Montag, 13. Februar 2017

Gründonnerstag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus

Erhöre, o Gott, mein Gebet, verschmähe nicht mein Flehen! Hab acht auf mich und erhöre mich!- Das sind Worte eines durch Not, Sorgen und Kummer tief gebeugten Mannes. In schwerem Leid betet er und sehnt sich nach Rettung aus der Not. Nun müssen wir sehen, welches Leid ihn drückt. Sobald er es uns sagt, sehen wir, daß wir uns in der gleichen Not befinden, und so wollen wir, da das Leid uns gemeinsam ist, auch miteinander beten. Traurig bin ich in meiner Not, sagt er, und ganz verwirrt. Worüber ist er traurig, weshalb verwirrt? In meiner Not sagt er. Er denkt an böse Menschen, von denen er zu leiden hat, und diese Quälereien seitens böser Menschen nennt er seine Not. Glaubet nicht, daß die Bösen umsonst auf dieser Welt sind und daß Gott nichts Gutes durch sie wirkt. Jeder Böse ist entweder dazu da, daß er sich bessere, oder, daß der Fromme durch ihn geprüft werde. Möchten doch jene, die uns jetzt Prüfungen bereiten, sich bekehren und mit uns geprüft werden! Doch so lange sie uns prüfen, wollen wir sie nicht hassen; denn auch wenn einer böse ist, wissen wir nicht, ob er in seiner Bosheit bis ans Ende verharren wird. Wenn man glaubt, man hasse einen Feind, hasst man doch gewöhnlich, ohne es zu wissen, einen Bruder. Vom Teufel und seinen Engeln wissen wir aus der heiligen Schrift, daß sie zum ewigen Feuer verurteilt sind; von ihnen allein lässt sich keine Bekehrung mehr erhoffen. Gegen sie haben wir fortwährend einen unsichtbaren Kampf zu führen. Zu diesem Kampf wappnet uns der Apostel, wenn er schreibt: Wir haben nicht nur zu kämpfen wider Fleisch und Blut, d.h. wider die Menschen, die ihr seht, sondern wider die Herrschaften und Mächte und die Beherrscher der Welt, dieser Finsternis. Du darfst nicht glauben, weil er sagt Welt, die Teufel seien die Beherrscher von Himmel und Erde. Unter Welt versteht er die Finsternis; unter Welt versteht er die Liebhaber der Welt; unter Welt versteht er die Frevler und Gottlosen; er meint die Welt, von der es im Evangelium heißt: die Welt hat ihn nicht erkannt. Denn ich sah Unrecht und Hader in der Stadt. Gib acht auf die Herrlichkeit des Kreuzes selbst! Jetzt glänzt auf der Stirn der Könige jenes Kreuz, das die Feinde verhöhnten. Der Enderfolg hat seine Kraft gezeigt. Er überwand die Welt nicht mit dem Schwerte, sondern mit einem Holzstamm. Das Holz des Kreuzes schien den Feinden die größte Schmach, vor diesem Holze standen sie, schüttelten den Kopf und sagten: Wenn er der Sohn Gottes ist, dann soll er doch heruntersteigen vom Kreuze! Er streckte seine Hand aus zu einem ungläubigen und widerspenstigen Volke. Denn wenn gerecht ist, wer aus dem Glauben lebt, dann ist ungerecht, wer keinen Glauben hat. Wenn der Psalmist hier also von Unrecht redet, so musst du das vom Unglauben verstehen. Der Herr sah also Unrecht und Hader in der Stadt; er streckte seine Hand aus zu dem ungläubigen und widerspenstigem Volke, und dennoch hielt er nach ihm Ausschau und betete: Vater verzeih ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen