Freitag, 27. Januar 2017

Dienstag nach dem 1. Fastensonntag - hl. Beda aus dem Brevier

1. - 3. Lesung
Matth. 21, 10-17
Auslegung des hl. Priesters Beda Venerabilis

Was der Herr durch den Fluch über den unfruchtbaren Feigenbaum bildlich tat, das zeigte er bald darauf deutlicher, da er die Gottlosen aus dem Tempel trieb. Denn für den Baum war es keine Sünde, daß er keine Früchte hatte, als den Herrn hungerte, es war ja auch die Zeit dafür noch gar nicht gekommen. Aber für die Priester war es eine Sünde, daß sie im Hause Gottes irdische Geschäfte trieben und es unterließen, die Früchte der Frömmigkeit zu bringen, die sie hätten bringen sollen und nach denen der Herr bei ihnen sehnlichst verlanget. Der Herr brachte den Baum durch seinen Fluch zum Verdorren; so konnten alle, die es sahen oder hörten, merken, daß sie vor dem Richterstuhl Gottes viel strenger gerichtet werden, wenn sie, ohne die Früchte guter Werke zu bringen, nur zu frommen Reden Beifall klatschen und sich damit wie mit dem Rauschen und äußeren Schmuck grüner Blätter zufrieden geben. Weil sie das aber nicht einsahen, darum ließ er sie die verdiente Strafe in ihrer ganzen Strenge fühlen und warf alle rein weltlichen Verkaufsgegenstände aus jenem Hause hinaus, in dem nur Gottesdienst verrichtet, Opfer und Gebete Gott dargebracht, das Wort Gottes vorgelesen, angehört und gesungen werden sollte. Und doch müssen wir annehemen, daß im Tempel nur mit solchen Dingen gehandelt wurde, welche dort zum Gottesdienste erforderlich waren. An einer anderen Stelle lesen wir ja auch, daß er beim Eintritte in den Tempel Verkäufer und Käufer von Schafen, Rindern und Tauben antraf; es ist also anzunehmen daß die Auswärtigen dies alles nur zu Opferzwecken im Hause des Herrn von den Einheimischen kauften. Wenn also der Herr nicht einmal den Verkauf der Dinge im Tempel gestatten wollte, deren Darbringung er doch wollte, und zwar wegen der Habsucht oder Betrügerei, die gewöhnlich die Fehler der Kaufleute sind, wie scharf würde er wohl erst vorgehen, wenn er dort jemand antreffen würde, der lacht oder schwätzt oder irgendeinem Laster ergeben ist? Wenn der Herr diese weltlichen Geschäfte, die anderswo ruhig vorgenommen werden dürfen, in seinem Hause nicht duldet, wieviel mehr verdienen erst Handlungen, die nirgens erlaubt sind, Strafe vom Himmel, wenn sie im Heiligtum Gottes geschehen? Da der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf den Herrn herabkam, werden durch die Tauben passend die Gaben des Heiligen Geist angedeutet. Wer ist nun heute in der Kirche Gottes ein Verkäufer von Tauben? Nur die, die Geld annehmen für die Handauflegung, durch die der Heilige Geist mitgeteilt wird.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen