Montag, 23. Januar 2017

Hl. Johannes Damaszenus - Vita aus dem Brevier

27. März
Lesung 4-6
Johannes, nach seinem Heimatort Damaszenus genannt, wurde von vornehmen Eltern geboren. Von dem Mönch Kosmas wurde er in Konstantinopel in den weltlichen und geistlichen Wissenschaften unterrichtet. Damals führte gerade Kaiser Leo der Isaurier einen harten Kampf gegen die Verehrung der heiligen Bilder. Auf Zureden des Papstes Gregors III. verteidigte Johannes in Wort und Schrift tatkräftig die Rechtmäßigkeit dieser Verehrung. Dadurch zog er sich in solchem Maße den Haß Leos zu, daß dieser mehrere Briefe an den Kalifen von Damaskus schrieb, bei dem Johannes als Berater und Mitarbeiter in hohen Ehren stand, und ihn als Verräter bezeichnete. Der Fürst glaubte die falsche Anschuldigung und ließ dem Johannes, obwohl dieser unter einem Eide den Vorwurf von sich wies, die rechte Hand abhauen. Doch die heilige Jungfrau, die er innig um Hilfe angefleht hatte, stand ihrem Schützling bei und brachte seine Unschuld an den Tag. Unter ihrem Beistand erhielt er seine abgehauene Hand wieder zurück und sie wuchs so tadellos wieder mit dem Arm zusammen, als ob sie niemals abgehauen worden wäre. Auf dieses Wunder hin beschloß Johannes, nun wirklich auszuführen, was er schon früher im Sinn gehabt hatte. Nachdem er mit Mühe vom Kalifen seine Entlassung erhalten hatte, verteilte er alle seine Güter an die Armen und schenkte seinen Sklaven die Freiheit. Dann besuchte er als Pilger die heiligen Stätten in Palästina und zog sich schließlich mit seinem Lehrer Kosmas in das Kloster des heiligen Sabbas, nahe bei Jerusalem, zurück; dort wurde er auch zum Priester geweiht. Im Kloster gab er den Mönchen ein hervorragendes Beispiel aller Tugenden, besonders der Demut und des Gehorsams. Die niedrigsten Arbeiten im Kloster erbat er für sich, als ob sie ihm zukämen, und verrichtete sie mit Vorliebe. Als man ihm auftrug, die Körbe, die er selbst geflochten, in Damaskus zu verkaufen, in der Stadt also, in der er einstmals die höchsten Ämter und Würden bekleidet hatte, nahm er gerne den Hohn und den Spott des Volkes auf sich. Den Gehorsam schätzte er so hoch, daß er jedem Wink der Vorgesetzten willig folgte und nie nach dem Grund ihrer Befehle fragen wollte, auch wenn sie hart und ungewohnt waren. Dabei ließ er niemals ab, die katholische Lehre von der Verehrung heiliger Bilder mit Nachdruck zu verteidigen. Darum rief er, wie vorher bei Leo dem Isaurier, so später auch bei Konstantin Kopronymus Haß und Erbitterung hervor, und das umso mehr, als er freimütig der Anmaßung der Kaiser entgegentrat, die in Sachen des Glaubens sich einmischen und nach ihrem Gutdünken darüber entscheiden wollten. Erstaunlich groß ist die Anzahl der Schriften, die Johannes zum Schutz des Glaubens wie zur Förderung der Frömmigkeit in Prosa und Reimform verfaßt hat. Mit Recht wurde er darum vom 2. Konzil von Nizäa ganz besonders gefeiert und erhielt wegen seines goldenen Redeflusses den Beinamen Chrysorrhoas (Goldstrom). Nicht nur gegen die Bilderstürmer hat er den wahren Glauben verteidigt, sondern er hat auch fast alle Irrlehrer eifrigst bekämpft, besonders die Akephalen, die Monotheleten und Theopaschiten. Die Rechte und die Macht der Kirche hat er trefflich in Schutz genommen. Den Vorrang des Apostelfürsten hat er mit den beredesten Worten bewiesen; er nennt ihn häufig die Säule der Kirche, den unerschütterlichen Felsen, den Lehrer und Leiter des Erdkreises. Sein ganzes Schrifttum offenbart nicht bloß seine große Gelehrsamkeit und sein Wissen, sondern es zeigt auch seine echte Frömmigkeit, namentlich wenn er die Vorzüge der Gottesmutter schildert; er verehrte sie ja auch mit besonderer Andacht und Liebe. Vor allem aber ist rühmend zu erwähnen, daß Johannes zuerst die ganze Theologie im Zusammenhang behandelt und so dem heiligen Thomas den Weg geebnet hat, die heilige Wissenschaft in ein großartiges System zusammenzufassen. Schließlich entschlief dieser heilige Mann, reich an Verdiensten und schon im vorgerückten Alter, im Frieden Christi, etwa um das Jahr 754. Das Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre hat Papst Leo XIII. unter Hinzufügung des Titels Kirchenlehrer für die ganze Kirche gestattet.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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