Mittwoch, 8. Februar 2017

Donnerstag nach dem 3. Fastensonntag - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

1.-3. Lesung
Luk. 4, 38-44
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Siehe die Güte unseres Herrn und Heilandes! Nicht von Unmut ergriffen, nicht aufgebracht über ihre Bosheit, nicht beleidigt wegen ihrer Ungerechtigkeit, verläßt er Judäa; im Gegenteil, ohne an das Unrecht weiter zu denken, nur an seine Güte sich erinnernd, sucht er sogar bald durch Lehren, bald durch Austreiben von bösen Geistern, bald durch Wunderheilungen, das ungläubige Volk zu gewinnen. Ganz treffend hat der hl. Lukas die Befreiung eines Mannes vom bösen Geiste vorausgeschickt und fügt dann erst die Heilung einer Frau an. Denn der Herr war zwar gekommen, beide Geschlechter zu erlösen; aber das zuerst Geschaffene mußte auch zuerst erlöst werden, ohne das andere zu übergehen, das mehr aus Unbeständigkeit als aus Bosheit gesündigt hatte. Daß der Herr am Sabatte seine Heilung begann, deutet darauf hin, daß die neue Schöpfung da beginnen sollte, wo die alte aufgehört hatte; auch sollte von vornherein klar sein, daß der Sohn Gottes nicht unter dem Gesetze, sondern über dem Gesetze steht und daß das Gesetze nicht aufgehoben, sondern vollkommen erfüllt werde. Denn nicht durch das Gesetz, sondern durch das Wort ist die Welt erschaffen worden. Wir lesen ja auch: Durch das Wort des Herrn sind die Himmel gefestigt. Das Gesetz wird also nicht aufgehoben, sondern vollkommen erfüllt, auf daß die Erneuerung der schon wankenden Menschen erfolgen könne. Daher sagt auch der Apostel: Zieht aus den alten Menschen und zieht den neuen an, der nach Gott geschaffen ist. Und ganz richtig, begann er an einem Sabbat, um sich als den Schöpfer zu zeigen, der seinen Werken noch weitere hinzufügte und das fortsetzte, was er begonnen hatte. Genauso wie ein Werkmeister; wenn der sich ein neues Haus bauen will, dann fängt er auch nicht beim Fundamente, sondern beim Giebel an, das alte einzureißen. So legte der Heiland auch da zuerst die Hand wieder an, wo er früher aufgehört hatte; alsdann begann er mit kleineren Werken, um allmählich zu den größeren überzugehen. Vom Teufel befreien, das können auch die Menschen, wenn auch nur im Auftrag Gottes; Toten zu gebieten, wieder aufzustehen, das steht nur in Gottes Macht. Vielleicht ist uns auch diese Frau, die Schwiegermutter des Simon und Andreas, ein Hinweis, wie unser Fleisch an verschiedenen Arten sündhaften Fiebers krankt und von übermäßigen Begierden böser Lust erhitzt wird. Und ich möchte dieses Fieber der Leidenschaften nicht geringer achten als das wirkliche Fieber; denn jenes brennt in der Seele, dieses im Leib. Ein solches Fieber in uns ist der Geiz, ein solches Fieber ist die böse Lust, ein solches Fieber ist die Ausschweifung, ein solches Fieber ist der Ehrgeiz, ein solches Fieber ist die Rachsucht.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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