Montag, 3. Juni 2013

Catechismus Romanus - Ewiges Leben

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Dreizehntes  Hauptstück  - Vom zwölften Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses.

Ewiges Leben. 


 

I. Warum dieser Artikel zuletzt gesetzt wird, und wie viel daran liegt, ihn dem Volke oft zu erklären. 

 

Dieser Stoff wird in der zweiten Bitte des Vater Unser weitläufiger behandelt. Den Gläubigen wird das Schwerste bei'm Hinblicke auf das ewige Leben leicht. 


Die heiligen Apostel, unsere Führer, wollten das Glaubensbekenntniss mit dem Artikel vom ewigen Leben schliessen, sowohl weil die Gläubigen nach der Auferstehung des Fleisches nichts anders mehr, als die Belohnung im ewigen Lehen zu erwarten habe, als auch, damit jene vollkommene und mit allen Gütern überhäufte Glückseligkeit uns immer vor Augen schweben sollte, und wir belehrt würden, dass all unser Sinnen und Trachten auf sie gerichtet seyn müsse. Daher
sollen die Seelsorger bei der Unterweisung der Gläubigen nie versäumen, die Gemüther derselben durch Hinweisung auf die Belohnungen des ewigen Lebens anzufeuern, damit sie um des christlichen Namens willen auch das Beschwerlichste auf sich nehmen, es für leicht und sogar für angenehm halten, und so geneigter und muthiger gemacht werden, Gott zu gehorchen.

 

II. Was hier unter ewigem Leben verstanden werde. 

 

Ewiges Leben, bedeutet ewige Seligkeit.


Aber weil unter diesen Worten, welche hier zur Darstellung unserer Glückseligkeit gebraucht werden, viele Geheimnisse verborgen liegen, so müssen sie so erklärt werden, damit sie Jedem, so weit er es vermöge seiner Verständcskräfte fassen kann, klar und zugänglich seyen. Daher müssen die Gläubigen ermahnet werden, dass unter den Worten, ewiges Leben, nicht so fast ewige Fortdauer des Lebens, wozu auch die Teufel und bösen Menschen bestimmt sind, sondern die ewige Glückseligkeit, welche das Verlangen der Seligen stillt, verstanden werde.
So verstand es jener Gesetzgelehrte, welcher im Evangelium unsern Herrn und Erlöser fragte, was er thun müsse, um das ewige Leben zu erlangen; gleich als wollte er sagen: [Luct. 18,25] Was muss ich thun, damit ich an jenen Ort gelange, wo man vollkommene Glückseligkeit geniessen kann? So verstehen die heiligen Schriften diese Worte, wie man an mehreren Stelilen sehen kann.

 

III. Warum jene höchste Glückseligkeit mit den Worten ewiges Leben bezeichnet werde. 

 

1) Die Glückseligkeit besteht nicht in irdischen Dingen. 2) In diesem Leben kann die Glückseligkeit durch die Hoffnung beginnen. Die Glückseligkeit muss ewig seyn. Augustinus de civitate Dei lib. 12. c. 20. 3) Seligkeit ist freudiger Besitz aller Güter, ohne Beimischung irgend eines Uebels. 


I. Jene höchste Glückseligkeit ist mit diesem Namen vorzüglich desswegen bezeichnet worden, damit Niemand glaube, dass sie in körperlichen und hinfälligen Dingen, die nicht ewig dauern können , bestehe. Und dieses Wort Glückseligkeit konnte das nicht hinlänglich erklären, wovon geredet wurde, vorzüglich da es von der Meinung eitler Weisheit aufgeblasene Menschen gab, welche das höchste Gut in Dinge setzten, die man mit den Sinnen vernehmen kann. Diese vergehen und veralten, aber die Glückseligkeit wird nicht von der Zeit begränzt, vielmehr diese irdischen Dinge sind sehr weit von der wahren Glückseligkeil entfernt, und derjenige, welcher von der Liebe und Verlangen der Welt angezogen wird, entfernt sich weit von ihr. Denn es steht geschrieben: Liebet nicht die Welt, und nicht das, was in der Welt ist. Wer die Welt liebt, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. [I. Joh. 2,15] Und kurz hernach: Die Welt und ihre Begierliichheit vergeht. [I. Joh. 2,17] Das werden also die Seelsorger den Gemüthern der Gläubigen einzuprägen sich sehr angelegen seyn lassen, dass sie das Sterbliche verachten sollen, und dass sie in diesem Leben, in welchem wir nicht Bürger, sondern Fremdlinge sind [I. Petr. 2,11] , keine Glückseligkeit erlangen können.
II. Auch hier schon können wir mit Recht durch die Hoffnung selig genannt werden, wenn wir der Gottlosigkeit und den weltlichen Lüsten entsagen, und sittsam, gerecht und gottesfürchtig in dieser Welt leben, harrend der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichheit des grossen Gottes und unsers Erlösers Jesu Christi. [Tit. 2,12] Da diess aber sehr Viele, welche sich selbst für weise hielten, [Rom. 1,22]nicht einsahen, und die Seligkeit secy in diesem Leben zu suchen, vermeinten, so wurden sie thöricht, und stürzten in's grösste Elend.
III. Aber das Wort ewige Glückseligkeit lehrt uns noch überdiess, dass die einmal erlangte Glückseligkeit nimmer verloren werden könne, wie Einige fälschlich meinten. Denn die Seligkeit ist erfüllt mit allen Gütern ohne Beimischung irgend eines Uebels; und da sie das Verlangen des Menschen erfüllen soll, so besteht sie nothwendig in einem ewigen Leben; und der Selige muss auch sehnsüchtig wünschen, dass er jene Güter, welche er erlangt hat, immerfort geniessen möge. Wenn daher ihr Besitz nicht beständig und gewiss wäre, so müsste er nothwendig von der grössten Oual der Furcht des Verlurstes gepeinigt werden.

 

IV. Die ewige Seligheit kann mit Worten nicht ausgedrückt, und vom menschlichen Verstände nicht begriffen werden. 

 

1) Von der unaussprechlichen Herrlichkeit der Heiligen, und von den wesentlichen ??? Belohnungen. 2) Die Glückseligkeit kann durch ein eigenes Wort nicht ausgedruckt werden. 3) Das Leben wird als ein grosses, und zwar wie grosses Gut vo«n Allen verlangt. 4) Die Glückseligkeit lässt kein Uebel zu. Sie schllesst allesn Gute in sich ein. 


I. Wie gross das Glück der Seligen sey, die im himmlischen Vaterlande wohnen, und dass es von Niemanden ausser ihnen begriffen werden kann, das zeigen die Worte selbst, indem wir es das ewige Leben trennen. Denn wenn wir uns zur Bezeichnung eines Dinges einer Benennung bedienen, welche es mit vielen andern gemeinsam hat, so ersieht man daraus leicht, dass ein eigenes Wort mangle, wodurch jene Sache Vollkommen ausgedrückt werden kann. 
II. Da also die Glückseligkeit mit solchen Worten erklärt wird, welche sich nicht mehr auf die Seligen, als auf alle die beziehen; welche ewig leben, so kann uns diess zum Beweise dienen, dass sie eine zu erhabene und vortreffliche Sache sey, als dass wir ihren Inhalt mit einem eigenen Worte vollkommen bezeichnen könnten. Obschon dieser himmlischen Seligkeit in den heiligen Schriften viele andere Namen beigelegt werden, dergleichen sind: Reich Gottes, Christi, des Himmels, Paradies, heilige Stadt, neues Jerusalem, Haus des Vaters, so ist doch deutlich, dass keines derselben zur Erklärung ihrer Grösse hinlänglich sey. Daher sollen die Seelsorger die ihnen hier dargebotene Gelegenheit nicht verabsäumen, die Gläubigen durch die so grossen Belohnungen, welche unter dem Worte ewiges Leben begriffen sind, zur Gottesfurcht und Gerechtigkeit und zur Erfüllung aller Pflichten der christlichen Religion zu ermuntern.
III. Es ist bekannt, dass das Leben unter die grössten Güter, welche die Natur verlangt, gezählt werde. Und vorzüglich unter diesem Gute wird die Seligkeit begriffen, wenn wir sagen das ewige Leben. Wenn man nichts so sehr liebt, als diess kurze und jammervolle Leben, welches so vielen und mannigfachen Mühsalen unterworfen ist, dass man es mit grösserm Rechte Tod nennen könnte, wenn es nichts Lieblicheres, nichts Süsseres, als dieses Leben gibt, mit welchem Eifer, mit welcher Begierde müssen wir erst jenes ewige Leben suchen, welches nach allen überstandenen Leiden eine vollkommene und vollendete Pulle aller Güter enthält.
VI. Wie uns die heiligen Väter gelehrt haben, besteht die Glückseligkeit des ewigen Lebens in Befreiung von allen Uebeln und in Erlangung aller Güter. Von der Befreiung von den Uebeln haben wir in den heiligen Schriften die deutlichsten Beweise; denn in der geheimen Offenbarung steht, geschrieben: Sie werden nicht hungern, noch auch dursten; weder die Sonne wird sie quälen, noch eine Hitze; [Apoc. 7,16] und ferner: Gott wird jede Thräne von ihren Augen trocknen, und kein Tod wird ferner seyn, keine Trauer, kein Klagegeschrei, kein Schmerz wird mehr seyn, weil das erste vorüber ist. [Apoc. 21,4] Die Herrlichkeit der Seligen wird unermesslich, und die Gattungen wahrer Freude und Wollust werden unzahlbar seyn. Da die Grösse dieser Herrlichkeit unser Gemüth nicht fassen, und sie auf keine Weise in unser Herz eindringen kann, so ist es nothwendig, dass wir in sie, nämlich in die Freude des Herrn, eingehen, um ganz von ihr umflossen, das Verlangen des Herzens im Uebermasse zu befriedigen. [Matth. 25,21]

 

V. Welche Gattungen von Gütern die Seligen vorzüglich geniessen. 

 

Die Glückseligkeit ist zweifach, eine wesentliche und zufällige.


Obschon es leichter zu seyn scheint, wie der heilige Augustin sagt, die Uebel zu zahlen, von denen wir frei seyn werden, als die Güter und Freuden, die wir geniessen werden, so muss man sich doch bemühen, kurz und deutlich dasjenige zu erklären, was die Gläubigen zur Begierde nach Erlangung jener Glückseligkeit aneifern kann. Vorzüglich aber muss man auf jenen Unterschied aufmerksam machen, welchen die wichtigsten Kirchenschriftsteller uns überliefert haben; nämlich sie stellten dar, dass es zwei Gattungen von Gütern gebe, von denen die eine das Wesen der Glückseligkeit betrifft, und die andere auf die Gluckseligkeit folgt. Daher sie, des Unterrichtes wegen, jene die wesentlichen, diese die zufälligen Güter nannten.

 

VI. Worin die wesentliche und Hauptursache der ewigen Glückseligkeit bestehe.


Eine wesentliche Belohnung ist das Anschauen Gottes.


Die ächte Glückseligkeit, die wir gemeiniglich die wesentliche nennen, besteht darin, dnss wir Gott anschauen, und an seiner Schönheit Theil nehmen, der da ist die Quelle und der Ursprung aller Güte und Vollkommenheit. Das ist das ewige Leben, sagt Christus der Herr, dass sie dich, den allein wahren Gott erkennen, und Jesum Christum, den du gesandt hast. [Joh. 17,3] Und der heilige Johannes scheint diesen Ausspruch zu erklären, da er sagt: Theuerste, nun sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar, was wir seyn werden. Wir wissen aber, dass, wenn es enthüllt wird, wir ihm gleich seyn werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. [Joh. 3,2] Dadurch deutet er an, dass die Glückseligkeit aus diesen zwei Stücken bestehe, erstlich, dass wir Gott anschauen werden, wie er in seiner Natur und Wesenheit ist, zweitens, dass wir gleichsam Götter werden. Denn die, welche ihn geniessen, nehmen, obschon sie ihre eigene Wesenheit beibehalten, doch eine wunderbare und fast göttliche Gestalt an, so dass sie vielmehr Götter als Menschen zu seyn scheinen.

 

VI. Wie die Glückseligen auf irgend eine Weise die Natur und Gestalt Gottes anziehen. 

 

Die Seligen nähern sich sehr der göttlichen Natur.


Warum aber diess so geschehe erhellt daraus, weil jedes Ding entweder aus seiner Wesenheit, oder aus seiner Aehnlichkeit und Gestalt erkannt wird. Weil aber Gott nichts ähnlich ist, mit Hülfe dessen Aehnlichkeit wir zu seiner vollkommenen Erkenntniss gelängen könnten, so folgt daraus, dass Niemand dessen Natur und Wesenheit anschauen kann, wenn sich nicht die nämliche göttliche Wesenheit mit uns verbunden hat. Diess bedeuten jene Worte des Apostels: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in Räthsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. [I. Cor. 13,12] Den Ausdruck in Räthsel erklärt der heilige Augustin in einem zur Erkenntniss Gottes sehr geeigneten Gleichnisse. Auch der heilige Dionysius erklärt diess deutlich, da er behauptet, dass man durch kein von niedrigen Dingen genommenes Gleichniss Höheres erkennen könne. Durch ein von irgend einem körperlichen Dinge genommenes Gleichniss kann man die Wesenheit und Substanz eines Dinges nicht erklären, welches keinen Körper hat, da es unumgänglich nothwendig ist, dass die Aehnlichheit der Dinge weniger Körperliches und mehr Geistiges habe, als die Dinge selbst, auf deren Bild sie sich beziehen. Diess sieht man leicht bei der Erkenntniss aller Dinge. Weil es aber in der ganzen Schöpfung nichts gibt, das so rein und geistig wäre , dass es mit Gott verglichen werden könnte, so folgt hieraus, dass die göttliche Wesenheit aus keinem Gleichnisse vollkommen erkannt werden kann. Dazu kömmt auch, dass alle erschaffenen Dinge, bestimmte Gränzen der Vollkommenheit haben. Aber Gott ist'unendlich, und es kann keine Vergleichung mit einem erschaffenen Dinge seine Unermesslichkeit fassen. Daher bleibt uns die einzige Art zur Erkenntniss der göttlichen Wesenheit, dass sie sich mit uns verbinde, und unsern Verstand auf eine unglaubliche Weise erhöhe, so dass wir dadurch fähig werden, die Gestalt seiner Wesenheit zu betrachten.

 

VIII. Die Glückseligen werden durch das Licht der Herrlichkeit erleuchtet; und Alle sollen durch die Hoffnung zur Anschauung Gottes bewegt werden. 

 

Jene Fähigkeit erlangen wir durch das Licht der Herrlichkeit, und durch dessen Glanz erleuchtet, werden wir Gott, das wahre Licht, in seinem Lichte schauen. [Ps. 35,10] Die Seligen werden den gegenwärtigen Gott immer anschauen, und durch dieses höchste und vortrefflichste aller Geschenke werden sie der göttlichen Wesenheit theilhaftig gemacht, und erlangen die wahre und ächte Glückseligkeit, die wir so glauben müssen, wie im Symbole der Väter festgesetzt ist, dass wir sie mit fester Hoffnung von der Güte Gottes erwarten müssen. Denn es heisst: Ich erwarte eine Auferstehung der Todten und das ewige Leben der künftigen Welt.

 

IX. Wie der Mensch mit Gott in der Seligkeit vereinigt werde, wird durch ein Gleichniss erklärt. 

 

Diess Alles ist göttlich, und kann nicht durch Worte erklärt öder durch Nachdenken erfasst werden. Doch kann man ein Abbild dieser Glückseligkeit auch in Dingen schauen, die in die Sinne fallen. Wie das Eisen, wenn man es in Feuer legt, Feuer in sich aufnimmt, und obgleich sich seine Wesenheit nicht ändert, doch etwas Anderes, nämlich Feuer, zu seyn scheint; ebenso werden die, welche zu jener himmlischen Herrlichkeit Zutritt erlangt haben, von der Liebe zu Gott entzündet, so davon durchdrungen, dass man, obschon sie nicht aufhören, zu seyn, was sie sind, mit Recht sagen kann, sie seyen viel weiter entfernt von denen, welche noch auf dieser Erde leben, als das rothglühende Eisen von dem, welches keine Kraft der Wärme in sich enthält. Um die Sache kurz, zu fassen, jene höchste und vollendete Glückseligkeit, die wir die wesentliche nennen, besteht in dem Besitze Gottes. Denn was kann zur vollkommenen Glückseligkeit dem noch mangeln, welcher den besten und vollkommensten Gott besitzt? 

 

X. Welches die zufälligen Güter seyen, von denen die Seligen umflossen sind. 

 

1) Belohnung, ist ein zufälliges Gut der Glückseligkeit. 2) Wie die Herrlichkeit der Glückseligen beschaffen ist, wesswegen die Glückseligkeit selbst Herrlichkeit genannt wird. 3) Ehre der Glückseligen. 


I. Zu jener wesentlichen Glückseligkeit kommen noch einige Zierden, die allen Seligen gemein sind, und welche, da sie nicht so weit den menschlichen Verstand übersteigen, unsere Gemüther heftiger zubewegen und anzueifern pflegen.
II. Dergleichen ist das, was der Apostel in seinem Briefe an die Römer zu verstehen scheint: Herrlichkeil und Ehre, und Friede Jedem; der da Gutes thut. [Rom. 2,10] Die Glückseligen werden nicht nur jene Herrlichkeit genissen, die wir, als wesentlich und mit ihrer Natur innig vereinigt darstellten, sondern auch jene, welche in der klaren und deutlichen Kenntniss besteht, die Jeder von des Andern ausgezeichneter und erhabener Würde haben wird.
III. Wie hoch aber muss man jene Ehre schätzen, welche ihnen von Gott ertheilt wird, da sie nicht mehr Knechte, sondern Freunde , Brüder und Kinder Gottes genannt werden! [Joh. 15,14][Joh. 20,173][Rom. 8,14] Daher wird unser Erlöser seine Auserwählten mit den liebreichsten und ehrendsten Worten so anreden: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und nehmt das Reich in Besitz, das euch bereitet ist, [Matth. 25,34] so dass man mit Recht ausrufen kann: Zu sehr sind deine Freunde verherrlicht worden, o Gott. [Ps. 38,17] Sie werden aber auch von Christus dem Herrn vor dem himmlischen Vater und seinen Engeln mit Lobsprüchen gepriesen worden. Wenn überdiess allen Menschen ein gemeinsames Verlangen nach Ehre, welche von weisen Männern erwiesen wird, weil man sie für die tüchtigsten Zeugen der Tugend hält, von Natur angeboren ist, um wie vieles höher müssen wir den Zuwachs des Ruhmes der Seligen schätzen, da Einer dem Andern die höchste Ehre erweisen wird.

 

XI. Mit welcher Menge von Gütern die Seligen in jenen ewigen Wohnungen werden überhäuft werden. 

 

1) Die Glückseligkeit besteht aus allen Gütern des Leibes und der Seele. 2) Das Irdische wird den Seligen verächtlich erscheinen. 


I. Das Aufzählen aller Freuden, mit welchen die Herrlichkeit der Seligen überhäuft seyn wird, wäre ohne Ende, und wir können es uns gar nicht vorstellen. Doch müssen die Gläubigen überzeugt seyn, dass, was uns immer in diesem Leben Angenehmes zu Theil werden oder gewünscht werden kann, mag es sich auf die Erkenntniss des Verstandes oder auf den vollkommenen Zustand des Körpers beziehen, das selige Leben im Himmel von allen diesen Gütern überströme, und war, wie der Apostel sagt, in einem weit höhern Grade, als et je ein Auge gesehen, ein Ohr gehört, oder >eines Menschen Sinn gekommen ist. [I. Cor. 2,9] Der Körper, welcher vorher fest und schwerfällig war, wird, wenn er im Himmel, nach abgelegter Sterblichkeit, fein und geistig geworden ist, keiner Nahrungsmittel mehr bedürfen; die Seele aber wird durch die Speise der ewigen Herrlichkeit, welche der Zubereiter jenes grossen Gastmahles herumgehend Allen reichen wird, [Luc. 12,37] mit der höchsten Wollust gesättigt werden.
II. Wer aber soll kostbare Gewande, und königliche Zierden des Körpers verlangen, wo man dergleichen Dinge nicht bedürfen wird, da Alle mit Unsterblichkeit und Glanz umgeben, und mit der Krone des ewigen Ruhmes geschmückt sind? [Apoc. 7,9] Wenn man aber den Besitz eines grossen und prachtvollen Hauses zur menschlichen Glückseligkeit rechnet; was kann wohl Grösseres und Prachtvolleres gedacht werden, als der Himmel, welcher allenthalben von der Liebe Gottes erleuchtet wird? Als daher der Prophet sich die Schönheit der Wohnung Gottes vorstellte, und von Begierde nach dem Besitze jener Wohnungen entbrannte, sagte er: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Tugenden! Meine Seele verlangt und sehnt sich in Vorhöfe des Herrn; mein Herz und mein Fleisch jubeln dem lebendigen Gotte! [Ps. 3,2]
Wie nun die Seelsorger sehnlichst wünschen sollen dass alle Gemüther der Gläubigen so gesinnt seyn und diess einstimmig verlangen sollen, so müssen auch alle ihre Mühe darauf verwenden damit es so sey.

 

XII. Den Seligen werden jenseits nicht die nämlichen Belohnungen ohne Unterschied zu Theil werden 

 

Im Hause meines Vaters, spricht der Herr, sind viele Wohnungen [Joh. 14,2] in welchen grössere oder kleinere Belohnungen ausgetheilt werden, wie sie Jeder verdient. Denn wer kärglich säet, der wird auch kärglich ärnten; wer aber in Segnungen säet, wird auch in Segnungen ärnten. [II. Cor. 9,6] Daher sollen die Seelsorger die Gläubigen nicht nur zu jener Glückseligkeit ermuntern sondern sie auch oft belehren, dass die sicherste Weise sie zu erlangen darin bestehe, dass sie ausgerüstet mit Glauben und Liebe im Gebete und im heilsamen Gebrauche der Sakramente ausharren und sich in allen Pflichten der Wohlthätigkeit gegen den Nächsten üben. So werden sie dann die Barmherzigkeit Gottes erlangen, welche Allen die ihn lieben jene selige Herrlichkeit bereitet hat, so dass einst erfüllt wird was durch den Propheten gesprochen wurde: Mein Volk wird sitzen im Ueberflusse des Friedens und in den Wohnungen des Vertrauens und in herrlicher Ruhe. [Isai. 39,18]

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