25. Mai
Lesung 4-6
Papst Gregor VII. hieß vorher Hildebrand; er wurde zu Soana in
Etrurien geboren. Er zeichnete sich durch Gelehrsamkeit,
Heiligkeit und durch jegliche Tugend mehr als alle anderen aus und
verherrlichte so in wunderbarer Weise die ganze Kirche Gottes. Als
Knabe, da er noch gar nicht lesen konnte, spielte er einst zu den Füßen
eines Zimmermanns, der gerade Holz spaltete; da stellt er, wie berichtet
wird, mit den abgefallenen Spänen zufällig die Worte Davids zusammen:
Von Meer zu Meer erstreckt sich seine Herrschaft. Gott selbst leitete
nämlich die Hand des Kindes und deutete damit an, daß er einst in der
Welt ein gewaltiges Ansehen haben werde. Später kam er nach Rom und
wurde unter dem Schutz des heiligen Petrus erzogen. Als er größer wurde
und mit Schmerz sehen mußte, wie die Freiheit der Kirche durch die Laien
gehemmt wurde und wie die Geistlichen so entartet waren, nahm er im
Kloster Cluny, in dem damals unter der Regel des heiligen Benedikt eine
strenge Ordenszucht blühte, das Mönchsgewand. Er diente Gott dem
Allmächtigen mit solchem Eifer, daß er von den heiligmäßigen Vätern
dieses Klosters zum Prior gewählt wurde. Aber die göttliche Vorsehung
hatte noch Größeres mit ihm vor; darum mußte er zum Segen für viele bald
von Cluny scheiden. Zunächst wurde er zum Abt des Klosters St. Paul vor
den Mauern Roms erwählt, dann wurde er zum Kardinal der römischen Kirche
ernannt. Unter den Päpsten Leo IX., Viktor II., Stephan IX., Nikolaus
II. und Alkexander II. wurde er mit wichtigen Aufgaben und
Gesandtschaften betraut; vom heiligen Petrus Damiani wurde er ein Mann
mit ganz heiligen und reinen Absichten genannt. Papst Vikor II. sandte
ihn als seinen persönlichen Legaten nach Frankreich. Dort zwang er durch
ein Wunder den simonistischen Bischof von Lyon zum Geständnis seines
Vergehens. Auf dem Konzil von Tours veranlaßte er Berengar, seiner
Irrlehre nochmals abzuschwören; auch das Schisma des Cadolous
unterdrückte er durch sein tatkräftiges Auftreten. Nach dem Tode Alexanders II. wurde er gegen seinen Willen zu seinem
größten Leidwesen am 22. Mai 1073 einstimmig zum Papst gewählt. Wie eine
Sonne leuchtete er nun im Hause Gottes. Mächtig in Tat und Wort bemühte
er sich mit allem Eifer, die kirchliche Zucht wiederherzustellen, den
Glauben auszubreiten, die Freiheit der Kirche zurückzugewinnen, die
Irrlehren und die Sittenverderbnis auszurotten. Seit den Zeiten der
Apostel soll es keinen Papst mehr gegeben haben, der für die Kirche
Gottes größere Mühen und Bedrängnisse auf sich genommen, der für ihre
Freiheit mutiger gekämpft hätte. Mehrere Länder reinigte er von dem
Laster der Simonie. Gegen die rechtswidrigen Eingriffe des Kaisers
Heinrich stand er wie ein mutiger Streiter auf, er blieb unerschrocken
und stellte sich furchtlos als Schutzmauer für das Haus Israel hin. Als
Heinrich immer tiefer sank, schloß er ihn aus der Gemeinschaft der
Gläubigen aus, sprach ihm die Königswürde ab und löste seine Untertanen
von ihrem Treueid.
Bei der Feier der heiligen Messe sahen fromme Männer, wie eine Taube
vom Himmel herabflog, sich auf seine rechte Schulter niederließ und mit
ihren ausgespannten Flügeln sein Haupt bedeckte. So wurde deutlich
gezeigt, daß er bei der Regierung der Kirche vom Heiligen Geist, nicht
von menschlicher Klugheit und Überlegung sich leiten ließ. Vom Heere des
gottlosen Kaisers Heinrich wurde er in Rom eingeschlossen und schwer
bedrängt; eine von den Feinden verursachte Feuersbrunnst löschte er
durch das Zeichen des heiligen Kreuzes. Durch den Normannenherzog Robert
Guiscard wurde er schließlich aus der Hand seiner Feinde gerettet. Er
begab sich nach Monte Cassino. Von da ging er nach Salerno, um die
Kirche des heiligen Apostels Matthäus zu weihen. Dort hielt er eines
Tages eine Predigt. Gleich darauf wurde er vor Erschöpfung krank. Er
wurßte, daß er sterben werde. Seine letzten Worte vor dem Tode waren:
Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, deshalb
sterbe ich in der Verbannung. Gar nicht zu schildern ist, was er alles
mutig auf sich genommen hat. Zu Rom hielt er mehrere Synoden ab und
erließ viele weise Verordnungen. Er war ein wahrhaft heiliger Mann, ein
strenger Richter über alles Böse, ein entschiedener Verteidiger der
Kirche. Zwölf Jahre lenkte er das Steuer der Kirche; dann ging er in den
Himmel ein im Jahre des Heiles 1085. Im Leben und nach dem Tode wurde
er durch viele Wunder verherrlicht. Sein heiliger Leib wurde in der
Domkirche zu Salerno ehrenvoll beigesetzt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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