, nicht in der Stadt, weil sie nach dem Gesetz aus den Städten ausgeschlossen war; unterwegs tat sie es, als der Herr des Weges dahinzog. So wurde die eine geheilt, während er zu der anderen unterwegs war. Darum sagen auch die Apostel: Euch sollte zuerst das Wort Gottes verkündet werden; weil ihr euch aber als unwürdig dieses Segens erwiesen habt, darum wenden wir uns an die Heiden.
Tedeum
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 - 6. Sonntag nach Erscheinung)