Montag, 6. Februar 2017

Samstag nach dem 2. Fastensonntag - hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 1-3

Luk. 15, 11-32
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Du siehst, daß denen, die darum bitten, das himmlische Erbteil gegeben wird. Du darfst es auch dem Vater nicht zur Schuld anrechnen, daß er es dem Jüngeren gab. Denn im Reiche Gottes gibt es kein schwaches Alter und der Glaube nimmt nicht zu mit den Jahren. Er hielt sich sicher für mündig, als er diese Forderung stellte. Wenn er nur seinen Vater nicht verlassen hätte, nie würde er sein Alter als Hindernis empfunden haben. Nachdem er aber das väterliche Haus verlassen hatte und in ein fremdes Land gezogen war, da fing er an Mangel zu leiden. Mit Recht ist der um sein Erbteil gekommen, der von der Kirche sich getrennt hat. Er zog fort in ein fremdes, weit entferntes Land. Wann gehen wir mehr in die Ferne, als wenn wir uns voneinander lossagen? Wenn wir nicht blos in räumlicher Beziehung, sondern in der Lebensauffassung auseinandergehen? Wenn persönliche Ansichten, nicht Länderstriche uns scheiden? Wenn wir in heißem Verlangen nach weltlichen Freuden uns von den Heiligen lossagen? Wer sich von Christus trennt verläßt sein Vaterland, wird ein Bürger dieser Welt. Aber wir sind doch keine Fremdlinge und Pilger, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Wir, die wir fernestanden, sind einander nahegekommen im Blute Christi. Drum wollen wir auch nicht mißgünstig sein gegen die, welche aus fernen Gegenden kommen; denn auch wir sind früher in der Ferne umhergeirrt, wie Isaias lehrt. Du liest ja bei ihm: Denen die im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen. Die ferne Gegend ist also das Land der Todesschatten. Wir aber, denen Christus der Herr der Odem des Mundes ist, wir leben im Schatten Christi. Daher sagt auch die Kirche: In seinem Schatten finde ich meine Freude und Ruhe. Jener hat durch sein schwelgerisches Leben alles verprasst, was er von der Natur erhalten hatte. Hüte du dich, der du das Ebenbild Gottes empfangen hast, der du sein Bild an dir trägst, dieses Bild durch unvernünftige, schändliche Taten zu zerstören! Du bist ein Werk Gottes; sprich daher nicht zum Holze: Du bist mein Vater, damit du nicht etwa dem Holzblock ähnlich werdest; denn es steht geschrieben: Die solche Dinge anfertigen, die sollen ihnen gleich werden.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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