2. Dezember
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
Bibiana war eine römische Jungfrau und stammte aus einem vornehmen Geschlecht; noch vornehmer aber war sie durch ihren christlichen Glauben. Ihr Vater
Florian wurde unter dem gottlosen, abtrünnigen Tyrannen Julian seiner
Statthalterwürde entsetzt und wie ein Sklave gebrandmarkt; dann wurde er
in die taurinischen Sümpfe verbannt und starb dort als Martyrer. Ihre Mutter Dafrosa wurde mit ihren Töchtern zuerst in ihrem eigenen
Haus eingesperrt und sollte darin verhungern; bald darauf wurde jedoch
die Mutter aus Rom verbannt und enthauptet. Nach dem Tode ihrer frommen
Eltern wurde Bibiana und ihrer Schwester Demetria ihr ganzes Hab und Gut
weggenommen. Der Stadtpräfekt Apronian hatte es auf ihr Vermögen abgesehen und
verfolgte darum die beiden Schwestern. Zu seinem größten Erstaunen mußte
er aber sehen, wie diese, obwohl sie aller menschlichen Hilfe beraubt
waren, von Gott, der alle Hungrigen speist, wunderbar genährt wurden,
ja, wie sie immer lebensfrischer und blühender aussahen. Nichtsdestoweniger redete ihnen Apronian zu, sie sollten den heidnischen
Gottheiten Verehrung erweisen; dann würden sie ihren verlorenen Besitz
wieder bekommen, würden die Gunst des Kaisers erlangen und könnten sich
glänzend verheiraten. Sonst aber drohte er ihnen mit Kerker, Ruten und
mit dem Beil. Aber jene ließen sich weder durch Schmeichelworte, noch
durch Drohungen vom wahren Glauben abbringen und waren bereit, eher zu
sterben, als sich durch heidnische Abgötterei zu beflecken. Mit größter
Standhaftigkeit wiesen sie also den gottlosen Prätor ab. Da fiel Demetria vor den Augen der Bibiana plötzlich um und entschlief
im Herrn. Bibiana aber wurde einem in aller Buhlerei erfahrenen Weibe
Rufina zur Verfügung übergeben. Sie hatte aber schon von der Wiege an
gelernt die christlichen Gesetze zu halten und die Blüte der
Jungfräulichkeit unbefleckt zu bewahren; so überwand sie, sich selbst an
Kraft übertreffend, die Verführungskünste dieser Buhlerin und
vereitelte den schlauen Plan des Prätors. Da nun Rufina, die sie neben verführerischen Reden täglich auch mit
Schlägen bearbeitete, um sie von ihren heiligen Entschlüssen
abzubringen, nichts ausrichtete, ließ der Prätor, als er sich in seiner
Hoffnung getäuscht sah, vor Zorn, daß bei Bibiana alles vergeblich sei, diese von den Henkern entkleiden, mit gefesselten Händen an eine Säule
binden und mit Geißeln so lange peitschen, bis sie den Geist aufgab. Ihr
heiliger Leichnam wurde den Hunden vorgeworfen und lag zwei Tage auf
dem Taurus-Markt; er blieb jedoch ganz unverletzt, da Gott ihn schützte. Der Priester
Johannes bestattete sie hierauf des Nachts nahe bei dem Grabe ihrer
Schwester und Mutter bei dem licinianischen Palast; dort steht heute noch eine Kirche, die
den Namen er heiligen Bibiana trägt. Urban VIII. ließ sie wieder
herrichten und die Leiber der heiligen Bibiana, Demetria und Dafrosa,
die er dort gefunden hatte, unter dem Hochaltar beisetzen.
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