Dienstag, 21. Februar 2017

Montag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph - Hl. Bernard aus dem Brevier

Lesung 4-6

Predigt des hl. Abtes Bernard

Maria war mit Joseph verlobt oder besser, wie der Evangelist schreibt, mit einem Manne, der Joseph hieß. Er nennt ihn Mann, nicht weil er ihr Ehemann, sondern weil er ein Mann der Tugend war; oder besser gesagt, er wurde das genannt, wofür man ihn halten mußte; denn von einem anderen Evangelisten wird er nicht einfach als Mann, sondern als ihr Mann bezeichnet. Er durfte doch ihr Mann genannt werden, weil man ihn notwendigerweise dafür halten musste. Ebenso war er ja auch nicht Vater des Erlösers, sondern durfte nur so heißen, durfte dafür gelten. Der gleiche Evangelist sagt ja: Jesus war, als er auftrat, ungefähr 30 Jahre alt und galt als der Sohn Josephs. Zweifellos war dieser Joseph, mit dem die Mutter des Erlösers verlobt war, ein guter und treuer Mann, ein treuer und kluger Knecht, meine ich, den der Herr seiner Mutter als Tröster bestellte, als Ernährer seiner Menschheit, als den einzigen treuen Mitarbeiter auf Erden bei der Ausführung des großen Heilsplanes. Dazu kommt noch, daß er als Sproß des Hauses Davids bezeichnet wird. Erstammte auch wirklich aus dem Hause Davids, er stammte aus königlichem Geschlecht, dieser heilige Joseph; adelig war er seiner Geburt nach, noch adeliger seiner Gesinnung nach. Ein wahrer Sohn Davids war er, von der gleichen Art wie sein Stammvater David. Im vollsten Sinne, sage ich, ein Sohn Davids, nicht nur dem Fleische nach, sondern auch dem Glauben, der Heiligkeit, der Hingabe nach; ihn hat der Herr wie einen zweiten David als einen Mann nach seinem Herzen erfunden; ihm konnte er das heiligste und tiefste Geheimnis seines Herzen ruhig anvertrauen; ihm hat er wie einem zweiten David die geheimen und verborgenen Ratschlüsse seiner Weisheit geoffenbart; ihm hat er ein Geheimnis mitgeteilt, das keiner von den großen dieser Welt erfahren durfte. Ihm war es vergönnt, den, den viele Könige und Propheten zu sehen verlangten und doch nicht sahen, zu hören verlangten und doch nicht hörten, nicht nur zu sehen und zu hören, sondern auch zu tragen, zu führen, zu umarmen, zu küssen, zu nähren, zu schützen. Aber nicht nur von Joseph, sondern auch von Maria wissen wir, daß sie aus dem Hause Davids stammt; sonst wäre sie nicht mit einem Manne aus dem Geschlechte Davids vermählt worden, wenn sie nicht auch aus dem Geschlechte Davids gewesen wäre. Beide also waren aus dem Hause Davids. An Maria erfüllt sich das Wort, das der Herr Daid geschworen hatte; Joseph aber durfte der Mitwisser und der Zeuge sein, wie sich die Verheißung erfüllte.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen