Sonntag, 5. März 2017

Donnerstag in der Oktav von Pfingsten - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 1-3
Luk. 9, 1-6

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Welche Eigenschaften ein Apostel des Reiches Gottes haben muss, das zeigt uns das Evangelium: er solle ohne Stab, ohne Reisetasche, ohne Schuhe, ohne Brot, ohne Geld, d.h. unbekümmert um zeitliche Bedürfnisse sein; dagegen muss er fest im Glauben und überzeugt sein, daß, je weniger er sich um diese Dinge kümmert, desto mehr ihm davon zur Verfügung stehen wird. Wenn wir wollen, können wir das so auslegen, daß diese ganze Stelle nur die innere Gesinnung angeben will; daß wir nämlich gleichsam das Gewand des Körpers ablegen sollen, indem wir auf Macht verzichten, die Reichtümer dieser Welt verschmähen, allen Lüsten des Fleisches entsagen. Vor allem gibt der Herr seinen Aposteln allgemein das Gebot des Friedens und der Beharrlichkeit; sie sollen den Frieden bringen, beharrlich sein, das Gastrecht in ehren halten; denn für einen Prediger des himmlischen Reiches passe es nicht, meint er, von Haus zu Haus laufen und so die Gesetze der unumstößlichen Gastfreundschaft umzustoßen. Einerseits soll man ihnen also eine gütige Aufnahme schenken, andererseits wird ihnen aber auch geboten, da, wo sie nicht aufgenommen werden, den Staub von ihren Füßen zu schütteln und die Stadt zu verlassen. Der Lohn für die Gastfreundschaft ist also nicht gering. Wir sollen dem freundlichen Gastgeber nicht nur den Frieden bringen, sondern es sollen auch die Fehler, die in folge menschlicher Schwäche vielleicht seine Seele verdunkeln, durch die Aufnahme der Prediger getilgt werden. Nicht ohne Grund sollen nach Matthäus die Apostel des Haus, in das sie eintreten wollen, sorgsam auswählen, damit sie später keine Veranlassung haben, das Haus zu wechseln und so das Gastrecht zu verletzen. Dem Gastgeber jedoch wird diese Vorsicht nicht geboten, damit nicht dadurch, daß er sich seinen Gast selbst auswählt, seine Gastfreundlichkeit eine Minderung erleide. Im wörtlichen Sinne ist dies also eine Anleitung zur Übung des ehrwürdigen Gastrechtes, aber das Wort des Herrn legt auch eine mystische Bedeutung nahe. Wenn man ein entsprechendes Haus sucht, dann wählt man sich damit einen würdigen Gastgeber. Wir wollen darum sehen, ob nicht etwa die Kirche und Christus gemeint sind, die wir uns wählen sollen. Denn welches Haus wäre würdiger, daß die Apostel dorthin ihre Schritte lenken als die heilige Kirche? Und wen sollten wir uns lieber uns zum Gastgeber wählen als Christus, der seinen Gästen sogar die Füsse wäscht? Er läßt keinen, den er in sein Haus aufnimmt, mit schmutzigen Füssen darin wohnen, sondern er tilgt huldvoll alle Makel seines früheren Lebens und bewahrt für die Zukunft alle seine Schritte rein. Er allein ist es also, den niemand verlassen, von dem niemand wegehen darf; ihm wurde mit Recht zugerufen: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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