Montag, 1. Mai 2017

9. Sonntag nach Pfingsten - hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 7-9
Luk 19, 41-47
Auslegung des hl. Papstes Gregor
Daß der Herr hier unter Tränen die Zerstörung Jerusalems schildert, wie sie unter den römischen Kaisern Vespasian und Titus erfolgte, das weiß jeder, der die Geschichte dieser Zerstörung gelesen hat. Die römischen Kaiser sind gemeint, wenn er sagt: Es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde dich mit einem Walle umgeben. Und weiter: Sie werden in dir keinen Stein auf dem anderen lassen. Damit ist auch schon die Verlegung dieser Stadt bezeugt; denn jetzt erhebt sie sich an der Stelle, wo einst der Herr vor dem Tore gekreuzigt wurde; das alte Jerusalem wurde also, so wie er sagt, von Grund aus zerstört. Dann wird auch der Grund angegeben, warum die Strafe der Zerstörung über sie verhängt wurde: Weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast. Der Schöpfer der Menschen hat sich nämlich herabgelassen, sie durch seine geheimnisvolle Menschwerdung heimzusuchen. Sie aber dachte nicht daran, ihm Ehrfurcht und Liebe zu erweisen. Deshalb tadelt auch der Prophet die Herzen der Menschen und ruft die Vögel des Himmels als Zeugen an, indem er sagt: Der Sperber am himmel kennt keine Zeit, die Turteltaube, die Schwalbe und der Storch halten ihre Zeit ein, wann sie wiederkommen sollen, mein Volk aber kennt nicht das Gericht des Herrn. Der Erlöser weinte schon im voraus über den Untergang der glaubenslosen Stadt; die Stadt selbst hatte keine Ahnung, daß es so kommen werde. Mit Recht spricht der Herr unter Tränen zu ihr: Wenn doch auch du es erkänntest, dann würdest auch du, so ist zu ergänzen, weinen. Jetzt lebst du fröhlich dahin, weil du nicht weißt was dir bevorsteht. Darum heißt es weiter: Und zwar, an diesem deinem Tage, was dir zum Frieden dient. Obgleich sie sich irdischen Lüsten hingab und das drohende Unheil nicht ahnte, ward ihr doch an ihrem Gnadentage geboten, was ihr zum Frieden hätte dienen können.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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