Dienstag, 21. Februar 2017

Samstag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

7.- 9. Lesung
Luk 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Niemand darf sich daran stoßen, daß geschrieben steht: Er galt als Sohn Josephs. Ganz richtig heißt es: Er galt; denn der Natur nach war er es nicht; er galt als Sohn Josephs, weil Maria, die mit Joseph als ihrem Gatten verlobt war, ihn geboren hatte. Es heißt ja auch: Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns Joseph? Ich habe früher schon dargelegt, warum unser Herr und Heiland von einer Jungfrau, und zwar von einer Verlobten, gerade zur Zeit der Volkszählung geboren werden wollte. Nun liegt es nahe, auch einmal davon zu reden, warum er einen Handwerker sich zum Vater wählte. Er wollte nämlich darauf hinweisen, daß sein Vater der große Werkmeister ist, der die ganze Welt gebildet hat. Wohl darf man Menschliches nicht mit Göttlichem vergleichen; und doch ist der Vergleich ganz treffend; denn der Vater Christi wirkt im Feuer und im Geiste; wie ein tüchtiger Zimmermann der Seelen haut er unsere Fehler überall weg, legt schnell die Axt an die unfruchtbaren Bäume, hackt die unbrauchbaren Zweige ab, kräftige Stämme dagegen verwendet er zu großen Werken, er schmilzt die harten Herzen im Feuer des Geistes und formt alle Menschen je nach ihrer Eignung, so wie er sie braucht. Warum der Stammbaum Josephs aufgezeichnet wird, nicht der Marias, wo doch Maria durch Mitwirkung des Heiligen Geistes Christus geboren hat und Joseph an der Geburt des Herrn ganz unbeteiligt war, darüber können wir uns nur dann Gedanken machen, wenn wir die Gepflogenheit der Heiligen Schrift nicht kennen, die stets nach der Abstammung des Mannes fragt. Nach dem Mann wird immer gefragt; er vertritt auch im Senat und in anderen staatlichen Körperschaften die Würde des Geschlechts. Wie unschön wäre es, wenn statt des Stammbaumes des Mannes der der Frau aufgestellt würde! Das würde ja den Anschein erwecken, als habe er, der allen Völkern verkündet werden sollte, keinen Vater gehabt. Überall wird doch die Familie durch die Geschlechterreihe des Vaters bestimmt. Wundere dich also nicht, daß die Abstammung Josephs aufgezeichnet wurde. Christus wurde als Mensch geboren und musste sich darum auch der Sitten der Menschen sich anpassen; er kam in diese Welt, mußte also auch, so wie es in der Welt üblich ist, beschrieben werden. Besonders aber geschieht dies, da mit dem Stammbaum Josephs auch der Marias gegeben ist. Wir müssen noch kurz erklären, warum der hl. Matthäus den Stammbaum Christi mit Abraham beginnt, während Lukas mit Christus beginnt und die Reihe bis zu Gott zurückführt. Lukas glaubte den Ursprung Christi bis auf Gott zurückführen zu müssen, weil Gott der wirkliche Vater Christi ist, sei es als Vater im Sinne wirklicher Zeugung, sei es als Urheber der geheimnisvollen Begnadung im Bade der Wiedergeburt. Darum hat er auch nicht gleich am Anfang den Stammbaum angeführt, sondern erst nach Schilderung seiner Taufe; da wollte er im Anschluß an die Taufe Gott als den Ursprung von allem darstellen. Da zeigte er, daß Christus in jeder Beziehung unmittelbar von Gott stammt, daß er seinem Wesen, der in ihm wohnende Gnade und seiner Menschennatur nach Gottes Sohn ist. Wie hätte er einen klareren Beweis für seinen göttlichen Ursprung bringen können als dadurch, daß er unmittelbar vor der Aufstellung seines Stammbaumes, das Wort des Vaters erwähnt: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe?

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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