12.Juni
Lesung 4-6 
Johannes wurde zu Sahagun in Spanien von vornehmen Eltern geboren; 
nachdem sie lange kinderlos gewesen, erhielten sie ihn auf ihre frommen 
Werke und Gebete hin von Gott geschenkt. Schon von früher Jugend an gab 
er herrliche Beweise seiner späteren Heiligkeit; so hielt er von einem 
höhergelegenen Platze aus häufig Ansprachen an die andern Knaben, 
ermahnte sie zur Tugend und Frömmigkeit und schlichtete ihre 
Streitigkeiten. In seiner Vaterstadt wurde er den Benediktinern von St. 
Fakundus anvertraut und erhielt von ihnen den ersten Unterricht. Schon 
während seiner Studienzeit sorgte sein Vater, daß er Pfarrer wurde und 
eine Pfarrei erhielt; doch der junge Mann war in keiner Weise dazu zu 
bewegen, sie zu behalten. Er trat in den Dienst des Bischofs von Burgos 
und wurde infolge seiner vortrefflichen Tüchtigkeit dessen Vertrauter; 
von ihm wurde er auch zum Priester geweiht und zum Domherrn ernannt und 
erhielt von ihm mehrere gute Pfründen. Er verließ jedoch den Hof des 
Bischofs wieder, um ungestörter Gott dienen zu können, und verzichtete 
auf alle kirchlichen Einkünfte. Er übernahm die Sorge für eine kleine 
Kapelle, feierte dort täglich die heilige Messe und predigte oft zur 
größten Erbauung seiner Zuhörer. Später ging er studienhalber nach Salamanka und trat dort in das 
berühmte Kolleg des heiligen Bartholomäus ein; hier übte er sein 
priesterliches Amt aus, oblag seinen geliebten Studien und widmete sich 
gleichzeitig auch ständig der Predigttätigkeit. Als er in eine sehr 
schwere Krankheit fiel, machte er das Gelübde, ein noch strengeres Leben
 zu beginnen. Zu diesem Zweck begab er sich in das Kloster vom heiligen 
Augustin, das damals ob seiner strengen Zucht in hoher Blüte stand. 
Zuvor schenkte er noch einem halbnackten Armen den besten von den zwei 
Anzügen, die er noch hatte. Er wurde ins Kloster aufgenommen und 
übertraf durch Gehorsam und Demut, durch Wachen und Beten selbst ältere 
Ordensleute. Es wurde ihm die Sorge für den Tisch übertragen; da genügte
 einmal ein Fäßchen Wein, nachdem er es angerührt hatte, ein ganzes Jahr 
lang reichlich für alle Mönche. Nach Vollendung des Noviziates übernahm 
er auf Geheiß seines Obern das Amt eines Predigers. Damals wüteten zu 
Salamanka blutige Parteikämpfe; göttliches und menschliches Recht waren 
in Verwirrung geraten; fast stündlich geschahen Mordtaten; vom Blute 
aller Stände, besonders der Adeligen, waren nicht nur die Straßen und 
Plätze, sondern sogar die Kirchen befleckt. Johannes jedoch beschwichtigte durch seine Predigten und durch 
persönliche Unterhandlungen die Gemüter der Bürger und stellte die Ruhe 
in der Stadt wieder her. Einen vornehmen Mann beleidigte er schwer, da 
er ihm seine Grausamkeit gegen seine Untergebenen vorhielt. Darum sandte
 dieser ihm zwei Reiter nach, die ihn unterwegs ermorden sollten. Diese 
waren auch schon ganz nahe bei ihm; da ließ Gott plötzlich einen 
Schrecken über sie kommen, und sie blieben mit ihren Pferden unbeweglich
 stehen, bis sie dem Gottesmann zu Füßen fielen und ihn um Verzeihung 
für ihr schlimmes Vorhaben baten. Auch der vornehme Mann wurde plötzlich
 von einer schrecklichen Krankheit erfaßt und hatte die Hoffnutng auf 
Genesung schon aufgegeben; da rief er Johannes herbei, bereute seine Tat
 und wurde wieder gesund. Auch mehreren Männern von dessen Partei, die 
mit Stöcken über ihn herfallen wollten, wurden die Arme steif, und die 
Kraft kehrte nicht eher wieder, bis sie ihn wegen ihres Vergehens um 
Verzeihung baten. Wenn er die heilige Messe feierte, durfte er häufig 
Christus, den Herrn, gegenwärtrig schauen und aus dem Urquell der 
Gottheit himmlische Gnaden schöpfen. Oftmals durchschaute er die 
Geheimnisse der Herzen und sagte ganz ungewöhnliche kommende Ereignisse 
voraus. Die siebenjährige Tochter seines Bruders erweckte er vom Tode. 
Zuletzt sagte er noch seinen Todestag voraus, empfing die Sakramente der
 Kirche mit großer Andacht und beschloß seinen Lebenslauf. Vor und nach 
seinem Tode wurde er durch viele Wunder verherrlicht. Nachdem diese 
ordnungsgemäß geprüft waren, nahm ihn Alexander VIII. in die Zahl der 
Heiligen auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937) 
 
 
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