Donnerstag, 19. September 2013

Die Heil. Martha (Leben und Thaten der Heiligen Gottes)

 Die heil Martha Jungfrau (29. Juli)


 Die hl. Martha war eine Schwester des Lazarus und der Maria. Diese fromme Familie lebte zu Bethania, einer kleinen Stadt zwei Meilen von Jerusalem und etwas jenseits des Oelberges. Martha war wahrscheinlich das älteste dieser Geschwisterte, denn sie führte das Hauswesen. Alle drei aber zeichneten sich durch zärtliche Anhänglichkeit an den Heiland aus, der damals sein öffentliches Predigtamt übte, und besonders im dritten Jahre desselben, als er sich hauptsächlich in Judäa aufhielt, diese fromme Geschwisterte öfters mit seinem Besuche beehrte.

 Als Jesus das erstemal in dem Hause dieser Familie einkehrte, war vorzüglich Martha auf das sorgfältigste bedacht, den Herrn ganz besonders zu bewirthen. Sie konnte kaum allein zurechtkommen mit der Zubereitung zu dem Mahle, und während sie nun selbst beide Hände voll zu thun hatte, sah sie wie ihre Schwerter Maria zu den Füßen Jesu saß, und mit ungetheilter Aufmerksamkeit seine Worte anhörte. Da sprach Martha zu
Jesus: "Herr! achtest du´s nicht, daß mich meine Schwester allein dienen läßt? Sag ihr doch, daß sie mir helfen soll." Jesus aber erwiederte: "Martha, Martha! Du bist gar zu sorgfältig und bekümmerst dich um gar viel. Doch ist nur Eines nothwendig. Maria hat sich den besten Theil gewählt, der ihr nicht wird genommen werden."

 Durch diese Lehre wollte der Heiland die emsige Martha anfmerksam machen, daß die Sorge für die Seele, der Sorgefalt für den Leib vorzuziehen sey, und daß das wahre Gastmahl der Seele die Anhörung des göttlichen Wortes sey. Uebrigens mißbilligte er die Beschäftigung der guten Martha nicht, denn es ist gewiß ein löbliches Geschäft, den Herrn zu bedienen, und er selbst will, daß er auch jetzt noch in seinen Gliederm den Gläubigen, besonders den Armen, bedient werde, da er sagte: "Was ihr immer Einem der Geringsten der Meinigen gethan habt, das habt ihr mir gethan." Daher werden beide Lebensweisen, die in Liebeswerken thätige und die sich mit Betrachtung der himmlischen Wahrheiten beschäftigende, von dem frommen Christen mit allem Rechte vereinigt, um so nicht nur des Lohnes der emsigen Martha, sondern auch des besten Theiles der stillen Maria würdig zu werden.

 Jesus wüdigte sich auch eines seiner ausgezeichnetsten Wunder gerade in dieser frommen Familie zu wirken; es ist dieß die Auferweckung des Lazarus. Lazarus erkrankte; was konnten nun die guten Schwestern besseres thun, als eilig zu Jesus zu schicken, und ihm sagen zu lassen: "Herr! Sieh, den du lieb hast, der ist krank." Jesus aber ließ ihnen sagen: "Die Krankheit ist nicht tödtlich, sie ist nur zur Ehre Gottes, daß der Sohn Gottes dadurch verherrlichet werde." Er wußte nämlich, was er thun wollte und darum verzögerte er seine Reise nach Bethania, bis Lazarus gestorben war. Dann sagte der Heiland zu seinen Jüngern: "Unser Freund Lazarus schläft; aber ich gehe hin, ihn vom Schlafe aufzuwecken." Und da die Jünger diese Worte von dem wirklichen Schlafe verstanden, und es als ein Zeichen seiner Genesung ansahen, sagte ihnen der Herr deutlich, daß Lazarus gestorben wäre, daß aber dieser Tod darum erfolgt sey, damit sie im Glauben an ihren göttlichen Lehrer desto mehr befestiget würden.

 Als Martha hörte, daß Jesus nun ankomme, eilte sie ihm sogleich entgegen und das erste was sie zu ihm sagte war: "Ach Herr, wenn doch du da gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben. Doch auch jetzt weiß ich, daß dir Gott alles geben wird, was du von ihm verlangen wirst." Jesus antwortete: "Dein Bruder wird wieder auferstehen." Martha getraute sich jetzt noch nicht, das Wunder der augenblicklichen Auferweckung zu erwarten und sagte daher: "Ja am jüngsten Tag wird er wieder auferstehen; das weiß ich woh." Jesus sprach nun die tröstliche Wahrheit zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt der wird leben, wenn er auch schon gestorben ist; und jeder der lebt und an mich glaubt, der wird nicht auf ewig sterben. Glaubst du das?" Und Martha antwortete sogleich: "Ja Herr! ich glaube, daß du Christus der Sohn, des lebendigen Gottes bist, der du auf diese Welt gekommen bist." Und nun eilte sie nach Hause und brachte ihrer Schwester die trostvolle Botschaft; Der Herr ist da und ruft dir. Auch Maria eilte dem Heilande entgegen und trägt ihm dieselbe Klage vor wie Martha. Aber Jesus will nicht mehr zögern, das große Werk zu vollbringen, das er vorhatte, und sagte daher zu Maria und zu den Juden, die mit ihr gekommen waren: "Wo habet ihr ihn hingeleget?" Sie sagten: "Komm und sieh." Jesus aber weinte. Er gieng nun zum Grabe, das in einen Felsen gehauen nnd mit einem großen Steine verschlossen war. Da sprach Jesus: "Nehet den Stein hinweg."  Martha aber, die sorgfältige, befürchtete, der Verwesungsgeruch möchte dem Herrn beschwerlich fallen, und sagte daher: "Aber Her, er riecht schon übel, denn vier Tage liegt er schon im Grabe." So wenig ahnte sie, was der Herr im Sinne hätte. Er aber sprach: "Hab ich dir nicht gesagt, wenn du  glaubst, so wirst du Gottes Herrlichkeit sehen?" Als nun der Stein weg war, hob der Heiland seine Augen empor, und sagte: "Vater ich danke dir, daß du mich erhört hast.Ich wusste es freilich, dass du mich allemal erhörst; aber der Umstehenden wegen habe ich es gesagt, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast." Und nun rief er mit feierlichem Ernste in die geöffnete Gruft hinein das Allmachtswort: "Lazarus! Komm heraus!" Und der Todte kam heraus - noch umwickelt an Händen und Füßen mit den Grabtüchern. Da befahl Jesus, daß man ihn auflöse und gehen lasse.

 Viele Juden die zu Maria und Martha, um sie zu trösten gekommen waren, glaubten nun an Jesus. Was aber die beiden Schwestern mögen empfunden haben, da ihnen ihr Bruder wieder, und zwar auf eine so wunderbare Weise geschenkt war, das läßt sich nicht beschreiben.

 Bald daraüf, sechs Tage vor Ostern, also kurz vor dem Leiden des Herrn, wurde der frommen Familie zu Bethanien abermal das Glück zu Theil, von Jesus einen Besuch zu erhalten. Auch dießmal bereitete ihm Martha ein großes Abendmahl, und rechnete es sich zur Ehre, aufwarten zu dürfen; Lazarus aber war einer der Tischgäste. Maria nahm nun ein Gefäß mit einem Pfunde des kostbarsten Nardenöls, salbte damit die Füße des Heilandes, und trocknete sie mit ihren Haaren ab. Dadurch wollte sie Jesu einen Beweis ihrer tiefen Verehrung geben, aber Judas Jskariot mißbilligte dieß Benehmen, als eine nutzlose Verschwendung und sagte,x es ware besser gewesen diese köstliche Salbe zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben. Das aber sagte er nicht der Armen wegen, sondern weil er ein Dieb war, den Geldsäckel führte, und das was hineingelegt wurde, unterschlug. Auch zeigte er durch seine Worte, wie wenig ihm an feinem Meister gelegen sey. Jesus aber vertheidigte das Benehmen Mariens und sprach: "Lasset sie! Warum belästiget ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir gethan. Arme Leute habt ihr immer um euch, und könnet ihnen Gutes thun, so oft ihr wollet. Mich aber habet ihr nicht immer um euch. Sie that was sie konnte. Sie salbte meinen Körper zum voraus zum Begräbnisse ein. Fürwahr! ich sfage euch: Wo immer das Evangelium in der ganzen Welt gepredigt wird, dort wird auch diese ihre That zu ihrem Andenken mit erzählt werden."

 Von dieser Begebenheit an, sagt uns das Evangelium nichts mehr von Martha und Lazarus. Auch die älteste Kirchengeschichte schweigt von ihnen. Nur noch der Überlieferung einzelner Kirchengemeinden sollen diese heiligen Geschwisterte später nach Gallien gekommen seyn und in der Gegend von Marseille sich aufgehalten und durch ihren gottseligen Wandel, sowie durch die Verkündung des heil. Evangeliums zur Ausbreitung des Reiches Christi ungemein viel beigetragen haben. Die Überreste der heil Martha ruhen in einer schönen unterirdischen Kapelle des ehemaligen Collegiatstiftes von Tarascon.

Quelle: Leben und Thaten der Heiligen Gottes für das christkatholische Volk

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