Montag, 11. November 2013

Auslegung des Hl. Augustinus - Das Unkraut unter dem Weizen (Matth. 13, 24.-30.)

5. Sonntag nach Erscheinung
Lesung 7-9
Matth. 13, 24-30
Als die Vorsteher der Kirche nachlässiger ihr Amt verwalteten oder als die Apostel entschlafen waren, kam der Teufel und säte jene, die der Herr als ungeratene Söhne bezeichnete. Es entsteht aber die Frage, ob hier die Irrlehrer gemeint sind oder die schlechten Katholiken. Die Irrlehrer können wohl ungeratene Söhne  heißen; denn sie sind auch aus dem Samen des Evangeliums im Namen Christi geboren; aber in Folge falscher Meinungen wandten sie sich irrigen Glaubenssätzen zu. Da aber Christus sagt, sie seien mitten unter den Weizen gestreut, darum könne man fast glauben, es seien hier jene gemeint, welche zu der gleichen Kirchengemeinschaft gehören. Weil aber der Herr diesen Acker nicht als die Kirche, sondern als diese Welt deutet, darum versteht man doch mit Recht darunter die Irrgläubigen, weil sie nicht in Gemeinschaft einer Kirche oder eines Glaubens, sondern nur in der Gemeinschaft desselben Christennamens in dieser Welt mit den Guten zusammenleben. Jene aber, die trotz des gleichen Glaubens schlecht leben, könnte man eher Spreu als Unkraut nennen; denn die Spreu hat dieselben Halme wie der Weizen und eine gemeinsame Wurzel mit ihm. Unter jenem Netze, das schlechte und gute Fische enthält, werden sehr richtig die schlechten Katholiken verstanden. Denn etwas anderes ist das Meer, das mehr diese Welt versinnbildet, und etwas anderes als das Netz, das auf die Gemeinschaft eines Glaubens oder einer Kirche hinzudeuten scheint. Zwischen den Irrgläubigen und den schlechten Katholiken aber besteht der Unterschied, daß die Irrgläubigen falsches glauben, diese aber wohl dem wahren Glauben anhängen, aber nicht nach ihm leben.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 - 5. Sonntag nach Erscheinung)