Dienstag, 31. Dezember 2013

Fest der Beschneidung des Herrn - Predigt des hl. Papstes Leo (Brevier)

1. Jan

Geliebteste! Nur der begeht in Wirklichkeit und in der rechten Weise das heutige Fest, der von der Menschwerdung des Herrn nichts Falsches und nichts der Gottheit Unwürdiges glaubt. Denn in gleicher Weise ist es gefährlich, wenn man ihm entweder die wahre Menschennatur oder die Gleichheit mit der Herrlichkeit des Vaters abspricht. Da wir uns nun anschicken, das Geheimnis der Geburt Christi zu erwägen, da er das Kind einer jungfräulichen Mutter wurde, so wollen wir weit von uns weisen alle Finsternis rein irdischer Überlegungen, und von dem erleuchteten Auge des Glaubens soll weichen aller Dunst irdischer Weisheit. Göttlich ist ja die Offenbarung, der wir glauben; göttlich die Lehre, der wir folgen. Denn ob wir dem Zeugnisse des Gesetzes oder den Aussprüchen der Propheten oder dem Posaunenrufe des Evangeliums unser geistiges Ohr leihen, es wir immer wahr bleiben, was Johannes, voll des Heiligen Geistes, ausgerufen hat: Im Anfange war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfange bei Gott. Alles ist durch dasselbe geworden und nichts ist geworden ohne dasselbe. Und ebenso ist wahr, was derselbe Lehrer hinzugefügt hat: Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt; und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater. In beiden Naturen tritt also derselbe Gottessohn auf; das Unsrige nahm er an, ohne seine Wesenheit abzulegen; in der Menschennatur erneuerte er den Menschen und blieb dennoch in sich selbst unverändert. denn die Gottheit, die er mit dem Vater gemeinsam besitzt, erlitt keinen Verlust an Allmacht; auch entweihte er durch die Knechtsgestalt nicht die Gottesgestalt; denn die höchste und ewige Wesenheit, welche sich zum Heile des Menschengeschlechtes erniedrigte, erhob uns zwar zu ihrer Herrlichkeit, hörte aber trotzdem nicht auf, zu sein, was sie selbst war. Wenn daher der eingeborene Gottessohn bekennt, er sei geringer als der Vater, dem er doch auch wieder gleich zu sein behauptet, so beweist er gerade hierdurch, daß er tatsächlich beide Naturen besitzt. Denn die Ungleichheit mit dem Vater deutet auf seine menschliche Natur, die Gleichheit mit dem Vater aber auf die göttliche.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)


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