Donnerstag, 23. Februar 2017

Hl. Apostel und Evangelist Johannes vor dem lateinischen Tore - hl. Hieronymus aus dem Brevier

6. Mai
Lesung 4-6
Aus dem Buche des heiligen Priesters Hieronymus gegen Jovinian

Der Apostel Johannes war einer von den Jüngern des Herrn, und zwar soll er der jüngste von den Aposteln gewesen sein. Jungfräulich war er, als Christus ihn zu seiner Nachfolge berief, und jungfräulich blieb er auch, darum wurde er auch vom Herrn inniger als die anderen geliebt und durfte an Jesu Brust ruhen. Was Petrus, der verheiratet war, nicht zu fragen wagte, das sagte er Johannes, damit er frage. Nach der Auferstehung, als Maria Magdalena die Nachricht brachte, der Herr sei auferstanden, liefen sie miteinander zum Grabe; doch Johannes kam Petrus zuvor. Als sie auf dem Schiffe waren, um im See Genesareth zu fischen, stand Jesus am Ufer; die Apostel wußten nicht wer es war. Nur der jungfräuliche Johannes erkannte den jungfräulichen Heiland und sprach zu Petrus: Es ist der Herr. Johannes war Apostel, Evangelist und Prophet: ein Apostel, denn er schrieb an die Kirchen als ihr Lehrer; ein Evangelist, denn er verfaßte ein Evangelium; außer Matthäus hat dies sonst kein Apostel getan; ein Prophet, denn auf der Insel Patmos, wohin er von Kaiser Domitian wegen des Zeugnisses für den Herrn verbannt wurde, schaute er die geheime Offenbarung, die unzählige Weissagungen über die Zukunft enthält. Tertullian berichtet auch, daß er zu Rom in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen wurde und daß er blühender und kräftiger als zuvor wieder herauskam. Auch sein Evangelium unterscheidet sich sehr von den anderen. Matthäus beginnt, wie wenn es sich um einen gewöhnlichen Menschen handelte, mit den Worten: Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Lukas fängt mit dem Priesterdienst des Zacharias an, Markus mit der Weissagung des Malachias und des Isaias. Der erste hat das Sinnbild eines Menschen wegen des Stammbaumes, der zweite einen Stier wegen des Priestertums, der dritte einen Löwen wegen der Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade. Johannes aber schwingt sich wie ein Adler empor, dringt bis zum ewigen Vater vor und beginnt: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Lesung 7-9
Matth. 20, 20-23
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus

Woher mag wohl die Mutter der Söhne des Zebedäus den Gedanken vom Königreiche gehabt haben, daß sie für ihre Söhne und Ehre und Herrlichkeit bat, gerade in dem Augenblick, als der Herr sprach: Der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden; diese werden ihn zun Tode verurteilen, den Heiden übergeben zur Verspottung, zur Geißelung und zur Kreuzigung. Damit kündigte er doch seinen Jüngern sein schmachvolles Leiden an. Ich glaube, sie tat es deshalb, weil der Herr dann am Schluß angefügt hat: Und nach drei Tagen wird er wieder auferstehen. Die Frau glaubte wohl, nach der Auferstehung werde er sogleich seine Herrschaft aufrichten, und das, was für die zweite Ankunft Christi vorausgesagt ist, werde dann schon bei der ersten in Erfüllung gehen. Und in echter weiblicher Gier hängt sie sich an das Gegenwärtige, ohne an das Künftige zu denken. Die Mutter sprach die Bitte aus, der Herr wußte aber, daß die Bitte aus dem Herzen der Söhne gekommen war, und sagte deshalb zu den Jüngern: Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? In der Heiligen Schrift ist der Kelch ein Bild des Leidens, entsprechend dem Worte: Vater wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorüber gehen; und im Psalm heißt es: Was könnte ich dem Herrn vergelten, was alles er an mir getan? Den Kelch des Heiles will ich nehmen, anrufen Gottes Namen. Und anschließend sagte er: Kostbar ist es in den Augen des Herrn, wenn seine Heiligen sterben. Es erhebt sich nun die Frage, in welcher Weise Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, den Kelch des Martyriums getrunken ahben. Die Heilige Schrift berichtet nur vom Apostel Jakobus, daß er von Herodes enthauptet wurde: Johannes ist jedoch eines natürlichen Todes gestorben. Wenn wir aber in der Kirchengeschichte lesen, daß Johannes wegen des Bekenntnisses Christi in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen wurde, daß er daraus wieder hervorging als Kämpfer Christi um die Siegeskrone entgegenzuzehmen, daß er hierauf auf die Insel Patmos verbannt wurde, so sehen wir, daß ihm der Mut zum Martyrium nicht fehlte und daß er auch den Kelch des Zeugnisses trank, wie ihn schon die drei Jünglinge im Feuerofen getrunken haben, obwohl der Verfolger ihr Blut nicht vergoß.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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