Vorwort
Von der Notwendigkeit der Hirten in der Kirche, Ton ihrem Ansehen und ihrem Dienste und Ton den vorzüglichsten Hauptstücken der christlichen Lehre.I. Der Mensch, seinen eigenen Kräften überlassen, kann wahre Weisheit und die gewisse Ueberzeugung, dass er zur Seligkeit gelange, nicht erringen.
1) Der Mensch, sich selbst überlassen, konnte den Gipfel wahrer
Weisheit wicht erreichen. Siehe VI des 1. Art. des Symbol. und III des 12.
Hauptstrückes vom Gebete des Herrn. II. Durch die Gnade Gottes und durch das
Geschenk des Glaubens erlangt der Mensch wahre Weisheit.
I. Die Vernunft und der Verstand des Menschen sind so beschaffen,
dass er zwar Vieles, was die Erkenntniss göttlicher Dinge anbelangt, mit
Aufwendung grosser Mühe und grossen Fleisses aus sich selbst erforschen und
erkennen kann; doch den größten Theil dessen, wodurch man zur Seligkeit gelangt,
dererwegen der Mensch vorzüglich erschaffen, und nach dem Ebenbilde Gottes und
Ihm ähnlich gebildet ist, kann er bloss durch das Licht der Vernunft erleuchtet,
nie erkennen und durchschauen. Das, Unsichtbare an Gott, wie
der Apostel lehrt; ist seit der Schöpfung der Welt zwar durch Betrachtung
dessen, was er gemacht hat. erkennbar; auch seine ewige Macht und Gottheit; aber
[Röm. 1,20]
II. Jenes Geheimniss, welches Jahrhunderten und
Geschlechtern verborgen ist, [Coloss. 1,26]
übersteigt so weit die menschliche Fassungskraft, dass sich, die Menschen
durchaus nicht zu jener himmlischen Weisheit hätten emporschwingen können, wenn
Gott nicht den Heiligen, durch die Gabe des Glaubens den Reichthum und die
Herrlichkeit dieses Geheimnisses, welches Christus ist, geoffenbart hätte.
II. Wie man das so vortreffliche Geschenk des Glaubens erlange.
Gott flösst durch die Lehrer des göttlichen Wortes den Seelen der
Mensehen den Glauben ein. Vergl. Augustin Vorrede zum Buche von der christlichen
Lehre.
Da man den Glauben vom Hören
erlangt [Röm. 10,17], so erhellt deutlich, wie
nothwendig zur Erlangung der ewigen Seligkeit das Wirken und der Dienst eines
rechtgläubigen Lehrers immer gewesen ist; wie geschrieben steht: Wie können sie hören, ohne dass ihnen Jemand predigt? Wie können
sie aber predigen, ohne gesandt zu seyn? [Röm.
10,14]
Vom Anfange der Welt an ist zwar der überaus mildreiche und gütige
Gott immer
mit den Seinigen gewesen: aber auf verschiedene
Art und mancherlei Weise hat Gott zu den Vätern durch die Propheten geredet,
[Heb. 1,1] und hat ihnen dem Zustande der
Zeiten gemäss den gewissen und geraden Weg zur ewigen Seligkeit gezeigt.
III. Christus kam in diese Welt, um den Glauben zu lehren, welchen hernach die Apostel und ihre Nachfolger ausgebreitet haben.
Aber da Gott vorhergesagt hatte, dass er einen Lehrer der
Gerechtigkeit zur Erleuchtung der Völker senden wolle, [Isak. 49,6] auf dass sein
Heil auch die aussersten Gränzender Erde umfasse, so redete
er in diesen letzten Tagen zu uns durch seinen Sohn, [Heb. 3,13] welchen er als eine vom Himmel, von
überschwenglicher Herrlichkeit, herabgekommene Stimme Allen zu hören und seinen
Geboten zu gehorchen befahl. [II. Petr. 1,17] Dann aber verordnete der Sohn Einige zu
Aposteln, Andere zu Propheten, Andere zu Hirten und Lehrern, welche das Wort des
Lebens verkünden sollten, [Ephes. 2,22] damit wir nicht mehr gleich Kindern von
jedem Winde der Lehre hin und hergeworfen, sondern auf eine unerschütterliche
Grundfeste des Glaubens gegründet, auferbaut würden zur Wohnung Gottes im
heiligen Geiste.
IV. Wie gross das Ansehen der Prediger sey. Conc. Trid. sess. 23, c. 4. in decret. de sacram. ord.
Wer das Wort Gottes von den Dienern der Kirche
vortragen hört, der halte es nicht für Menschenwort, sondern was es wahrhaft
ist, für Christi Wort.[I. Thess. 2,13]
Unser Heiland selbst hat befohlen, dass man ihrem Lehramte ein
göttliches Ansehen beilegen soll, da er sprach: Wer euch
hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. [Luc. 10,16]
Und diess wollte er nicht blos von den Aposteln und Jüngern
verstanden wissen, zu denen er gerade sprach, sondern auch von Allen, welche auf
rechtmässige Weise sich dem Lehramte unterziehen würden. Diesen versprach er,
dass er bei ihnen seyn werde bis zum Ende der
Zeiten.[Matth. 24,25]
V. Obgleich die Wahrheit schon geoffenbart ist, so ist es doch auch heutzutage noch nothwendig, dass es Hirten gebe, die das Wort Gottes predigen.
1) Es muss in der Kirche beständig das Wort, Gottes geprediget werden.
Siehe III. und IV. vom Sakramente der Priesterweihe. 2) Wie weit die Ketzerei um
sich gegriffen hat.
I. Obschon das Predigen des Wortes Gottes
in der Kirche niemals unterbleiben soll, [I. Joh.
4,1] so muss diess gewiss zu unserer Zeit mit grösserem Eifer und mit
grösserer Liebe geschehen, damit durch eine gesunde und unverdorbene Lehre,
welche die Nahrung des ewigen Lebens ist, die Gläubigen ernährt und gestärkt
werden; denn es kommen falsche Propheten in die Welt, von welchen der Herr
sagte: Ich sandte keine Propheten, sie liefen selbst
daher [Jerem. 23,21] ; ich sprach nicht zu ihnen, sie prophezeiten aus sich selbst,
[Hebr. 13,9] um durch falsche und fremde
Lehren die Gemüther der Christen zu verführen.
II. Ihre Gottlosigkeit, mit allen Kunstgriffen des Satans versehen,
machte hierin solche Fortschritte, dass es fast ohne Gränzen zu seyn scheint;
und dürften wir uns nicht auf jene herrliche Verheissung unsers Erlösers
stützen, welcher aussprach, dass er die Grundfeste seiner Kirche so fest gebaut
habe, dass die Macht der Hölle sie nie untergraben kann; so müsste man sehr
fürchten, dass sie in diesen Zeiten, wo sie ringsum von Feinden belagert, von so
vielen Stürmen bedrängt und versucht ist, in sich zusammenstürzen möchte.
Abgesehen davon, dass so viele ansehnliche Länder, welche die von
ihren Vätern ererbte wahre und katholische Religion heilig und rein bewahrten,
jetzt den währen Weg verliessen und dem Irrthüm zueilten, sich öffentlich
rühmend, dass sie so weit sich vom Glauben ihrer Väter
entfernt haben; so ist auch kein so entferntes Land, kein so fester Platz, kein
Winkel eines christlichen Staates, wohin diese Pest nicht unvermerkt
einzuschleichen versucht hätte.
VI. Die Ketzer suchten vorzüglich durch Katechismen die Gemüther der Christen zu vergiften.
1) Welches Kunstgriffes sich die Ketzer bedienten, um ihre verdammliche
Lshre zu verbreiten. 2) Die Schädlichkeit der Katechismen der Ketzer.
Da sie sich vorgenommen hatten, die Gemüther der Gläubigen irre zu
leiten, und da sie mündlich nicht mit allen sprechen und ihre verderblichen
Lehren ihnen mittheilen konnten, so versuchten sie einen andern Weg, und
verbreiteten dadurch leicht weithin die Irrthümer ihrer Ruchlosigkeit.
Ausser jenen zahllosen bändereichen Büchern, wodurch sie den
katholischen Glauben zu untergraben versuchten, vor denen man sich aber leicht
bewahren kann, da sie offenbar die Ketzerei lehren, schrieben sie auch unzählige
Büchlein, welche unglaublich schnell die Gemüther einfältiger Menschen betrogen,
da sie den Schein der Gottesfurcht an sich trugen.
VII. Die heilige Synode hat mit Recht beschlossen, den verderblichen Stimmen und Schriften der falschen Propheten, entgegen zu treten.
Zweifaches Gegenmittel gegen die wüthende Pest.
Die Väter der heiligen allgemeinen Kirchenversammlung Zu Trient
wollten einem so grossen und verderblichen Uebel ein Heilmittel entgegensetzen,
und hielten es daher nicht für hinlänglich, bloss die wichtigern Hauptstücke der
katholischen Lehre gegen die Ketzer unserer Zeit genau festzusetzen, sondern sie
hielten es auch für ihre Pflicht, eine bestimmte Form und Weise, wie man das
christliche Volk in den Anfangsgründen der Glaubenswahrheiten unterrichten soll,
aufzustellen; und diese Form sollten alle befolgen, welche als rechtmässige
Hirten und Lehrer in der Kirche auftreten.
VIII. Es war nothwendig , dass der Kirchenrath von Trient auf Befehl des Pabstes den Seelsorgern einen neuen Katechismus vorlegte, obwohl früher schon sehr viele Unterrichtsbücher im christlichen Glauben vorhanden waren.
Vergleichung dieses Katechismus mit andern katholischen Katechismen.
Ursache der Herausgabe dieses Katechismus.
Es haben zwar schon viele mit grosser Frömmigkeit und Gelehrsamkeit
begabte Männer gute Katechismen herausgegeben; aber doch hielten es die Väter
für ein sehr nützliches Werk, unter Genehmhaltung der heiligen
Kirchenversammlung ein Buch herauszugeben, aus welchem die Pfarrer und andere,
welche dem Lehramte vorstehen, zur Erbauung den Gläubigen bestimmte Vorschriften
sich erholen und schöpfen könnten, damit, wie Ein Herr ist und Ein Glaube, so
auch die Regel und Vorschrift beim Unterrichte des christlichen Volkes in den
Glaubens - und Sittenlehren Eine sey.
IX. Alle Glaubenslehren unserer Religion sind hier nicht ausführlich vorgetragen.
Dieser Unterricht ist vorzüglich für die Seelsorger bestimmt, und durch
sie für alle Christen.
Man muss nicht glauben, dass die heilige Synode den Vorsatz gehabt
habe, in diesem Katechismus alle Glaubenslehren der christlichen Religion
ausführlich zu erklären; denn dazu gehört gar Vieles. Die heilige Synode hat
auch nicht ausgesprochen, eine Unterweisung in der ganzen Religion zu geben, was
unendlich weitschichtig und dem Vorhaben nicht angemessen gewesen wäre. Allein
weil sie auf sich genommen hatte, die Pfarrer, und Priester als Seelsorger in
allem Dem zu unterweisen, was der Pflicht des Seelsorgers obliegt und der
Fassungskraft der Gläubigen angemessen ist, so wollte sie nur Dasjenige
darlegen, was in dieser Hinsicht den frommen Eifer der Seelenhirten, welche in
tiefern Untersuchungen der Religion nicht sehr geübt sind, unterstützen
könnte.
Ehevor wir also zur einzelnen Abhandlung desjenigen, worin der
Hauptinhalt der christlichen Lehre besteht, übergehen, erfordert unser
Gegenstand, kurz darüber zu sprechen, was die Seelsorger betrachten und vorzüglich
im Auge, behalten müssen, damit sie erkennen, auf welchen Endpunkt sich alle
ihre Entschlüsse, all Ihr Eifer und alle ihre Bemühung beziehen müsse, und auf
welche Weise sie am leichtesten ihr Ziel erreichen können.
X. Was müssen die Seelsorger, deren Unterweisung dieses Buch gewidmet ist, vor Allem betrachten, damit sie ihr Amt recht verwalten?
1) Die Seelsorger müssen ihren Unterricht vor Allem dahin richten, dass
Alle erkennen, welche unendliche Wohlthat Christus dem Menschengeschlechte
erwiesen habe. 2) Bei ihrem Lehramte müssen die Seelsorger ihr Augenmerk auf die
Gebote Christi richten, und die Gläubigen zur Befolgung derselben aneifern. Es
wird deutlich dargelegt, dass man gute Werke verrichten müsse, und dass sich
Niemand schmeicheln dürfe, durch den Glauben allein selig zu werden, c. 7. sess.
6. Conc. Trident. 3) Der heilige Paulus befiehlt den Seelenhirten, dass sie die
Gläubigen zu Liebeswerken ermuntern sollen. Die ewige Glückseligkeit des
Menschen besteht darin, dass er Gott mit ganzem Herzen in Liebe anhange. Ein
katholischer Religionslehrer muss seine ganze Lehre auf die Liebe richten. Es
wird erklärt, wie Liebe die Erfüllung des Gesetzes sey. Ohne Liebe gibt es keine
vollkommene Tugend.
I. Das Hauptaugenmerk der Seelsorger sey, immer daran zu denken,
dass alle Wissenschaft des Christen nach den Worten des Erlösers in diesem
Hauptsatze enthalfen sey: Das ist das ewige Leben, dass
sie dich erkennen, den einig wahren Gott, und den, welchen du gesandt hast,
Jesum Christum. [I. Cor. 22]
II. Also wird der christliche Lehrer sich vorzüglich bestreben,
dass die Gläubigen mit ganzer Seele Christus, und zwar den gekreuzigten
Christus, zu erkennen verlangen, und dass sie überzeugt sind, und mit innerstem
Seeleneifer und Gottesfurcht glauben, kein anderer Name
sey den Menschen vom Himmel gegeben, in dem wir selig werden können;
[Pet. 4,12]da er ja
die Versöhnung ist für unsere Sünden.[I. Joh.
2,3]
Da wir aber dadurch zeigen, dass wir ihn erkennen, wenn wir seine
Gebote halten, so muss zugleich damit verbunden werden, zu lehren, dass die
Gläubigen ihr Leben nicht in Musse und Trägheit zubringen dürfen, sondern dass
wir so wandeln müssen, wie er gewandelt ist, und dass wir mit allem Eifer nach
Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glaube, Liebe und Sanftmuth streben müssen. [I. Joh. 2,6] [II. Timoth. 2,22]
Denn er gab sich selbst für uns dahin, um uns von aller Bosheit zu erlösen, und
sich ein ihm wohlgefälliges Volk zu reinigen, welches guten Wer- ken nachstrebt. So befiehlt der
Apostel das Volk zu unterrichten.[Tit.
2,14]
III. Da aber unser Herr und Heiland es nicht nur mit Worten
aussprach, sondern auch durch sein Beispiel zeigte, dass das Getetz und die
Propheten in der Liebe bestehe, dann auch der heilige Paulus behauptet, dass die
Liebe die Absicht des Gebotes und die Erfüllung des Gesetzes sey; [Tit. 2,14]
[Rom. 13,10] so kann niemand zweifeln,
dass das Hauptgeschäft des Seelsorgers darin bestehe, das gläubige Volk zur
Liebe des gegen uns so unendlich liebevollen Gottes zu ermuntern, damit es vom
göttlichen Feuer entflammt, zu jenem höchsten und vollkommensten Gute
dahingerissen werde, dem anzugehören wahre und vollkommene Glückseligkeit ist,
was der fühlen wird, der mit dem Propheten sagen kann: Was
habe ich ausser Dir im Himmel, und was will ich ausser Dir auf Erden?
[Ps. 42,25]
Diess ist jener herrliche Weg,[I. Cor. 13.] welchen der Apostel gewiesen hat, da er das
Ziel seiner ganzen Lehre und seines ganzen Unterrichtes auf die Liebe, die nie
vergeht, richtete. Mag nun etwas vom Glauben oder von der Hoffnung oder vom
Handeln vorgetragen werden, so muss dabei immer die Liebe Gottes anempfohlen
werden, damit jeder einsehe, dass alle Werke einer vollkommen christlichen
Tugend nur aus der Liebe entspringen und keinen andern Zweck haben, als die
Liebe.
XI. Es ist nicht genug, dass die Seelsorger beim Unterrichte bloss jene zwei Endzwecke berücksichtigen; sie müssen sich auch nach der Fassungskraft eines jeden richten.
1) Der Seelsorger muss den Zustand seiner Zuhörer betrachten, und bei'm
Unterrichte ihre Fassungskraft berücksichtigen. 2) Muster eines wahren
Seelsorgers nach Paulus. 3) Nach dem Beispiele Christi.
I. Obgleich schon beim Vortrage eines jeden Dinges sehr viel daran
liegt, ob es auf diese oder jene Art vorgetragen wird, so ist diess besonders
beim christlichen Unterrichte von äusserster Wichtigkeit.
Man muss das Alter, die Fassungskraft, die Sitten, den Stand der
Zuhörer berücksichtigen, damit der, welcher das Amt eines Lehrers übt, Allen
Alles werde, dass er Alle für Christus gewinne, sich selbst als treuen Diener
und Ausspender der Geheimnisse zeige, und [Cor. 9,19][Cor. 4,1][Matth. 25,22]einst als
frommer und getreuer Knecht würdig sey vom Herrn über Vieles gesetzt zu
werden.
Der Lehrer glaube ja nicht, dass die seiner getreuen Obhut
übergebenen Menschen gleicher Art seyen, so dass er sie nach einer
vorgeschriebenen und bestimmten Weise alle zugleich unterrichten, und alle, auf
demselben Wege zu wahrer Frömmigkeit anleiten könne. Sondern da einige gleichsam wie neugeborne Kinder, andere Jünglinge
in Christo geworden, andere aber im Alter vorgeschritten sind[I. Petr. 2,2], so muss man
sorgfältig beachten, welche Milch, welche festere Speise bedürfen und jedem
Einzelnen jene Nahrung der Lehre reichen, die den Geist stärkt [Hebr. 5,19] [I. Cor.
3,2], bis wir Alle
gelangen zur Einheit im Glauben und in der Erkenntniss des Sohnes Gottes, zur
männlichen Reife und zum vollkommen erwachsenen Alter in Christo. [Ephes. 4,13]
II. Sich selbst stellt der Apostel als Beispiel dar; da er sagt,
dass er Griechen und Nichtgriechen, Weisen und
Thörichten verpflichtet sey, damit darin die zum Lehramte Berufenen erkennen
sollen, dass man bei Darlegung der Geheimhisse des Glaubens und der Gebote des
Lebens seinen Vortrag so nach dem Verstande und der Fassungskraft der Zuhörer
einrichten müsse, damit nicht, während man die Seele derer, die regeren Geistes
sind, mit geistiger Nahrung erfüllt, unterdessen die ungeübteren verhungern, und
damit man denen, die Brod verlangen, auch solches darreiche.[Rom. 1,14]
Wenn es bisweilen nothwendig ist, einen Zuhörer, in solchen Dingen
zu unterrichten, welche gar geringfügig und nichtig scheinen; so soll man
dadurch andere in ihrem Eifer, die Lehre anzuhören, nicht dadurch zurückhalten,
dass die durch den Vortrag solcher Kleinigkeiten belästiget werden, deren Geist
schon mit Betrachtung erhabener Dinge sich beschäftigt und abgibt.
III. Denn wenn selbst die Weisheit des ewigen Vaters auf die Erde
herabstieg, um in der Erniedrigung unsers Fleisches die Gebote des ewigen Lebens
uns darzureichen; wen soll die Liebe Christi nicht aneifern, dass er ein Kind werde, im Kreise seiner Brüder[I. Tess. 2,17] und wie eine Mutter, die ihre Kinder
pflegt, eifrig das Heil seines Nächsten zu befördern verlange, so zwar, dass er,
wie der Apostel von sich bezeugt, ihnen nicht nur das
Evangelium Gottes, sondern auch sein Leben für sie gebe? [I. Tess. 2,8]
XII. Da uns Gott seine sichtbare Gegenwart entzogen hat, so müssen die Hirten sein Wort aus der Schrift und Tradition schöpfen.
Die Lehre des katholischen Glaubens ist in der Schrift und Tradition
enthalten, dann im apostolischen Glaubensbekenntnisse, in den Sakramenten, den
Geboten Gottes und im Gebete des Herrn. Ueber das geschriebene und
ungeschriebene Wort Gottes besteht ein besonderes Dekret sess. 4. Conc. Trident.
Verschiedenheit der Ueberlieferungen der Kirche.
Der Inhalt der ganzen Lehre, die den Gläubigen vorgetragen werden
soll, ist im Worte Gottes enthalten, welches in Schrift und Erblehre, Tradition,
abgetheilt wird.
Daher sollen die Seelsorger diese beiden Tag und Nacht betrachten,
eingedenk jener Ermahnung des heiligen Paulus, die er an Timotheus schrieb, und
die alle Seelsorger angeht. Sie lautet so: Fahre fort mit
Vorlesen, Ermahnen und Lehren; [I. Tim.. 4,13]
denn die ganze Schrift ist von Gott eingegeben und
nützlich zur Belehrung, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in
der Gerechtigkeit, damit der Mensch in Gott vollkommen zu jedem guten Werke
geschickt sey. [II. Tim. 3,16. 17.]
Aber da die göttlichen Offenbarungen so viel und so mannigfaltig
sind, dass man sie weder leicht auffassen, noch anch, wenn man sie aufgefasst,
sie im Gedächtniss behalten kann, um, wenn sich Gelegenheit zum Unterrichte
darbietet, sogleich zum Erklären derselben bereit und gerüstet zu seyn; so haben
unsere Vorfahren die ganze Lehre weislich in folgende vier Hauptstücke
abgetheilt. In das apostolische Glaubensbekenntniss, die Sakramente, die zehn
Gebote und das Gebet des Herrn. Denn Alles, was der Christ glauben soll, es mag
sich beziehen entweder auf die Erkenntniss Gottes, oder auf die Erschaffung und
Erhaltung der Welt, oder auf die Erlösung des Menschengeschlechtes, oder auf die
Belohnung der Guten und Bestrafung der Bösen, ist im apostolischen
Glaubensbekenntnisse enthalten.
Die Zeichen aber und die Mittel zur Erlangung , der Gnade umfasst
die Lehre von den Sakramenten.
Was sich auf die Gebote, deren Absicht die Liebe ist, bezieht,
enthalten die zehn Gebote.
Endlich Alles, was die Menschen wünschen, und um was sie zu ihrem
Nutzen bitten wollen enthält das Gebet des Herrn.
Daraus folgt, dass nach Erklärung dieser vier Hauptstücke, welche
gleichsam den Inbegriff der ganzen heiligen Schrift enthalten, nichts weiter
mehr, zum Verstehen dessen, was ein Christ lernen muss, verlangt werden
könne.
XIII. Auf welche Weise die Seelsorger die Erklärung des Evangeliums mit der Erklärung des Katechismus verbinden sollen.
Dass die Hirten der Kirche ihre Kanzelvorträge nach der Lehre dieses
Katechismus einrichten sollen, wird befohlen c. 7. Decret. de Reform. sess. 24.
Conc. Trident. 2) Mit der Glaubenslehre soll der Anfang gemacht werden.
I. Man hat für gut befunden, die Seelsorger zu ermahnen, dass sie
sich, so oft sie das heilige Evangelium, oder eine andere Stelle der heiligen
Schrift auslegen, erinnern sollen, dass jede Stelle unter einem jener vier
Hauptstücke begriffen sey, und dass sie also dahin, als zur Quelle ihrer
Erklärung, ihre Zuflucht nehmen sollen.
Wenn z. B. jene Stelle im Evangelium auf den ersten Sonntag im
Advent: Es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond u. s. f., erklärt werden
soll, so bezieht sich diess auf jenen Glaubensartikel, in welchem es heisst: Der
kommen wird, zu richten die Lebendigen und Todten. Hiebei kann der Seelsorger
das gläubige Volk zugleich über das Evangelium und über jenen Glaubensartikel
belehren.
II. Daher soll er bei jedem Lehrvortrage Alles auf jene vier
Hauptstücke zu beziehen sich angewöhnen, weil sich auf diese die ganze heilige
Schrift bezieht.
Aber die Art und Weise seines Unterrichtes soll er so einrichten,
wie sie ihm dem Zustande der Personen und Zeit angemessen erscheint.
Wir folgten dem Ansehen der Väter, die beim Unterrichte der
Zöglinge, welche sie dem Herrn gewinnen und in seiner Lehre unterweisen wollten,
mit der Glaubenslehre begannen; und hielten es also für das Beste, Dasjenige
zuerst zu erklären, was den Glauben betrifft.
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