Donnerstag, 19. September 2013

Die Verklärung unsers Herrn (Leben und Thaten der Heiligen Gottes)

 Die Verklärung unsers Herrn (6. August)


Den heutigen Tag hat die hl. Kirche zur besondern Feier ein Begebenheit bestimmt, deren Erzählung sie uns jedesmal am Zweiten Sonntage in der Falten aus dem Evangelium des hl Matthäus am 17. Kapitel vorlesen läßt. Es ist dieses die Verklärung unsers Herrn und Heilandes, welche ein Vorbild war, jener Verklärung, die Er, des Menschen Sohn, den Menschen, seinen Brüdern, im Flesche und Geiste vorher bestimmt und verdient hat.

 Drei seiner Apostel wählte der Heiland aus, daß sie Zeugen dieser wundervollen Erscheinung seyn sollten, und gerade jene Drei, die er auch zu Zeugen seiner Todesangst am Oelberge bestimmt hatte; es waren Petrus, Jakobus und Johannes. Er führte sie nun allein auf einen hohen Berg, und als er im Gebete begriffen war, siehe da wurde seine Gestalt verändert. Er wurde verklärt vor ihnen, sein Angesicht glänzte wie die Sonne, und sein Gewand wurde schimmernd und weiß wie Schnee. Staunend wagten es die Jünger kaum,  ihre Augen zu erheben, und ihren Herrn in diesem
himmlischen Glanze anzuschauen. Da bemerkten sie noch zwei Männer bei ihm, Moises namlich und Elias, die mit ihm sich unterredeten. Die Wonne der Jünger erreichte den höchsten Grad und alle drei mochten wohl empfunden haben, was nur Petrus auszusprechen wagte, da er ausrief: "Herr! hier ist gut wohnen. Willst du, so wollen wir hier drei Hütten bauen. Dir eine, dem Moises eine und dem Elias eine." Mit Freude würde Petrus für immer bei Jesus auf dem Berge geblieben seyn; so sehr hatte ihn die Anschauung der verklärten Menschheit des Heilandes entzückt. Doch setzt das Evangelium bei, daß er nicht wußte, was er sagte. Denn er hatte wohl nicht bedacht, daß diese Glorie so herrlich und unaussprechlich sie auch war, doch in keinen Vergleich kommen könne, mit der seligmachenden Anschauung der Gottheit selbst; sonst würde er sich nicht begnügt haben, immer bei dem verklärten Menschensohne auf dem Berge wohnen zu dürfen. Auch fiel ihm nicht ein, daß er etwas verlange das nicht für diefe Prüfungszeit auf Erden, sondern erst für den Himmel gehöre.

 Damit nun die drei Jünger erkennen möchten, warum sie eines so außerordentlichen und wundervollen Anblicks gwürdiget worden seyen, so empfiengen sie hierüber Belehrung, aber auch auf eine eben so außerordentliche und bewunderungswürdige Weise. Während nämlich Petrus noch redete, überschattete sie eine lichte Wolke und aus dieser Wolke kam eine laute vernehmliche Stimme, welche sprach: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; diesen höret!" Also erkennen sollten sie, daß ihr Meister nicht nur ein großer Lehrer in Israel, sondern daß er sey der Sohn des lebendigen Gott selbst, der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen, das Sühnopfer zur Vergebung der Sünden, der Erlöser, der wahre Messias und, daß sie an ihn glauben, sein Wort annehmen, ihn hören sollten. Also Glaube an Christus und Gehorsam gegen sein Gesetz, das sey ihre Pflicht hier auf Erden; dazu sollten sie durch den gegenwärtigen Anblick des verklärten Heilandes ermuthigt, gestärkt, begeitert werden, dann würde ihnen auch jene Seligkeit zu Theil, wovon sie so eben nur einen schwachen Schatten erblickt hatten, und der gleichwohl schon einen solchen Genuß ihnen gewährte, daß sie damit zufrieden gewesen wären auf immer.

 Als die Apostel diese Stimme hörten, könnten sie das Uebermaß des freudigen Schreckens und der unnennbaren Gefühle nicht mehr ertragen, die ihr Innerstes durchströmten Wonne und Furcht hatte sich in ihnen wunderbar gemischt, ihre Kräfte erlagen und sie stürzten zur Erde auf ihr Angesicht hin. Da trat Jesu zu ihnen, rührte sie an und sprach: "Stehet auf und fürchtet euch nicht." Als sie sich erhoben, sahen sie Niemand mehr als Jesum allein, und das in seiner gewöhnlichen Gestalt. Als sie nun vom Berge herabstiegen, befahl ihnen Jesus, daß sie dieses Gesicht Niemanden erzählen sollten, bis er würde von Todten wieder auferstanden seyn.

 Die Jünger beobachteten diesen Befehl aber nach seiner Auferstehung waren sie um so mehr beflissen, diese Verklärung ihres Meisters allenthalben zu verbreiten, mündlich so wohl als auch schriftlich, denn drei Evangelisten reden davon und auch Petrus selbst in seinem zweiten Sendschreiben, wo er sagt: "Ich will streben, daß ihr nach meinem Hinscheien den immerdar diese Dinge möget im Gedächtniß haben, denn nicht sinnreich ersonnenen Mährchen nachgehend, haben wir euch kund gethan die Kraft und Zukunft unseres Herrn Jesu Christi, sondern sind Augenzeugen gewesen seiner Herrlichkeit. Denn von Gott dem Vater empfieng er Preis und Ehre, als hinab aus herrlichem Glanze, über ihm die Stimme erscholl: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, und diese Worte hörten wir vom Himmel, über ihn kommen als wir waren mit ihm auf dem heiligen Berge."

 Sowie die heil. Apostel aus dem wirklichen Anblicke des eben erzählten Wunders im Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, gestärkt und zum Gehorsame gegen sein Gesetz neu belebt wurden, so möge auch uns aus der Betrachtung dieser wundervollen Begebenheit und aus der lebhaften Erinnerung daran, die wir heute nach dem Wunsche der hl. Kirche vernahmem, gleicher Segen und geistlicher Gewinn zufließen. Auch unser Glauben möge neu belebt, unsere Hoffnung gestäkt, unsere Liebe entzündet werden, da auch wir in ihm erkannten, den Sohn des lebendigen Gottes; da wir ihn sahen in einer Herrlichkeit, die auch uns bereitet und verheißen ist, wenn wir uns derselben durch einen Wandel nach Christi Gesetz würdig machen. Gott gebe, daß wir Alle würdig werden möchten, einst auch das Gewand der himmlischen Verklärung unsers sterblichen Fleisches zu empfangen! 

Quelle: Leben und Thaten der Heiligen Gottes für das christkatholische Volk

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