Mittwoch, 22. März 2017

Hl. Bekenner Aloisius von Gonzaga - Vita aus dem Brevier

21. Juni
Lesung 4-6
Aloisius war der Sohn des Markgrafen Ferdinand Gonzaga von Castiglione-Stiviere. Weil Gefahr für sein Leben bestand, mußte er schnell getauft werden und wurde also sozusagen eher für den Himmel als für die Erde geboren. Diese Erstlingsgnade bewahrte er mit solcher Standhaftigkeit, daß man glauben konnte, er stehe ganz fest in der Gnade. Beim ersten Erwachen der Vernunft weihte er sich sogleich Gott dem Herrn und führte nun ein von Tag zu Tag heiligeres Leben. Mit 9 Jahren gelobte er zu Florenz vor dem Altar der allerseligsten Jungfrau, die er stets als seine Mutter verehrte, ewige Jungfräulichkeit; und er bewahrte sie auch unter dem besonderen Beistand der göttlichen Gnade; nie geriet sie durch eine Anfechtung des Geistes oder des Fleisches in Gefahr. Auch die anderen Leidenschaften begann er schon in diesem Alter so tapfer zu unterdrücken, daß er später nicht einmal die leiseste Regung verspürte. Seine Sinne, vor allem die Augen, hielt er streng in Zucht; er schaute nicht nur Maria von Österreich, der er mehrere Jahre hindurch wie alle Edelknaben des Königs von Spanien fast täglich seine Aufwartung machen mußte, nie ins Angesicht, er war auch im Anblick seiner Mutter sehr zurückhaltend; deshalb wurde er mit Recht ein Mensch ohne Fleisch oder ein Engel im Fleisch genannt. Mit dieser Wachsamkeit über seine Sinne verband er strenge Abtötung seines Körpers. Er fastete dreimal in der Woche, und zwar meist bei etwas Wasser und Brot; dabei war sozusagen seine ganze Lebenszeit ein beständiges Fasten, da seine Mahlzeit kaum eine Unze ausmachte. Oft geißelte er sich dreimal im Tag mit Stricken oder Ketten; zu den Geißeln fügte er manchmal noch Hunderiemen, zu den Bußgürteln Pferdesporen. In das weiche Bett legte er heimlich Holzstücke, so daß es ganz hart wurde; das tat er auch in der Absicht, eher zum Gebet zu erwachen; denn einen großen Teil der Nacht brachte er, auch mitten im Winter, nur mit einem Hemd bekleidet, auf den Knien liegend oder vor Schwäche auf den Boden hingestreckt, mit der Betrachtung göttlicher Dinge zu. Auch bei Tag hielt er so drei, vier oder fünf Stunden unbeweglich aus, bis er wenigstens eine Stunde ohne die geringste Zerstreuung hinbringen konnte. Der Lohn dieser anhaltenden Bemühungen war die stete Sammlung seines Geistes beim Gebet, so daß er nie auf andre Dinge abschweifte, vielmehr wie in einer ununterbrochenen Verzückung ganz in Gott versunken war. Um ihm ganz anzugehören, schloß er sich schließlich nach dreijährigem harten Kampfe mit seinem Vater, nach Verzicht auf seine Rechte auf die Fürstenkrone zugunsten seines Bruders, zu Rom der Gesellschaft Jesu an, zu der er schon zu Madrid durch eine himmlische Stimme gerufen worden war. Schon im Noviziat galt er als ein Meister in allen Tugenden. Sehr genau war er in der Beobachtung selbst der kleinsten Vorschriften, einzig dastehend war seine Verachtung der Welt, unversöhnlich sein Haß gegen sich selbst; die Gottesliebe glühte so mächtig in ihm, daß sie allmählich auch seinen Leib verzehrte. Man befahl ihm deshalb, wenigstens eine Zeitlang den Geist von göttlichen Dingen abzulenken; doch vergebens bemühte er sich, vor Gott zu fliehen, der ihm überall nahte. Mit staunenswerter Liebe umfaßte er auch seine Mitmenschen; in den öffentlichen Krankenhäusern, in denen er freudigen Herzens seine Dienste anbot, zog er sich eine ansteckende Krankheit zu. Diese zehrte seine Lebenskraft langsam auf, und so ging er am 21. Juni, so wie er vorausgesagt hatte, in seinem 24. Lebensjahre, nachdem er noch kurz vorher gebeten hatte, ihn zu geißeln und auf die Erde zu legen, in den Himmel ein. Die heilige Maria Magdalena von Pazzis sah in einer Verzückung, wie er dort eine solche Herrlichkeit genoß, die sie im Himmel kaum für möglich gehalten hätte; und sie erklärte, er sei ein ganz hervorragender Heiliger und ein unbekannter Martyrer der Liebe. Er wurde auch durch viele große Wunder verherrlicht. Nachdem diese ordnungsgemäß geprüft worden, nahm Benedikt XIII. den engelgleichen Jügling in das Verzeichnis der Heiligen auf und stellte ihn als Vorbild der Unschuld und Reinheit und zugleich als Patron der Jugend, vorzüglich der studierenden, auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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