Mittwoch, 10. Mai 2017

19. Sonntag nach Pfingsten - Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 23, 1-14
Auslegung des hl. Papstes Gregor
Ich weiß, ich hab schon häufig gesagt, daß im heiligen Evangelium gewöhnlich die Kirche auf Erden als Himmelreich bezeichnet wird; die Gemeinschaft der Gerechten wird eben Himmelreich genannt. Der Herr spricht ja durch den Propheten: Der Himmel ist mein Thron; und Salomon sagt: Sie Seele der Gerechten ist der Thron der Weisheit; und auch der hl. Paulus nennt Christus die Kraft Gottes und Weisheit Gottes. So können wir also ohne Bedenken folgenden Schluss ziehen: Wenn Gott die Weisheit, die Seele des Gerechten der Thron der Weisheit ist, wenn die Wohnung gottes, himmel genannt wird, dann ist die Seele des Gerechten der Himmel. Darum sagt der Psalmist von den heiligen Predigern: Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes. Das Himmelreich ist also die Gemeinschaft der Gerechten; weil ihre Herzen nichts irdisches erstreben, sondern nur nach überirdischen verlangen, darum herrscht der Herr schon in ihnen so, wie im Himmel. Nun heißt es: Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohne Hochzeit hielt. Ihr wißt schon, liebe Brüder, wer dieser König, der Vater des königlichen Sohnes ist; der ist es, zu dem der Psalmist spricht: Gott gib dein Gericht dem König, Dein Recht dem Königsohn. Dieser hielt seinem Sohne Hochzeit. Gott Vater hielt seinem göttlichen Sohne Hochzeit, als er im Schoß der Jungfrau die menschliche Natur mit ihm vermählte, als er wollte, daß er, der Gott war vor aller Zeit, Mensch werde in der Fülle der Zeiten. Eine eheliche Verbindung besteht stets aus zwei Personen. Doch sei es fern von uns, zu glauben, die Person unseres Erlösers, des Gottmenschen Jesus Christus, sei aus zwei Personen zusammengesetzt. Wir glauben, daß er aus zwei Naturen und in zwei Naturen besteht; aber die Lehre, daß in ihm zwei Personen vereinigt sind, lehnen wir als irrig ab. Ganz offen und sichen dürfen wir also behaupten, daß der Vater seinem königlichen Sohne Hochzeit hielt, als er ihm auf Grund der geheimnisvollen Menschwerdung die heilige Kirche vermählte. Der Schoß der jungfäulichen Mutter war das Brautgemach dieses Bräutigams. Deshalb sagt auch der Psalmist: In der sonne hat er sein Zelt errichtet und tritt hervor wie ein Bräutigam aus seinem Brautgemache.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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