4. Februar
4.-6. Lesung
Andreas stammte aus der Adelsfamilie der Corsini in Florenz. Seine
Eltern hatten ihn durch inniges Gebet von Gott erlangt und ihn der
allerseligsten Jungfrau geweiht. Ehe er noch geboren war, wurde schon
durch ein himmlisches Zeichen angedeutet, was aus diesem Kinde werden
sollte. Denn als die Mutter ihn noch unter ihrem Herzen trug, kam es ihr
im Traume einmal vor, sie würde einen Wolf zur Welt bringen, der zum
Kloster der Karmeliter läuft und und an der Schwelle der Kirche
plötzlich in ein Lamm verwandelt wird. In seiner Jugend wurde er fromm
und sittsam erzogen; doch allmählich wandte er sich einem leichtsinnigen
Leben zu und mußte daher öfter von seiner Mutter zurechtgewiesen
werden. Als er aber hörte, er sei von seinen Eltern durch ein Gelübde
der jungfräulichen Gottesmutter geweiht worden, da entbrannte wieder die
Liebe zu Gott in ihm. Und als er von dem Traumgesicht seiner Mutter
erfuhr, trat er in den Orden der Karmeliter ein. Hier mußte er
mannigfache Versuchungen des Teufels bestehen, ließ sich aber niemals
von dem Entschluß, Ordensmann zu werden, abbringen. Bald wurde er nach
Paris gesandt, wo er seine Studien machte; dort erhielt er auch die
Doktorwürde und kehrte dann in seine Heimat zurück, um die Leitung seine
Ordens in Etrurien zu übernehmen. Inzwischen hatte die Gemeinde von Fiesole ihren Hirten verloren und
wählte Andreas zu ihrem Bischof. Dieser aber glaubte, dieses Amtes nicht
würdig zu sein, und hielt sich so lange verborgen, bis er von einem
Kinde, das auf wunderbare Weise die Sprache erlangte, verraten und
außerhalb der Stadt gefunden wurde. Nun nahm er, um dem Willen Gottes
nicht entgegenzuhandeln, das bischöfliche Amt an. In seiner neuen Würde
übte er die Demut, die er schon immer gepflegt hatte, nur noch eifriger.
Mit der Hirtensorge verband er Barmherzigkeit gegen die Armen,
Freigiebigkeit, Ausdauer im Gebet, Nachtwachen und andere Tugenden; auch
mit der Gabe der Weissagung war er ausgezeichnet. Infolgedessen wurde
seine Heiligkeit von allen gerühmt. Dies bewog Papst Urban V., Andreas nach Bologna zu senden, um die
dort entstandenen Unruhen wieder beizulegen. Hier mußte er viel Bitteres
durchmachen; aber durch seine große Klugheit gelang es ihm, die
Entzweiung der Bürger, die bis zu Mord und Totschlag sich gesteigert
hatte, wieder beizulegen. Als die Ruhe wiederhergestellt war, kehrte er
in sein Bistum zurück. Kurze Zeit darauf aber ging er, durch seine
unermüdliche Tätigkeit und seine freiwillige Abtötung aufgerieben,
nachdem er von der heiligen Jungfrau den Tag seines Hinscheidens im
voraus schon erfahren hatte, in den Himmel ein im Jahre des Herrn 1373
im 71. Lebensjahr. Urban VIII. nahm ihn, da er durch viele große Wunder
verherrlicht wurde, in die Zahl der Heiligen auf. Sein Leib ruht in
Florenz in der Kirche seines Ordens und wird von den Bürgern hoch
verehrt. Schon mehrmals hat er sich auch bei drohender Gefahr als ihr
Beschützer erwiesen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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