Samstag, 11. Februar 2017

Mittwoch nach dem Passionssonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 10, 22-38
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Encaenia war das Fest der Tempelweihe. Im Griechischen heißt nämlich caenon neu. Jedesmal wenn etwas neu eingeweiht wird, nennt man das Encaenia. Auch der gewöhnliche Sprachgebrauch kennt dieses Wort. Zieht einer einen neuen Mantel an, so nennt man das auch Ancaenia. Jenen Tag nun, an dem der Tempel eingeweiht worden war, hielten die Juden sehr heilig. Dieses Fest wurde gefeiert, als der Herr die Worte sprach, die soeben vorgelesen wurden. Es war Winter, und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomons. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hälst Du uns noch in Unsicherheit? Wenn du Christus bist, so sage es uns frei heraus. Sie wollten nicht die Wahrheit hören, sondern suchten ihn nur zu schikanieren. Es war Winter, auch sie waren ganz kalt; denn sie waren zu träge, ihm, dem göttlichen Feuer, sich zu nahen. Wenn hinzutreten ist soviel wie Glauben, dann naht sich ihm der, der glaubt; wer ihn ablehnt, geht von ihm weg. Die Seele bewegt sich nicht von Ort zu Ort, sondern wird durch Zu- oder Abneigung bewegt. Sie waren in der Liebe erkaltet, glühten aber vor Verlangen, ihm zu schaden; sie standen ihm sehr ferne und waren doch ganz nahe bei ihm; sie nahten sich ihm nicht mit versöhnlichem Herzen, sondern drängten sich an ihn heran, um ihn zu belästigen. Sie wollten vom Herrn hören: Ich bin Christus; und wahrscheinlich dachten sie sich unter Christus ein rein menschliches Wesen. Die Propheten haben Christus verkündet; aber die Gottheit Christi erkennen bei den Propheten und im Evangelium selbst nicht einmal die Irrlehrer, wieviel weniger die Juden, solange der Schleier auf ihren Herzen liegt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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