Mittwoch, 22. März 2017

Hl. Jungfrau Juliana von Falconieri - Vita aus dem Brevier

19. Juni
Lesung 4-6
Juliana stammte aus der vornehmen Familie Falconieri; ihr Vater hieß Clarissimo; er baute die Kirche St. Maria Annunziata in Florenz von Grund auf auf seine Kosten in prachtvoller Weise, wie man sie jetzt noch sehen kann; ihre Mutter hieß Reguardata. Als beide schon alt und bis dahin kinderlos gewesen waren, wurde ihnen diese Tochter im Jahre 1270 geboren. Schon von der Wiege an gab sie ganz klare Proben ihrer späteren Heiligkeit; hörte man sie doch mit lallenden Lippen ohne jede Anleitung die lieblichen Namen Jesus und Maria aussprechen. Als sie ins Mädchenalter eintrat, widmete sie sich ganz den christlichen Tugenden und zeichnete sich darin so aus, daß ihr seliger Onkel Alexius, der durch sein Wort und sein Beispiel ihre Erziehung leitete, kein Bedenken trug, ihrer Mutter zu erklären, sie habe nicht ein Mädchen, sondern einen Engel geboren. Denn sie war in ihren Blicken und ihrem Benehmen ganz eingezogen und von jeder, selbst der geringsten Verfehlung frei; während ihres ganzen Lebens erhob sie niemals ihre Augen, um ein männliches Wesen anzuschauen, und zitterte schon, wenn sie nur das Wort Sünde hörte; ja, von der Erzählung eines Verbrechens war sie so betroffen, daß sie auf der Stelle fast tot zusammenstürzte. Noch nicht 15 Jahre alt, verzichtete sie auf ihren reichen Familienbesitz und auf die irdische Ehe und gelobte Gott feierlich in die Hände des heiligen Philipp Benitius ihre Jungfräulichkeit; von ihm erhielt sie auch als erste von allen das Ordensgewand der sogenannten Mantellaten. Dem Beispiele Julianas folgten sehr viele Frauen aus den vornehmsten Familien, ja selbst ihre Mutter überließ sich der frommen Leitung ihrer Tochter; die Zahl der Mitglieder wuchs allmählich so sehr, daß sie den Orden der Mantellaten begründen konnte; sie gab ihm auch ganz weise und heilige Lebensregeln. Da der heilige Benitius ihr Tugendleben genau kannte, wollte er auf seinem Todesbette niemandem anders als Juliana nicht nur den weiblichen Zweig, sondern den ganzen Orden der Serviten, den er ausgebreitet und geleitet hatte, anvertrauen. Sie aber dachte stets bescheiden von sich selbst; und obwohl sie die Lehrmeisterin aller war, wollte sie dennoch durch alle möglichen häusliche, selbst durch niedrige Arbeiten Schwestern dienen. Ganze Tage brachte sie in ununterbrochenem Gebete zu; dabei geriet sie sehr oft in Verzückung. Wenn noch etwas Zeit blieb, verwandte sie diese auf die Beilegung der Streitigkeiten unter den Bürgern, auf das Zurückführen der Lasterhaften vom bösen Pfad und auf die Pflege der Kranken; oftmals sog sie diesen mit ihrem Munde den Eiter aus den Geschwüren und brachte ihnen dadurch Genesung. Ihren Leib peinigte sie häufig mit Geißeln, mit Kettenknoten und eisernen Gürteln, durch Nachtwachen und durch Liegen auf bloßem Boden. An vier Tagen der Woche begnügte sie sich mit ganz karger, einfacher Nahrung, an den beiden anderen Tagen mit dem Brote der Engel; ausgenommen war nur der Samstag, an dem sie sich mit Brot und Wasser nährte. Infolge dieser strengen Lebensweise zog sie sich eine Magenkrankheit zu; diese wurde immer schlimmer und führte in ihrem 70. Lebensjahr ihr Ende herbei. Die Beschwerden der langwierigen Krankheit ertrug sie mit heiterem Antlitz und unwandelbarer Geduld; nur über eines hörte man sie klagen, daß ihr, weil sie keine Speise zu sich nehmen und behalten konnte, aus Ehrfurcht vor dem heiligen Sakrament der Empfang der heiligen Kommunion unmöglich war. In ihrer Not bat sie einen Priester, er möge das heilige Brot bringen und es ihr, da sie es mit dem Munde nicht empfangen konnte, wenigstens außen auf ihre Brust legen. Der Priester erfüllte ihre Bitte, und wunderbarerweise verschwand in demselben Augenblick das Himmelsbrot und Juliana hauchte mit heiterem, lächelndem Angesichte ihre Seele aus. Diese Sache schien unglaublich, bis man ihren jungfräulichen Leib der Sitte gemäß zum Begräbnis herrichtete. Da fand man nämlich auf ihrer Brust an der linken Seite, gleich einem Siegel ins Fleisch eingedrückt, die Form einer Hostie, die das Bild des gekreuzigten Heilandes darstellte. Die Kunde von diesem und noch anderen Wundern verschaffte ihr nicht nur in Florenz, sondern in der ganzen christlichen Welt höchste Verehrung. Diese steigerte sich im Laufe von vier Jahrhunderten so sehr, daß schließlich Papst Benedikt XIII. für ihren Festtag dem ganzen Servitenorden ein eigenes Stundengebet gestattete. Da sie aber von Tag zu Tag immer mehr durch neue Wunder verherrlicht wurde, nahm sie Klemens XII., der großmütige Gönner dieses Ordens, in das Verzeichnis der heiligen Jungfrauen auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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