Mittwoch, 8. Februar 2017

Freitag nach dem 3. Fastensonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 4, 5-42
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Schon beginnen die geheimnisvollen Dinge; denn nicht ohne Bedeutung wird Jesus müde; nicht ohne Bedeutung wird die Kraft Gottes müde; nicht ohne Bedeutung ist der ermüdet, durch den alle Mühseligen erquickt werden; nicht ohne Bedeutung ist der ermüdet, bei dessen Abwesenheit wir kraftlos, bei dessen Gegenwart wir stark werden. Jesus ist müde, und zwar von der Reise, und er setzt sich nieder, und zwar neben einen Brunnen; müde setzt er sich nieder um die sechste Stunde. Alles dieses deutet auf etwas hin, will etwas anzeigen, macht uns gespannt und mahnt uns anzuklopfen. Möge er also uns und euch öffnen, er, der so huldvoll uns mahnt mit den Worten: Klopfet an, und es wird euch aufgetan. Deinetwegen ist Jesus von der Reise müde geworden. Wir sehen Jesus in seiner Macht und sehen ihn in seiner Schwachheit, den kraftvollen und den schwachen Jesus. Den kraftvollen, denn es heißt: Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dasselbe war im Anfange bei Gott. Willst du sehen wie stark dieser Gottessohn war? Alles ist durch ihn gemacht worden, und ohne ihn ist nichts gemacht worden, und alles hat er ohne Mühe erschaffen. Was ist mächtiger als der, durch den alles ohne Mühe erschaffen wurde? Willst du ihn nun auch in ferner Schwachheit sehen? Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Die Kraft Christi hat dich erschaffen, die Schwachheit Christi hat dich neugeschaffen. Die Allmacht Christi bewirkte, daß das was nicht war, wurde; die Schwachheit Christi bewirkte, daß das was war, nicht zugrunde ging. Er hat uns in seiner Allmacht erschaffen, in seiner Schwachheit aber gesucht. Er, der Schwache nährt also die Schwachen wie eine Henne ihre Küchlein; denn mit dieser hat er sich selbst verglichen. Wie oft wollte ich, sagte er zu Jerusalem, deine Kinder sammeln wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel; du aber hast nicht gewollt. Ihr seht, Brüder, wie die Henne schwach wird mit ihren Küchlein. Keinem anderen Vogel können wir es anmerken, daß er Junge hat. Wir sehen wie die Spatzen vor unseren Augen ihre Nester bauen; die Schwalben, die Störche, die Tauben sehen wir alle Tage, wie sie ihre Nester herrichten. Doch wir sehen es ihnen nicht an, daß sie Junge haben, wenn wir sie nicht in den Nestern erblicken. Die Henne aber wird derart schwach mit ihren Küchlein, daß du, selbst wenn diese nicht bei ihr sind, wenn du die Küchlein nicht siehst, dennoch merkst, daß sie Junge hat.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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