Mittwoch, 29. März 2017

Hl. Bekenner Hieronymus Ämilianus - Vita aus dem Brevier

20. Juli
Lesung 4-6
Hieronymus stammte aus der Patrizierfamilie Ämiliani in Venedig. Von frühester Jugend an widmete er sich dem Kriegsdienste und wurde in schwierigen politischen Zeiten Kommandant von Castranuovo am Guaro in den Bergen von Treviso. Als die Burg von den Feinden erobert wurde, wurde er, an Händen und Füßen gefesselt, in einen ganz schmutzigen Kerker geworfen. Von jeglicher menschlicher Hilfe entblößt, stand ihm hier auf sein Bitten hin die allerseligste Jungfrau gnädig bei, löste seine Fesseln und führte ihn mitten durch die Feinde hindurch, die alle Wege besetzt hielten, unversehrt bis vor Treviso. Er ging in die Stadt und hängte am Altar der Gottesmutter, der er sich geweiht hatte, die Handschellen, die Fußfesseln und die Ketten, die er mitgebracht hatte, zum Zeichen der erlangten Rettung auf. Er kehrte dann nach Venedig zurück und fing an, die Übungen der Frömmigkeit noch eifriger zu pflegen; mit wunderbarer Hingabe widmete er sich den Armen, zumal der Kinder nahm er sich an, die elternlos, hilflos und schmutzig in der Stadt umherirrten. Er nahm sie in ein gemietetes Haus auf, unterhielt sie auf seine Kosten und sorgte für ihre christliche Erziehung. Damals waren gerade der heilige Cajetan und Petrus Carafa, der spätere Papst Paul IV., nach Venedig gekommen. Diese billigten die Absicht des Hieronymus sowie seine neue Methode, die Waisenkinder zu sammeln und führten ihn in das Spital der Unheilbaren, damit er dort die Waisen erziehe und und gleichzeitig auch den Kranken in gleicher Liebe diene. Auf ihre Mahnung hin ging er auch in die benachbarte Gegend und erbaute zunächst Brescia, dann zu Bergamo und Como Waisenhäuser, besonders zu Bergamo, wo er außer zwei Anstalten, einer für Knaben und einer für Mädchen, ein ganz neues Haus eröffnete, wie es in dieser Gegend noch unbekannt war, zur Aufnahme von Personen weiblichen Geschlechtes, die vom Lasterleben zur Buße sich bekehrten. Dann ließ er sich in Somasco nieder, einem einfachen Dorf im Gebiet von Bergamo an der Grenze Venetiens, erbaute dort für sich und die Seinen ein Haus und verfaßte die Regeln für eine Genossenschaft, die deshalb den Namen Somascer erhielt; diese wuchs in der Folge und breitete sich aus; sie widmete sich nicht nur der Erziehung der Waisen und dem Gottesdienst, sondern zum großen Nutzen der christlichen Gesellschaft auch dem Unterricht junger Leute in den Wissenschaften und guten Sitten in Kollegien, Akademien und Seminarien. Der heilige Pius V. nahm sie unter die religiösen Orden auf, andere Päpste statteten sie mit Privilegien aus. Um die Waisenkinder zu sammeln, ging er nach Mailand und Pavia. In beiden Städten brachte er ganze Scharen von Kindern zusammen und beschaffte mit Unterstützung vornehmer Männer für sie ein Obdach, Nahrung, Kleidung und Lehrer. Von dort kehrte er nach Somasco zurück. Allen wurde er alles; vor keiner Arbeit scheute er zurück, von der er sah, daß sie dem Nächsten nützlich sein könnte. Er schloß sich den auf den Feldern zerstreuten Landarbeitern an, bot sich ihnen als Gehilfen beim Ernten der Früchte an und erklärte ihnen dabei die Geheimnisse des Glaubens. Er reinigte die mit Ausschlag bedeckten Köpfe der Knaben und behandelte sie mit liebevoller Geduld. Er heilte die eiternden Wunden der Bauern mit solchem Erfolg, daß man glaubte, er sei mit der Gabe der Krankenheilung begnadet. Auf dem Berge oberhalb Somascos fand er eine Höhle; darin verbarg er sich nun. Hier geißelte er sich, brachte ganze Tage nüchtern zu, dehnte das Gebet bis in die späte Nacht aus, gönnte sich auf einem bloßen Stein nur einen kurzen Schlaf und sühnte so seine und der anderen Sündenstrafen. Ganz im Innern dieser Höhle sprudelte aus einem trockenen Stein Wasser hervor; wie eine ununterbrochene Überlieferung meldet, wurde dies auf die Bitten des Dieners Gottes hin bewirkt; es fließt ohne Unterlaß bis auf den heutigen Tag; es wird in die verschiedenen Gegenden versandt und bringt den Kranken sehr oft Genesung. Schließlich zog er sich durch Ansteckung einer Seuche, die sich im ganzen Tale ausbreitete, da er die Kranken bediente und die Toten auf seinen Schultern zu Grabe trug, eine Krankheit zu und starb, wie er kurz zuvor vorausgesagt hatte, im Alter von 56 Jahren eines seligen Todes im Jahre 1537. In seinem Leben und nach dem Tode wurde er durch viele Wunder verherrlicht; Benedikt XIV. nahm ihn unter die Seligen, Klemens XIII. in feierlicher Weise unter die Heiligen auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)  

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