Donnerstag, 27. April 2017

4. Sonntag nach Pfingsten - hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 7-9
Luk. 5, 1-11
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Der Herr heilte viele von allen möglichen Krankheiten; da ließ sich die volksmenge weder durch die Zeit noch durch die Örtlichkeit in ihrem Verlangen nach Heilung aufhalten. Der abend brach herein, sie folgten ihm weiter; der See lag vor ihnen, sie drängten ihm nach; da stieg er in das Schiff des Petrus. Das ist das Schiff, das nach Matthäus noch von den Wogen hin und her geschleudert, nach Lukas mit fischen angefüllt wird; man kann hier also sowohl die Schwierigkeiten der Kirche bei ihrem Entstehen wie auch ihr üppiges Wachstum in den späteren Zeiten erkennen. Die Fische sind die, die in diesem Leben dahinschwimmen. Beim ersten Evangelisten schläft christus, beim anderen lehrt er seine Jünger; für Laue schläft er, für vollkommene wacht er. Dieses Schiff leidet keinen Schiffbruch; denn hier führt die Klugheit das Ruder, der Unglaube findet keinen Platz, der Glaube läßt die Segel schwellen. Wie konnte es auch in Gefahr geraten, da es doch von dem gelenkt wurde, der die Grundfeste der Kirche ist? Gefahr drohte dort, wo der Glaube noch schwach war; hier herrscht Ruhe und Sicherheit, weil hier die Liebe vollkommen ist. Während den anderen befohlen wurde, ihre Netze auszuwerfen, wurde dem Petrus allein gesagt: Fahr hinaus in die Tiefe; d.h. in die Tiefe der göttlichen Geheimnisse. Was ist so tief als die Tiefe  der Reichtümer Gottes zu schauen, den Sohn Gottes zu erkennen, Zeugnis abzugeben von seiner göttlichen Abstammung? Wohl kann unser Geist durch rein menschliches Nachgrübeln sie nicht erfassen, aber die Fülle des Glaubens hält sie fest. Denn wenn ich auch nicht verstehen kann, wie er gezeugt wurde, so muss ich dennoch wissen, daß er gezeugt wurde. Die art wie er ins Dasein trat, kenne ich nicht, aber den, der ihm das Dasein gab, kenne ich. Wir waren nicht dabei, als der Sohn Gottes vom Vater gezeugt wurde, aber wir waren dabei, als er vom Vater für den Sohn Gottes erklärt wurde. Wenn wir Gott nicht glauben wollen, wem wollen wir dann überhaupt glauben? Denn alles, was wir glauben, glauben wir, entweder weil wir es sehen oder weil wir es hören. Das Auge täuscht sich oft, das Ohr aber vermittelt uns den Glauben.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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