Montag, 26. Dezember 2016

Weihnachtspredigt des. hl. Papstes Leo (aus dem Brevier)

4.-6. Lesung

Geliebteste, unser Heiland ist heute geboren; darum wollen wir fröhlich sein! Es wäre Unrecht, heute der Traurigkeit Raum zu geben, wo das Leben geboren ist. Es nimmt uns ja die Furcht vor dem Tod und erfüllt uns mit Wonne über das verheißene ewige Leben. Niemand wird an der Teilnahme dieser Freude ausgeschlossen. Ein gemeinsamer Grund für Freude für alle ist der, daß unser Herr, der Sieger über Sünde und Tod, da er keinen frei von Schuld fand, deshalb selbst kam, um alle zu erlösen. Es frohlocke der Heilige, weil er sich der Siegespalme nähert; es freue sich der Sünder, weil er zur Versöhnung eingeladen wird; es fasse Mut der Heide, weil er zum wahren Leben gerufen wird. Denn in der Fülle der Zeit, welche Gott in seinem tiefen, unerforschlichen Ratschlusse bestimmt hatte, nahm der Sohn Gottes die Natur des menschlichen Geschlechtes an, um sie mit ihrem Schöpfer zu versöhnen, und zwar sollte der Urheber des Todes, der Teufel, durch eben diese Natur, über die er gesiegt hatte, selbst wieder besiegt werden. In diesem für uns geführten Kampfe wurde auf der Grundlage einer großen und bewundernswerten Gleichheit gestritten; denn der allmächtige Herr trat dem grausamen Feinde nicht in seiner Majestät, sondern in unserer Niedrigkeit gegenüber und stellte ihm die selbe Gestalt und dieselbe Natur entgegen, die an unserer Sterblichkeit teilnimmt, wenn sie auch an der Sünde keinen Teil hat. Von dieser Geburt gilt nämlich nicht, was sonst allgemein gesagt ist: Niemand ist rein von Makel, selbst das Kinde nicht, dessen irdisches Leben nur einen Tag beträgt. Bei dieser einzigartigen Geburt war keine fleischliche Begierde beteiligt, hier ist nichts vom Gesetze der Sünde eingedrungen. Die königliche Jungfrau aus Davids Geschlecht wird auserkoren: sie soll eine heilige Frucht in ihrem Schoße tragen, sie darf das göttlich-menschliche Kind zuerst im Geiste, dann im Fleische aufnehmen. Und damit sie nicht in Unkenntnis über den göttlichen Ratschluss erschrecke über die Wunderdinge, die an ihr geschehen sollen, darum erfährt sie aus dem Munde eines Engels, was der Heilige Geist in ihr wirken soll. Und sie fürchtete keine Verletzung ihrer Jungfräulichkeit, wenn sie jetzt Gottesgebärerin werden soll. Lasset uns daher, Geliebteste, unseren Dank darbringen Gott, dem Vater, durch seinen Sohn im Heiligen Geiste! Er hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt, sich unser erbarmt; er hat uns, da wir tot waren ob unserer Sünden, in Christus wieder belebt, damit wir durch ihn eine neue Kreatur und eine neue Schöpfung werden. Lasst uns also ausziehen den alten Menschen mit seinen Werken und, da wir teilhaben am Leben Christi, den Werken des Fleisches entsagen! Denk an deine Würde oh Christ! Da du nun der göttlichen Natur teilhaftig geworden bist, hüte dich, durch schlechten Wandel wieder in die alte Armseligkeit zurückzufallen! Bedenke von welchem Haupte und Leib du ein Glied bist! Denk daran, daß du der Macht der Finsternis entrissen und in Gottes Licht und Reich versetzt worden bist!

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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