Montag, 20. März 2017

Oktavtag des Herz-Jesu-Festes - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Joh. 19, 31-37
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Als sie aber zu Christus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerbrachen sie seine Gebeine nicht, sondern einer von den soldaten öffnete mit der LAnze seine Seite und sogleich floß Blut uns Wasser heraus. Der Evangelist drückt sich vorsichtig aus; er sagte nicht: Er durchbohrte seine Seit, oder er verwundete sie, oder sonst etwas, sondern: er öffnete sie. Dort sollte ja gewissermaßen das Tor zum Leben aufgetan werden. Dort floßen die Sakramente der Kirche heraus, ohne die man zum Leben, welche das wahre Leben ist, nicht eingehen kann. Jenes Blut war vergossen zur Vergebung der Sünden. Jenes Wasser bietet einen Trank des Heiles; es dient als Bad und als Trank. Darauf wies schon hin, daß Noe an der Seite der Arche eine Tür anbringen musste, damit die Tiere, die in der Sündflut nicht untergehen sollten, hineingehen konnten; sie waren ein Vorbild der Kirche. Deshalb wurde das erste Weib aus der Seite des schlafenden Mannes gebildet und Leben und Mutter der Lebenden genannt. Das deutete ein großes Gut an vor dem großen Unglück des Sündenfalles. Hier aber entschlief der zweite Adam mit geneigtem Haupt am Kreze; aus dem, was bei seinem Entschlafen aus seiner Seite floß, wurde seine Braut gebildet. O Tod, durch den die Toten wieder Leben erlangen! Was ist reiner als dieses Blut? Was ist heilbringender als diese Wunde? Und der das sah, heißt es, gibt Zeugnis davon, und sein Zeugnis ist wahr; und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet. Er hat nicht gesagt: damit auch ihr es wißt, sondern damit ihr glaubet. Denn der, der es gesehen hat weiß es; wer es nicht gesehen hat, der soll seinem Zeugnis glauben. Zum Glauben gehört in erster Linie das Fürwahrhalten, weniger das Sehen. Zwei Zeugnisse aus der Heiligen Schrift führt er an für die beiden Tatsachen, die er berichtet. Er hatte nämlich gesagt: Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerbrachen sie seine Gebeine nicht. Darauf bezieht sich das Schriftwort: Ihr sollt kein Bein an ihm zerbrechen. Diese Weisung war denen gegeben worden, die gemäß dem alten Gesetz Pascha feiern sollten durch Schlachtung eines Lammes. Das war ein Schattenbild des Todesleidens unseres Herrn gewesen. Daher wurde auch Christus, unser Osterlamm, geschlachtet; vom ihm hatte ja der Prophet Isaias geweissagt: Wie ein Lamm wird er zur Schlachtbank geführt. Dann hatte der Evangelist weiter berichtet: Sondern einer von den Soldaten öffnete mit der Lanze seine Seite. Darauf bezieht sich die zweite Schriftstelle: Sie werden schauen auf den, den sie durchbohrt haben. Damit ist vorausgesagt, daß Christus in dem Fleische, in dem er gekreuzigt wurde, wiederkommen wird.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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