Freitag, 3. Februar 2017

5. Sonntag nach Erscheinung - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Es ist ein menschenfreundliches Wort und aller Annahme wert, daß Jesus Christus in die Welt gekommen ist, um die Sünder zu retten. Beachte den ausdruck des Evangeliums: Der Menschensohn ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren war. Wäre der Mensch also nicht verloren gegangen, so wäre auch der Menschensohn nicht gekommen. Der Mensch war also verloren; da kam der Gott-Mensch, und der Mensch ward wieder gerettet. Verlorengegangen war der Mensch durch seinen freien Willen; da kam der Gott-Mensch mit seiner befreienden Gnade. Du fragst wie der freie Wille bäses tun könne. Betrachte nur den sündigen Menschen. Du fragst wie Gott-Mensch helfen können. Beachte seine befreiende Gnade. Nirgends konnte sich so deutlich zeigen, was der durch Stolz verderbte Eigenwille des Menschen ohne die Hilfe Gottes anrichten kann, das Böse konnte nie stärker und klarer ausgedrückt werden, als beim ersten Menschen. Seht, der erste Mensch fiel, und wo wäre er, wenn nicht der zweite Mensch gekommen wäre? Weil jener ein Mensch war, deshalb ward es auch dieser; daher auch der Ausdruck: ein menschenfreundliches Wort. Wahrlich, nirgends zeigt sich die huldvolle Güte und die Freigibigkeit des allmächtigen Gottes so deutlich, als in dem Menschen Jesus Christus, dem Mittler zwischen Gott und den Menschen. Was sollen wir sagen, meine Brüder? Ich spreche ja zu solchen, die im katholischen Glauben erzogen oder die zur Einheit der katholischen Kirche zurückgekehrt sind. Wir haben erkannt und halten daran fest, daß der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus, insofern er Mensch war, dieselbe Natur hatte wie wir. Denn unser Leib und sein Leib waren nicht von verschiedener Wesenheit und ebenso nicht unsere Seele und seine Seele. Er nahm die Natur an, die er erlösen wollte.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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