Samstag, 31. Dezember 2016

Predigt vom hl. Augustinus aus dem Brevier (27. Dezember)

Zum Fest des Apostel und Evangelist Johannes 27. Dezember

Auslegung Kap. 21,19-24 

Die Kirche kennt zwei Arten von Leben, die ihr von Gott verkündet und empfohlen sind, und zwar eines im Glauben und eines im Schauen; das eine in der Zeit der Pilgerschaft, das andere in den ewigen Wohnungen; das eine in Arbeit, das andere in Ruhe, das eine auf dem Wege, das andere in der Heimat; das eine in der Übung guter Werke, das andere im Genusse der Gottesschau; das eine flieht das Böse und tut das Gute, das andere kennt nichts Böses, dem auszuweichen wäre, und erfreut sich eines großen Gutes; das eine kämpft mit dem Feind, das andere herrscht siegreich ohne Feind. Das eine Leben hilft dem Dürftigen, das andere ist dort, wo es keinen Dürftigen mehr gibt. Das eine verzeiht die Beleidigungen anderer, auf daß auch ihm Verzeihung werde; das andere braucht nichts zu dulden, was es verzeihen müsste, und tut nichts, für das es um Verzeihung bitten müsste; das eine wird durch Heimsuchungen gezüchtigt, damit es sich im Glück nicht überhebe; das andere genießt die Fülle des Segens und kennt kein Übel; ohne Versuchung zum Übermut erfreut es sich des höchsten Gutes. Das eine Leben ist alzu gut, aber noch voll Elend; das andere ist besser und voll Seligkeit. Duch den Apostel Petrus ist das eine, durch Johannes das andere angedeutet. Das eine dauert bis zum Ende dieser Welt und findet dann ein Ende, das andere wird auf die Zukunft verschoben, es beginnt erst mit dem Ende dieser Welt, nimmt dann aber auch kein Ende mehr. Daher wird zu dem einen gesagt; Folge mir! Und von dem anderen: Ich will daß er so bleibe, bis ich komme; was geht es dich an? Du folge mir! Was soll das nun bedeuten? Soviel ich verstehe und begreife, nichts anderes als: Du folge mir nach durch die Nachahmung im Ertragen zeitlicher Leiden; jener bleibe so bis ich wiederkomme, um ewige Güter zu verleihen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)



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