Donnerstag, 16. Februar 2017

Samstag vor Weißen Sonntag - Hl.Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 20, 1-9
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Liebe Brüder! Die Lesung des heiligen Evangeliums, die ihr soeben vernommen habt, ist, ihrem geschichtlichen Inhalte nach betrachtet, ganz klar; aber ihre tiefere Bedeutung müssen wir doch kurz untersuchen. Maria Magdalena kam, da es noch finster war, zum Grabe. Entsprechend der geschichtlichen Begebenheit wird uns hier die Tageszeit angegeben, in tieferem Sinne aber wird die Erkenntnis der Suchenden geschildert. Maria suchte im Grabe den Urheber aller Dinge, den sie als Menschen hatte sterben sehen; und weil sie ihn nicht fand, glaubte sie, er sei weggenommen worden. Es war also noch finster bei ihr, als sie zum Grabe kam. Da lief sie schnell und meldete es den Jüngern. Da liefen die beiden, die ihn mehr als die anderen liebten, auch schneller als die anderen zum Grabe, nämlich Petrus und Johannes. Beide liefen miteinander; Johannes aber lief schneller als Petrus und kam zuerst zum Grabe; doch wagte er nicht hineinzugehen. Da kam Petrus nach und ging hinein. Brüder, was bedeutet dieses Laufen? Sollte dieser genaue Bericht des Evangeliums ohne tiefere Bedeutung sein? Gewiß nicht. Denn Johannes würde nicht erzählen, daß er vorausgeeilt und doch nicht hineingegangen ist, wenn er nicht in seiner Zurückhaltung selbst etwas Geheimnisvolles geahnt hätte. Was wird durch Johannes anderes als die Synagoge und durch Petrus anderes als die Kirche versinnbildet? Es darf uns nicht wundern, daß durch den Jüngeren die Synagoge und durch den Älteren die Kirche versinnildet wird. Denn wenn auch die Synagoge, was die Gottesverehrung angeht, älter ist als die Kirche der Heiden, so ist doch die Menge der Heiden, was die Liebe zur Welt betrifft, älter als die Synagoge nach dem Zeugnis des hl. Paulus, der sagt: Das Geistige ist nicht das erste, sondern das Sinnliche. Durch Petrus, den Älteren, wird also auf die Kirche der Heiden, durch Johannes, den Jüngeren, auf die Synagoge der Juden hingewiesen. Sie laufen beide miteinander; denn von Anbeginn bis zum Ende lief, wenn auch nicht in der gleichen Gesinnung, so doch auf dem selben Wege das Heidenvolk mit dem Judenvolk. Die Synagoge kam früher zum Grabe, ging aber nicht hinein; sie hat zwar die Vorschriften des Gesetzes empfangen, die Weissagung von der Menschwerdung und dem Leiden des Herrn gehört, wollte aber nicht an den Gekreuzigten glauben.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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