18. Mai
Lesung 4-6
Venantius aus Camerino wurde mit 15 Jahren wegen des christlichen
Glaubens bei Antiochus, der unter Kaiser Dezius Statthalter von Camerino
war, angezeigt und stellte sich freiwillig am Stadttor dem Richter.
Dieser suchte ihn lange Zeit durch Versprechungen und Drohungen zum
Abfall zu bewegen; dann ließ er ihn mit Geißeln schlagen und in Ketten
legen. Wunderbarerweise wurde er aber von einem Engel befreit. Darauf
wurde er mit Fackeln gebrannt. Dann hängte man ihn mit dem Gesicht nach
unten über einem Feuer auf. Er blieb jedoch standhaft trotz aller
Qualen. Darüber mußte der Gerichtsschreiber Anastasius staunen; als er
vollends sah, wie Venantius wiederum von einem Engel befreit wurde und
in weißem Gewande über das Feuer hinschritt, glaubte er an Christus und
ließ sich mit seiner ganzen Familie vom heiligen Priester Porphyrius
taufen. Bald darauf errang er zusammen mit ihm die Marterpalme. Venantius wurde wiederum vor den Statthalter gebracht; nochmals
versuchte dieser vergeblich, ihn zum Abfall von Christus zu bewegen; da
wurde er in den Kerker geworfen. Man schickte einen Boten namens Attalus
zu ihm, der ihm sagen sollte, er sei auch Christ gewesen, habe aber
dieser Lehre entsagt, weil er eingesehen habe, wie falsch und töricht es
sei, daß die Christen auf die gegenwärtigen Güter verzichten in der
trügerischen Hoffnung auf künftige. Aber der edle Streiter Christi
durchschaute die Schliche des listigen Feindes und jagte den
Teufelsdiener davon. Deshalb wurde er nochmals vor den Statthalter
geführt; es wurden ihm alle Zähne eingeschlagen und die Kinnlade
zerschmettert. So wurde er auf einen Misthaufen geworfen. Doch auch hier
wurde er von einem Engel befreit. Von neuem mußte er vor dem Richter
stehen. Während Venantius redete, fiel dieser vom Stuhle und gab den
Geist auf. Sein letzter Ruf war: Der Gott des Venantius ist allein der
wahre; zertrümmert unsere Götzen! Als der Statthalter dies erfuhr, ließ er Venantius sogleich den Löwen
vorwerfen. Doch diese vergaßen auf ihr wildes Wesen und legten sich ihm
zu Füßen. Unterdessen unterrichtete er das Volk im katholischen
Glauben. Darum wurde er weggeschafft und wieder in den Kerker geworfen.
Am nächsten Tage berichtete Porphyrius dem Statthalter, er habe nachts
eine Erscheinung gehabt und gesehen, wie die Leute, die Venantius mit
Wasser besprengte, ganz hell leuchteten, der Statthalter selbst sei
jedoch ganz tief in Finsternis gehüllt gewesen; da entbrannte dieser vor
Wut und ließ Porphyrius sogleich enthaupten. Alsdann befahl er,
Venantius solle bis zum Abend über Disteln und Dornen geschleift werden.
Halbtot blieb er am Abend liegen. Am anderen Morgen stellte er sich
wieder dem Statthalter. Sogleich ließ ihn dieser von einem Felsen
herabstürzen. Aber auch hier ward er durch Gottes Hilfe gerettet. Dann
wurde er von neuem tausend Schritte weit über Felsgestein geschleift.
Die Soldaten verschmachteten dabei fast vor Durst; da machte Venantius
ein Kreuzzeichen und in einem nahen Tal floß aus einem Stein Wasser
heraus; auf diesem Stein hinterließ Venantius den Abdruck seiner Knie,
wie man jetzt noch in seiner Kirche dort sehen kann. Infolge dieses
Wunders bekehrten sich viele zum christlichen Glauben; der Statthalter
ließ sie alle an der gleichen Stelle zusammen mit Venantius enthaupten.
In diesem Augenblick entstanden so heftige Gewitter und Erdbeben, daß
der Statthalter die Flucht ergriff. Jedoch der göttlichen Gerechtigkeit
konnte er nicht entfliehen. Nach wenigen Tagen starb er eines
schimpflichen Todes. Inzwischen bestatteten die Christen die Leichname
des Venantius und der anderen Blutzeugen an einer ehrenvollen Stätte.
Ihre Überreste werden jetzt noch in der Kirche des heiligen Venantius zu
Camerino aufbewahrt.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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