Dienstag, 31. Januar 2017

Quatembersamstag nach dem 1. Fastensonntag - hl. Leo aus dem Brevier

1. - 3. Lesung
Matth. 17, 1-9

Auslegung des hl. Papstes Leo

Die Lesung des Evangeliums, Geliebteste, die durch die Ohren des Leibes bis in das Innere unseres Geistes gedrungen ist, leitet uns zum Verständnis eines großen Geheimnisses an. Wir werden es unter dem Beistande der Gnade Gottes leichter fassen, wenn wir unsere Betrachtung auf das zurücklenken, was kurz vorher erzählt worden ist. Der Erlöser des Menschengeschlechtes, Jesus Christus, begründete den Glauben, der die Gottlosen zur Gerechtigkeit und die Toten zum Leben ruft. Dabei unterwies er seine Jünger durch Vortrag seiner Lehre und durch Wunderwerke dahin, daß er, Christus, als der eingeborene Sohn Gottes und ebenso als Menschensohn anerkannt werden muss. Das eine ohne das andere nützt zum Heile nichts. Gleich gefährlich wäre es, an den Herrn Jesus Christus als bloßen Gott ohne Menschhheit oder als bloßen Menschen ohne Gottheit zu glauben. Beides ist in gleicher weise Gegenstand des Glaubens; denn Gott besaß eine wahre Menschennatur und der Mensch die wahre Gottesnatur. Um nun die heilbringende Erkenntnis dieser Glaubenswahrheit zu befestigen, fragte der Herr seine Jünger, was sie gegenüber den verschiedenen Ansichten der anderen von ihm dachten und glaubten. Da schwang der Apostel Petrus aufgrund einer Offenbarung des himmlischen Vaters sich weit über alles Leibliche und Irdische empor, erkannte ihn mit den Augen des Geistes als den Sohn des lebendigen Gottes und bekannte ihn als den Gott der Herrlichkeit; denn er schaute nicht bloß auf das Wesen aus Fleisch und Blut. Auf dieser hohen Stufe des Glaubens gewann er so sehr das Wohlgefallen Gottes, daß er mit Wonne und Seligkeit überhäuft und mit der heiligen Festigkeit eines unüberwindlichen Felsens ausgestattet wurde. Darauf wurde die Kirche gebaut, die mächtiger ist als die Pforten der Hölle und die Gewalt des Todes. Im Himmel soll nichts gelöst oder gebunden werden, was nicht dem Urteil Petri unterbreitet wurde. Dieser erhabenen Erkenntnis, Geliebteste, die mit Recht gelobt wurde, musste eine Belehrung über die Bedeutung der niederen Natur folgen. Nachdem der Apostel in seinem Glauben zum ruhmvollen Bekenntnis der Gottheit sich erhoben hatte, durfte er nicht meinen, es sei der leidensunfähigen Gottheit unwürdig und unangemessen, unsere Schwachheit anzunehmen; er durfte nicht glauben, die menschliche Natur sei in Christus schon so verklärt, daß sie weder gemartert noch durch den Tod aufgelöst werden könne. Darum sagte jetzt der Herr, er müsse jetzt nach Jerusalem gehen und vieles von den Ältesten, den Schriftgelehrten und Hohenpriestern leiden, er werde getötet und am dritten Tage werde er wieder auferstehen. Der hl. Petrus aber, der von höherem Lichte erleuchtet und von brennendem Eifer, den Sohn Gottes zu bekennen, beseelt war, wollte in einem, wie er glaubte, heiligen und freimütigen Unwillen die schmachvolle Verspottung und den grausamen, schimpflichen Tod zurückweisen. Er wurde jedoch von Jesus liebevoll zurechtgewiesen und so angeeifert, daß er selbst an seinem Leben teilzunehmen verlangte.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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