Dienstag, 2. Mai 2017

10. Sonntag nach Pfingsten - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Luk. 18, 9-14
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Hätte dieser Pharisäer doch wenigstens gesagt: Ich bin nicht wie viele Menschen! Was heißt das: Die übrigen Menschen anders als: alle, ich allein ausgenommen? Ich bin ein Gerechter, meint er, alle anderen sind Sünder. Ich bin nicht wie die übrigen Menschen, wie die Ungerechten, die Räuber, die Ehebrecher. und seht, der Zöllner, der in seiner Nähe steht, wird ihm zum anlaß, sich noch mehr zu überheben; er fährt fort: so wie dieser Zöllner da. Ich bin ganz allein, will er sagen; dieser da gehört auch zu der Sorte der andern. Ich bin nicht so, wie dieser, und zwar wegen meiner gerechten Werke; ich bin kein Sünder. Ich faste zwei mal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich besitze. Sieh einmal in seinen Worten nach, welche Bitte er an Gott richtete: du wirst nichts finden. Er ging hinauf um zu beten; aber er wollte nicht zu Gott beten, sondern nur sich selbst loben. Nicht genug damit, daß er nicht zu Gott betete, sondern nur sich selbst rühmte, er spottete auch noch obendrein über den, der betete. Der Zöllner aber blieb von ferne stehen, und doch kam er Gott näher; sein schuldbeladenes Herz hielt ihn zurück, aber sein inniges Gebet führte ihn zum Herrn. Der Zöllner blieb von ferne stehen, doch der Herr schaute aus der nähe zu ihm herab. Der Herr ist erhaben und schaut in Gnaden auf das Niedrige; die Stolzen aber, wie dieser Pharisäer einer war, sieht er nur von ferne. Den Stolz sieht Gott zwar von ferne, aber er verzeiht ihn nicht. Höre noch weiter von der Demut des Zöllners! Nicht genug damit, daß er von ferne stehen blieb; er erhob nicht einmal seine Augen zum Himmel. Damit Gott auf ihn herabblicke, schaute er selbst nicht auf. Höre noch weiter: Er schlug an seine Brust. Er bekannte sich als strafwürdig; deshalb verzieh ihm der Herr, weil er seine Schuld bekannte. Er schlug an seine Brust und sprach: Herr, sei mir Sünder gnädig! Seht, der betet. Was Wunder, wenn Gott ihm verzeiht, da er selbst seine Schuld bekennt?
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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