Dreizehntes Hauptstück - Vom zwölften Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses.
Ewiges Leben.
I. Warum dieser Artikel zuletzt gesetzt wird, und wie viel daran liegt, ihn dem Volke oft zu erklären.
Dieser Stoff wird in der zweiten Bitte des Vater Unser weitläufiger
behandelt. Den Gläubigen wird das Schwerste bei'm Hinblicke auf das ewige Leben
leicht.
Die heiligen Apostel, unsere Führer, wollten das
Glaubensbekenntniss mit dem Artikel vom ewigen Leben schliessen, sowohl weil die
Gläubigen nach der Auferstehung des Fleisches nichts anders mehr, als die
Belohnung im ewigen Lehen zu erwarten habe, als auch, damit jene vollkommene und
mit allen Gütern überhäufte Glückseligkeit uns immer vor Augen schweben sollte,
und wir belehrt würden, dass all unser Sinnen und Trachten auf sie gerichtet
seyn müsse. Daher
sollen die Seelsorger bei der Unterweisung der Gläubigen nie
versäumen, die Gemüther derselben durch Hinweisung auf die Belohnungen des
ewigen Lebens anzufeuern, damit sie um des christlichen Namens willen auch das
Beschwerlichste auf sich nehmen, es für leicht und sogar für angenehm halten,
und so geneigter und muthiger gemacht werden, Gott zu gehorchen. II. Was hier unter ewigem Leben verstanden werde.
Ewiges Leben, bedeutet ewige Seligkeit.
Aber weil unter diesen Worten, welche hier zur Darstellung unserer
Glückseligkeit gebraucht werden, viele Geheimnisse verborgen liegen, so müssen
sie so erklärt werden, damit sie Jedem, so weit er es vermöge seiner
Verständcskräfte fassen kann, klar und zugänglich seyen. Daher müssen die
Gläubigen ermahnet werden, dass unter den Worten, ewiges Leben, nicht so fast
ewige Fortdauer des Lebens, wozu auch die Teufel und bösen Menschen bestimmt
sind, sondern die ewige Glückseligkeit, welche das Verlangen der Seligen stillt,
verstanden werde.
So verstand es jener Gesetzgelehrte, welcher im Evangelium unsern
Herrn und Erlöser fragte, was er thun müsse, um das ewige Leben zu erlangen;
gleich als wollte er sagen: [Luct. 18,25] Was muss ich thun, damit ich an jenen Ort
gelange, wo man vollkommene Glückseligkeit geniessen kann? So verstehen die
heiligen Schriften diese Worte, wie man an mehreren Stelilen sehen kann.
III. Warum jene höchste Glückseligkeit mit den Worten ewiges Leben bezeichnet werde.
1) Die Glückseligkeit besteht nicht in irdischen Dingen. 2) In diesem
Leben kann die Glückseligkeit durch die Hoffnung beginnen. Die Glückseligkeit
muss ewig seyn. Augustinus de civitate Dei lib. 12. c. 20. 3) Seligkeit ist
freudiger Besitz aller Güter, ohne Beimischung irgend eines Uebels.
I. Jene höchste Glückseligkeit ist mit diesem Namen vorzüglich
desswegen bezeichnet worden, damit Niemand glaube, dass sie in körperlichen und
hinfälligen Dingen, die nicht ewig dauern können , bestehe. Und dieses Wort
Glückseligkeit konnte das nicht hinlänglich erklären, wovon geredet wurde,
vorzüglich da es von der Meinung eitler Weisheit aufgeblasene Menschen gab,
welche das höchste Gut in Dinge setzten, die man mit den Sinnen vernehmen kann.
Diese vergehen und veralten, aber die Glückseligkeit wird nicht von der Zeit
begränzt, vielmehr diese irdischen Dinge sind sehr weit von der wahren
Glückseligkeil entfernt, und derjenige, welcher von der Liebe und Verlangen der
Welt angezogen wird, entfernt sich weit von ihr. Denn es
steht geschrieben: Liebet nicht die Welt, und nicht das, was
in der Welt ist. Wer die Welt liebt, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.
[I. Joh. 2,15] Und kurz hernach: Die Welt und ihre Begierliichheit vergeht. [I. Joh. 2,17] Das werden also die Seelsorger den
Gemüthern der Gläubigen einzuprägen sich sehr angelegen seyn lassen, dass sie
das Sterbliche verachten sollen, und dass sie in diesem Leben, in welchem wir
nicht Bürger, sondern Fremdlinge sind [I. Petr. 2,11] , keine Glückseligkeit erlangen können.
II. Auch hier schon können wir mit Recht durch die Hoffnung selig
genannt werden, wenn wir der Gottlosigkeit und den
weltlichen Lüsten entsagen, und sittsam, gerecht und gottesfürchtig in dieser
Welt leben, harrend der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichheit
des grossen Gottes und unsers Erlösers Jesu Christi. [Tit. 2,12] Da diess aber sehr Viele, welche sich selbst
für weise hielten, [Rom.
1,22]nicht einsahen, und die Seligkeit secy in diesem Leben zu suchen,
vermeinten, so wurden sie thöricht, und stürzten in's grösste Elend.
III. Aber das Wort ewige Glückseligkeit lehrt uns noch überdiess,
dass die einmal erlangte Glückseligkeit nimmer verloren werden könne, wie Einige
fälschlich meinten. Denn die Seligkeit ist erfüllt mit allen Gütern ohne
Beimischung irgend eines Uebels; und da sie das Verlangen des Menschen erfüllen
soll, so besteht sie nothwendig in einem ewigen Leben; und der Selige muss auch
sehnsüchtig wünschen, dass er jene Güter, welche er erlangt hat, immerfort
geniessen möge. Wenn daher ihr Besitz nicht beständig und gewiss wäre, so müsste
er nothwendig von der grössten Oual der Furcht des Verlurstes gepeinigt werden.
IV. Die ewige Seligheit kann mit Worten nicht ausgedrückt, und vom menschlichen Verstände nicht begriffen werden.
1) Von der unaussprechlichen Herrlichkeit der Heiligen, und von den
wesentlichen ??? Belohnungen. 2) Die Glückseligkeit kann durch ein
eigenes Wort nicht ausgedruckt werden. 3) Das Leben wird als ein grosses, und
zwar wie grosses Gut vo«n Allen verlangt. 4) Die Glückseligkeit lässt kein Uebel
zu. Sie schllesst allesn Gute in sich ein.
I. Wie gross das Glück der Seligen sey, die im himmlischen
Vaterlande wohnen, und dass es von Niemanden ausser ihnen begriffen werden kann,
das zeigen die Worte selbst, indem wir es das ewige
Leben trennen. Denn wenn wir uns zur Bezeichnung eines Dinges einer Benennung
bedienen, welche es mit vielen andern gemeinsam hat, so ersieht man daraus
leicht, dass ein eigenes Wort mangle, wodurch jene Sache Vollkommen ausgedrückt
werden kann.
II. Da also die Glückseligkeit mit solchen Worten erklärt wird,
welche sich nicht mehr auf die Seligen, als auf alle die beziehen; welche ewig
leben, so kann uns diess zum Beweise dienen, dass sie eine zu erhabene und
vortreffliche Sache sey, als dass wir ihren Inhalt mit einem eigenen Worte
vollkommen bezeichnen könnten. Obschon dieser himmlischen Seligkeit in den
heiligen Schriften viele andere Namen beigelegt werden, dergleichen sind: Reich
Gottes, Christi, des Himmels, Paradies, heilige Stadt, neues Jerusalem, Haus des
Vaters, so ist doch deutlich, dass keines derselben zur Erklärung ihrer Grösse
hinlänglich sey. Daher sollen die Seelsorger die ihnen hier dargebotene
Gelegenheit nicht verabsäumen, die Gläubigen durch die so grossen Belohnungen,
welche unter dem Worte ewiges Leben begriffen sind, zur Gottesfurcht und
Gerechtigkeit und zur Erfüllung aller Pflichten der christlichen Religion zu
ermuntern.
III. Es ist bekannt, dass das Leben unter die grössten Güter,
welche die Natur verlangt, gezählt werde. Und vorzüglich unter diesem Gute wird
die Seligkeit begriffen, wenn wir sagen das ewige Leben. Wenn man nichts so sehr
liebt, als diess kurze und jammervolle Leben, welches so vielen und mannigfachen
Mühsalen unterworfen ist, dass man es mit grösserm Rechte Tod nennen könnte,
wenn es nichts Lieblicheres, nichts Süsseres, als dieses Leben gibt, mit welchem
Eifer, mit welcher Begierde müssen wir erst jenes ewige Leben suchen, welches
nach allen überstandenen Leiden eine vollkommene und vollendete Pulle aller
Güter enthält.
VI. Wie uns die heiligen Väter gelehrt haben, besteht die
Glückseligkeit des ewigen Lebens in Befreiung von allen Uebeln und in Erlangung
aller Güter. Von der Befreiung von den Uebeln haben wir in den heiligen
Schriften die deutlichsten Beweise; denn in der geheimen Offenbarung steht,
geschrieben: Sie werden nicht hungern, noch auch dursten;
weder die Sonne wird sie quälen, noch eine Hitze;
[Apoc. 7,16] und ferner: Gott wird jede Thräne von ihren Augen trocknen, und kein Tod wird
ferner seyn, keine Trauer, kein Klagegeschrei, kein Schmerz wird mehr seyn, weil
das erste vorüber ist. [Apoc. 21,4] Die
Herrlichkeit der Seligen wird unermesslich, und die Gattungen wahrer Freude und
Wollust werden unzahlbar seyn. Da die Grösse dieser Herrlichkeit unser Gemüth
nicht fassen, und sie auf keine Weise in unser Herz eindringen kann, so ist es
nothwendig, dass wir in sie, nämlich in die Freude des Herrn, eingehen, um ganz
von ihr umflossen, das Verlangen des Herzens im Uebermasse zu befriedigen. [Matth. 25,21]
V. Welche Gattungen von Gütern die Seligen vorzüglich geniessen.
Die Glückseligkeit ist zweifach, eine wesentliche und zufällige.
Obschon es leichter zu seyn scheint, wie der heilige Augustin sagt,
die Uebel zu zahlen, von denen wir frei seyn werden, als die Güter und Freuden,
die wir geniessen werden, so muss man sich doch bemühen, kurz und deutlich
dasjenige zu erklären, was die Gläubigen zur Begierde nach Erlangung jener
Glückseligkeit aneifern kann. Vorzüglich aber muss man auf jenen Unterschied
aufmerksam machen, welchen die wichtigsten Kirchenschriftsteller uns überliefert
haben; nämlich sie stellten dar, dass es zwei Gattungen von Gütern gebe, von
denen die eine das Wesen der Glückseligkeit betrifft, und die andere auf die
Gluckseligkeit folgt. Daher sie, des Unterrichtes wegen, jene die wesentlichen,
diese die zufälligen Güter nannten.
VI. Worin die wesentliche und Hauptursache der ewigen Glückseligkeit bestehe.
Eine wesentliche Belohnung ist das Anschauen Gottes.
Die ächte Glückseligkeit, die wir gemeiniglich die wesentliche
nennen, besteht darin, dnss wir Gott anschauen, und an seiner Schönheit Theil
nehmen, der da ist die Quelle und der Ursprung aller Güte und Vollkommenheit.
Das ist das ewige Leben, sagt Christus der Herr, dass sie
dich, den allein wahren Gott erkennen, und Jesum
Christum, den du gesandt hast. [Joh. 17,3]
Und der heilige Johannes scheint diesen Ausspruch zu erklären, da er
sagt: Theuerste, nun sind wir Kinder Gottes, und es ist noch
nicht offenbar, was wir seyn werden. Wir wissen aber, dass, wenn es enthüllt
wird, wir ihm gleich seyn werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
[Joh. 3,2] Dadurch deutet er an, dass die
Glückseligkeit aus diesen zwei Stücken bestehe, erstlich, dass wir Gott
anschauen werden, wie er in seiner Natur und Wesenheit ist, zweitens, dass wir
gleichsam Götter werden. Denn die, welche ihn geniessen, nehmen, obschon sie
ihre eigene Wesenheit beibehalten, doch eine wunderbare und fast göttliche
Gestalt an, so dass sie vielmehr Götter als Menschen zu seyn scheinen.
VI. Wie die Glückseligen auf irgend eine Weise die Natur und Gestalt Gottes anziehen.
Die Seligen nähern sich sehr der göttlichen Natur.
Warum aber diess so geschehe erhellt daraus, weil jedes Ding
entweder aus seiner Wesenheit, oder aus seiner Aehnlichkeit und Gestalt erkannt
wird. Weil aber Gott nichts ähnlich ist, mit Hülfe dessen Aehnlichkeit wir zu
seiner vollkommenen Erkenntniss gelängen könnten, so folgt daraus, dass Niemand
dessen Natur und Wesenheit anschauen kann, wenn sich nicht die nämliche
göttliche Wesenheit mit uns verbunden hat. Diess bedeuten jene Worte des
Apostels: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in Räthsel,
dann aber von Angesicht zu Angesicht. [I. Cor.
13,12] Den Ausdruck in Räthsel erklärt der heilige Augustin in einem zur
Erkenntniss Gottes sehr geeigneten Gleichnisse. Auch der heilige Dionysius
erklärt diess deutlich, da er behauptet, dass man durch kein von niedrigen
Dingen genommenes Gleichniss Höheres erkennen könne. Durch ein von irgend einem
körperlichen Dinge genommenes Gleichniss kann man die Wesenheit und Substanz
eines Dinges nicht erklären, welches keinen Körper hat, da es unumgänglich
nothwendig ist, dass die Aehnlichheit der Dinge weniger Körperliches und mehr
Geistiges habe, als die Dinge selbst, auf deren Bild sie sich beziehen. Diess
sieht man leicht bei der Erkenntniss aller Dinge. Weil es aber in der ganzen
Schöpfung nichts gibt, das so rein und geistig wäre ,
dass es mit Gott verglichen werden könnte, so folgt hieraus, dass die göttliche
Wesenheit aus keinem Gleichnisse vollkommen erkannt werden kann. Dazu kömmt
auch, dass alle erschaffenen Dinge, bestimmte Gränzen der Vollkommenheit haben.
Aber Gott ist'unendlich, und es kann keine Vergleichung mit einem erschaffenen
Dinge seine Unermesslichkeit fassen. Daher bleibt uns die einzige Art zur
Erkenntniss der göttlichen Wesenheit, dass sie sich mit uns verbinde, und unsern
Verstand auf eine unglaubliche Weise erhöhe, so dass wir dadurch fähig werden,
die Gestalt seiner Wesenheit zu betrachten.
VIII. Die Glückseligen werden durch das Licht der Herrlichkeit erleuchtet; und Alle sollen durch die Hoffnung zur Anschauung Gottes bewegt werden.
Jene Fähigkeit erlangen wir durch das Licht der Herrlichkeit, und durch dessen Glanz erleuchtet, werden wir Gott, das wahre
Licht, in seinem Lichte schauen. [Ps. 35,10]
Die Seligen werden den gegenwärtigen Gott immer anschauen, und durch
dieses höchste und vortrefflichste aller Geschenke werden sie der göttlichen
Wesenheit theilhaftig gemacht, und erlangen die wahre und ächte Glückseligkeit,
die wir so glauben müssen, wie im Symbole der Väter festgesetzt ist, dass wir
sie mit fester Hoffnung von der Güte Gottes erwarten müssen. Denn es heisst: Ich
erwarte eine Auferstehung der Todten und das ewige Leben der künftigen Welt.
IX. Wie der Mensch mit Gott in der Seligkeit vereinigt werde, wird durch ein Gleichniss erklärt.
Diess Alles ist göttlich, und kann nicht durch Worte erklärt öder
durch Nachdenken erfasst werden. Doch kann man ein Abbild dieser Glückseligkeit
auch in Dingen schauen, die in die Sinne fallen. Wie das Eisen, wenn man es in
Feuer legt, Feuer in sich aufnimmt, und obgleich sich seine Wesenheit nicht
ändert, doch etwas Anderes, nämlich Feuer, zu seyn scheint; ebenso werden die,
welche zu jener himmlischen Herrlichkeit Zutritt erlangt
haben, von der Liebe zu Gott entzündet, so davon durchdrungen, dass man, obschon
sie nicht aufhören, zu seyn, was sie sind, mit Recht sagen kann, sie seyen viel
weiter entfernt von denen, welche noch auf dieser Erde leben, als das
rothglühende Eisen von dem, welches keine Kraft der Wärme in sich enthält. Um
die Sache kurz, zu fassen, jene höchste und vollendete Glückseligkeit, die wir
die wesentliche nennen, besteht in dem Besitze Gottes. Denn was kann zur
vollkommenen Glückseligkeit dem noch mangeln, welcher den besten und
vollkommensten Gott besitzt?
X. Welches die zufälligen Güter seyen, von denen die Seligen umflossen sind.
1) Belohnung, ist ein zufälliges Gut der Glückseligkeit. 2) Wie die
Herrlichkeit der Glückseligen beschaffen ist, wesswegen die Glückseligkeit
selbst Herrlichkeit genannt wird. 3) Ehre der Glückseligen.
I. Zu jener wesentlichen Glückseligkeit kommen noch einige Zierden,
die allen Seligen gemein sind, und welche, da sie nicht so weit den menschlichen
Verstand übersteigen, unsere Gemüther heftiger zubewegen und anzueifern pflegen.
II. Dergleichen ist das, was der Apostel in seinem Briefe an die
Römer zu verstehen scheint: Herrlichkeil und Ehre, und
Friede Jedem; der da Gutes thut. [Rom. 2,10]
Die Glückseligen werden nicht nur jene Herrlichkeit genissen, die wir,
als wesentlich und mit ihrer Natur innig vereinigt darstellten, sondern auch
jene, welche in der klaren und deutlichen Kenntniss besteht, die Jeder von des
Andern ausgezeichneter und erhabener Würde haben wird.
III. Wie hoch aber muss man jene Ehre schätzen, welche ihnen von
Gott ertheilt wird, da sie nicht mehr Knechte, sondern Freunde , Brüder und
Kinder Gottes genannt werden! [Joh. 15,14][Joh. 20,173][Rom. 8,14] Daher wird unser Erlöser seine Auserwählten
mit den liebreichsten und ehrendsten Worten so anreden: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und nehmt das Reich in
Besitz, das euch bereitet ist, [Matth. 25,34]
so dass man mit Recht ausrufen kann: Zu sehr sind
deine Freunde verherrlicht worden, o Gott. [Ps.
38,17] Sie werden aber auch von Christus dem Herrn vor dem himmlischen
Vater und seinen Engeln mit Lobsprüchen gepriesen
worden. Wenn überdiess allen Menschen ein gemeinsames Verlangen nach Ehre,
welche von weisen Männern erwiesen wird, weil man sie für die tüchtigsten Zeugen
der Tugend hält, von Natur angeboren ist, um wie vieles höher müssen wir den
Zuwachs des Ruhmes der Seligen schätzen, da Einer dem Andern die höchste Ehre
erweisen wird.
XI. Mit welcher Menge von Gütern die Seligen in jenen ewigen Wohnungen werden überhäuft werden.
1) Die Glückseligkeit besteht aus allen Gütern des Leibes und der
Seele. 2) Das Irdische wird den Seligen verächtlich erscheinen.
I. Das Aufzählen aller Freuden, mit welchen die Herrlichkeit der
Seligen überhäuft seyn wird, wäre ohne Ende, und wir können es uns gar nicht
vorstellen. Doch müssen die Gläubigen überzeugt seyn, dass, was uns immer in
diesem Leben Angenehmes zu Theil werden oder gewünscht werden kann, mag es sich
auf die Erkenntniss des Verstandes oder auf den vollkommenen Zustand des Körpers
beziehen, das selige Leben im Himmel von allen diesen Gütern überströme, und
war, wie der Apostel sagt, in einem weit höhern Grade, als
et je ein Auge gesehen, ein Ohr gehört, oder >eines Menschen Sinn gekommen
ist. [I. Cor. 2,9] Der Körper, welcher vorher
fest und schwerfällig war, wird, wenn er im Himmel, nach abgelegter
Sterblichkeit, fein und geistig geworden ist, keiner Nahrungsmittel mehr
bedürfen; die Seele aber wird durch die Speise der ewigen Herrlichkeit, welche
der Zubereiter jenes grossen Gastmahles herumgehend Allen
reichen wird, [Luc. 12,37] mit der höchsten
Wollust gesättigt werden.
II. Wer aber soll kostbare Gewande, und königliche Zierden des
Körpers verlangen, wo man dergleichen Dinge nicht bedürfen wird, da Alle mit
Unsterblichkeit und Glanz umgeben, und mit der Krone des ewigen Ruhmes
geschmückt sind? [Apoc.
7,9] Wenn man aber den Besitz eines grossen und prachtvollen Hauses zur
menschlichen Glückseligkeit rechnet; was kann wohl Grösseres und Prachtvolleres
gedacht werden, als der Himmel, welcher allenthalben von der Liebe Gottes
erleuchtet wird? Als daher der Prophet sich die Schönheit der Wohnung Gottes
vorstellte, und von Begierde nach dem Besitze jener Wohnungen entbrannte, sagte
er: Wie lieblich sind deine
Wohnungen, Herr der Tugenden! Meine Seele verlangt und sehnt sich in Vorhöfe des
Herrn; mein Herz und mein Fleisch jubeln dem lebendigen Gotte! [Ps. 3,2]
Wie nun die Seelsorger sehnlichst wünschen sollen dass alle
Gemüther der Gläubigen so gesinnt seyn und diess einstimmig verlangen sollen, so
müssen auch alle ihre Mühe darauf verwenden damit es so sey.
XII. Den Seligen werden jenseits nicht die nämlichen Belohnungen ohne Unterschied zu Theil werden
Im Hause meines Vaters, spricht der Herr, sind
viele Wohnungen [Joh. 14,2] in welchen
grössere oder kleinere Belohnungen ausgetheilt werden, wie sie Jeder verdient.
Denn wer kärglich säet, der wird auch kärglich ärnten; wer
aber in Segnungen säet, wird auch in Segnungen ärnten. [II. Cor. 9,6] Daher sollen die Seelsorger die Gläubigen
nicht nur zu jener Glückseligkeit ermuntern sondern sie auch oft belehren, dass
die sicherste Weise sie zu erlangen darin bestehe, dass sie ausgerüstet mit
Glauben und Liebe im Gebete und im heilsamen Gebrauche der Sakramente ausharren
und sich in allen Pflichten der Wohlthätigkeit gegen den Nächsten üben. So
werden sie dann die Barmherzigkeit Gottes erlangen, welche Allen die ihn lieben
jene selige Herrlichkeit bereitet hat, so dass einst erfüllt wird was durch den
Propheten gesprochen wurde: Mein Volk wird sitzen im
Ueberflusse des Friedens und in den Wohnungen des Vertrauens und in herrlicher
Ruhe. [Isai. 39,18]
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