Mittwoch, 18. Dezember 2013

4. Adventssonntag - Predigt des hl. Papstes Leo

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
Wenn wir, Geliebteste, unsern Ursprung und unsere Erschaffung gläubig und verständig betrachten, so werden wir einsehen, daß der Mensch deshalb nach dem Bilde Gottes gestaltet worden ist, damit er ein Nachbild seines Urhebers sei. Darin liegt die natürliche Würde unseres Geschlechtes, das in uns, wie in einem Spiegel das Bild des gütigen Gottes wiederstrahlt. Dazu arbeitet täglich die Gnade des Erlösers an uns, und das, was uns durch den ersten Adam geraubt wurde, wird uns durch den zweiten wiedergeschenkt. Die Veranlassung aber zu unserer Wiederherstellung ist einzig und allein die Barmherzigkeit Gottes. Wir können ihn ja nicht einmal lieben, wenn er uns nicht zuvor geliebt und die Finsterniß unserer Unwissenheit durch das Licht seiner Wahrheit verscheucht hätte. Das sagt auch der Herr uns durch seinen heiligen seher Isaias mit den Worten:  Ich führe die Blinden auf einen Weg, den sie nicht kennen; auf Pfaden die ihnen unbekannt, laß ich sie gehen. Ich wandle die Finsternis vor ihnen in Licht und das Krumme in Gerades. Solches tu ich ihnen und verlasse sie nicht. Und an einer anderen Stelle spricht er. Es fanden mich, die mich nicht suchten; ich werde denen offenbar, die nicht nach mir fragten.. wie dieß alles in Erfüllung gegangen ist lehrt uns der Apostel Johannes, wenn er spricht: Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns den sinn gegeben hat, die Wahrheit zu erkennen und in seinem wahren sohn zu sein. Und an anderer Stelle: Laßt uns also gott lieben, der uns zuerst geliebt hat. Da Gott uns lieb hat, will er uns seinem bilde ähnlich machen, und damit er in uns ein abbild seiner Güte finde, verleiht er uns, daß auch wir das tun, was er tut, indem er nämlich unseren Geist erleuchtet und uns mit dem Feuer seiner Liebe entflammt, daß wir nicht nur ihn lieben, sondern auch alles was er liebt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen