Mittwoch, 22. März 2017

Hl. Bekenner Aloisius von Gonzaga - Hl. Chrysostomus aus dem Brevier

21. Juni
Lesung 7-9
Matth. 22, 29-40
Auslegung des hl. Johannes Chrysostomus
Die Jungfräulichkeit ist ein hohes Gut; das gestehe auch ich. Sie ist sogar besser als die Ehe; auch darin stimme ich dir bei. Ja, wenn du willst, füge ich noch hinzu; sie übertrifft die ehe so sehr an Wert, wie der Himmel über der Erde, wie die engel über den Menschen stehen; und wenn man noch mehr sagen soll, sie steht auch noch höher über ihr. Denn wenn die engel nicht heiraten und nicht verheiratet werden, so tragen sie eben auch nicht Fleisch und Blut; sie wohnen überdies auch nicht auf Erden, sind nicht den Reizen der Leidenschaften oder Begierden unterworfen, brauchen keine Speise und keinen Trank; sie sind nicht derart, daß ein süßer Gesang, eine weichliche Melodie oder eine schöne Gestalt sie locken könnte; sie können durch keine derartigen Lockungen verfangen werden. Obwohl das Menschengeschlecht unter diesen seligen Geistern steht, strebt es dennoch mit aller Kraft und allem Eiofer danach, soweit es möglich ist, ihnen gleichzukommen. Wie geht das? Die Engel heiraten nicht; auch die Jungfrauen nicht. Sie stehen allzeit vor Gott und dienen ihm; auch die Jungfrauen tun das. Solange die Jungfrauen noch von der Last des Körpers niedergehalten werden, können sie zwar nicht wie die Engel in den Himmel eingehen, aber sie haben dafür einen Ersatz in dem hohen Troste, daß sie den König des Himmels aufnehmen dürfen, wenn sie an Leib und Seele heilig sind. Siehst du also die Vortrefflichkeit des jungfräulichen Lebens, wie es die Erdenbewohner so sehr erhebt, daß sie, obwohl sie noch mit dem Körper bekleidet sind, dennoch den körperlosen Geistern gleich werden. Ich frage nun, welcher Unterschied besteht denn zwischen den Engeln einerseits und Elias, Eliseus und Johannes, diesen wirklichen Liebhabern der Jungfräulichkeit andererseits? Kein anderer, als daß sie eine sterbliche Natur besaßen. Denn, wenn man nur genau hinschaut, wird man finden, daß sie im übrigen jenen seligen Geistern in nichts nachstanden. Und gerade das, wodurch sie tiefer zu stehen scheinen, muß ihnen zum höchsten Lobe angerechnet werden. Denn schau, mit welcher Energie und Klugheit müssen diese Erdbewohner, die eine sterbliche Natur besaßen, ausgerüstet gewesen sein, daß sie durch gewaltiges Ringen zu dieser Tugend gelangen konnten!

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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