Freitag, 18. November 2016

Hl. Thomas Becket - Vita aus dem Brevier

29. Dezember
Thomas, zu London in England geboren, wurde der Nachfolger des Bischofs Theobald von Canterbury. Früher hatte er das Amt eines Kanzlers ausgezeichnet verwaltet, nun war er ebenso in seinem bischöflichen Amte stark und unbeugsam. Als Heinrich II., der König von England, in einer Versammlung der Bischöfe und Fürsten seines Landes Gesetze erließ, die der Wohlfahrt und der Würde der Kirche zuwider waren, leistete er den Zumutungen des Königs kräftigen Widerstand und ließ sich weder durch Versprechungen noch durch Drohungen von seiner Auffassung abbringen. er sollte sogar in den Kerker geworfen werden, entkam aber heimlich. Daraufhin wurden alle seine Verwandten jeden Alters, seine Freunde und Gönner des Landes verwiesen, und zwar mußten alle, welche das zum Eide nötige Alter erreicht hatten, schwören, daß sie zu Thomas gehen wollten, damit er vielleicht durch den traurigen Anblick der Seinigen sich zum Widerruf bewegen lasse, nachdem alle persönlichen Belästigungen ihn nicht im geringsten in seinem heiligen Entschlusse wankend machen konnten. Er aber achtete nicht auf Fleisch und Blut, und auch das Gefühl des Mitleids konnte ihn nicht in der standhaften Erfüllung seiner Hirtenpflichten erschüttern. Thomas begab sich also zum Papst Alexander III., von dem er wohlwollend angenommen wurde; dann reiste er mit dessen Empfehlungen zu den Zisterziensermönchen nach Pontigny. Als Heinrich dies erfuhr, sandte er an den Konvent der Zisterzienser Drohbriefe in der Absicht, Thomas aus dem Kloster Pontigny zu vertreiben. Daher verließ der Heilige freiwillig diese Zufluchtsstätte; denn er mußte fürchten, daß der Konvent der Zisterziensermönche seinetwegen sich Unannehmlichkeiten zuziehen könne. Er ging auf dessen Einladung zum König Ludwig von Frankreich und blieb bei ihm so lange, bis er auf Grund von Verhandlungen zwischen dem Papst und dem König zur größten Freude des ganzen Reiches aus der Verbannung zurückgerufen wurde. Nun suchte er friedlich das Amt eines guten Hirten zu erfüllen. Verleumder aber berichteten dem König, daß er vieles gegen das Reich und die öffentliche Ruhe unternehme, so daß deswegen der König selbst öfters klagte, in seinem ganzen Reiche könne er nur mit einem Priester nicht zum Frieden kommen. Aus dieser Äußerung des Königs schlossen gottlose Hofleute, sie würden dem König einen Gefallen tun, wenn sie Thomas aus dem Weg räumten. So begaben sie sich heimlich nach Canterbury und überfielen den Bischof, als er in der Kirche der Vesper beiwohnte. Als die Geistlichen die Türen der Kirche verschließen wollten, trat er hinzu, öffnete die Türen und sprach zu den Seinen: Die Kirche Gottes darf nicht wie eine Festung verteidigt werden; ich will gern für die Kirche Gottes den Tod erleiden. Dann sagte er zu den Soldaten: Im Namen Gottes, nehmet euch wohl in Acht, daß ihr keinem der Meinigen ein Leid antut! Alsdann warf er sich auf seine Knie nieder und empfahl Gott, der heiligen Jungfrau Maria, dem heiligen Dionysius und den übrigen heiligen Patronen seiner Kirche seine Gemeinde und seine Seele und bot mit demselben Starkmute, mit dem er den Gesetzen des ungerechten Königs Widerstand geleistet hatte, dem Schwerte der Gottlosen sein Haupt dar am 29. Dezember im Jahre des Herrn 1171. Das ganze Kirchenpflaster wurde mit seinem Gehirn bespritzt. Der erwähnte Papst Alexander III. hat ihn später, da er durch viele Wunder verherrlicht wurde, auch heiliggesprochen.

 (aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
 

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