Dienstag, 1. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Vierter Sonntag im Advent

  Vierter Sonntag im Advent

 

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 

Erste Rede 


Freuet euch immer im Herrn; abermal sage ich euch, freuet euch; euere Ehrbarkeit werde allen Menschen bekannt. Philipp. 4, 4.

 Am Ende der vorhergehenden Epistel ermahnte der Apostel, daß wir Alles Christo als dem wahren Richter überlassen, aber damit wir uns nicht über seine lange Verzögerung beklagen, sagt er, daß er sehr bald kommen werde. "Der Herr," spricht er, "ist nahe." Der Apostel schärft aber in den vorangehenden Worten dreierlei ein; zuerst ermahnt er zur innern Heiligung, zweitens zum ehrbaren Wandel, drittens gibt er den Grund an. Die innere Heiligung besteht in zweierlei, zuerst daß der böse Sinn entfernt werde, zweitens daß man sich die gute Gesinnung aneigne. Der heilige Bernhard sagt:"Den Menschen macht die heilige Gesinnung heilig, die böfe Gesinnung besteht darin, daß man sich an der Welt freut." Es ist aber die Freude an der Welt böse, weil sie auf Böses, Eitles und Schändliches geht. Die Freude an dem Bösen besteht in der Freude an der Gottlosigkeit die Freude an dem Eitlen in der Freude an dem Reichthume, welcher Eitelkeit ist; die Freude an dem Schändlichen in der Freude an der Unreinigkeit. In Bezug auf das erste heißt es (Sprichw. 28.):
"Sie freuen sich, wenn sie Böses gethan haben und frohlocken über die gottlosesten Dinge." In Bezug auf das zweite (Ps. 48.): "Er rühmt sich an der Menge seines Reichthumes;" und in Bezug auf das dritte (Job. 21.): "Sie freuen sich bei dem Flötenschall," und wiederum (Jak. 5.): "Ihr schmausetet auf der Erde und ernährtet in der Ueppigkeit euere Herzen." Von diesen sagt der heilige Augustin: "Was ist die Weltfreude? Ich sage es kurz, die Gottlosigkeit der Welt ist die Ungestraftheit des Bösen in den Schauspielen zu possen, zu huren, zu jubeln, sich zu überfüllen und von Häßlichkeit zu riechen, sfich im Herrn freuen heißt aber, sich freuen, daß er mächtig ist zu helfen, weil der Herr barmherzig ist zur Rechtfertigung, und sehr reich in der Belohnung; denn für einen mäßigen Dienst gibt er das ewige Leben und die himmlische Herrlichkeit." Ohne Anstand soll man sich an einen sfolchen Herrn erfreuen, welcher seine Diener erlöst, indem er sie loskauft, alle Schuld nachläßt, indem er sie rechtfertigt und krönt, indem er das ewige Reich verleiht. Vom ersten spricht der Psalm (33.): "Der Herr, unser König, kommt und erlöset uns," und der Evangelist (Matth. 1.): "Er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen:" vom zweiten spricht der Apostel (Röm. 3.): "Ihr seid umsonst durch seine Gnade gerechtfertigt," und vom dritten heißt es (Offenb. 2.): "Sei treu bis zum Tode, und ich gebe dir die Krone des Lebens." Von diesen dreien spricht Isaias (61.): "Freuen werde ich mich und frohlocken im Herrn, denn er kleider mich mit dem Kleide des Heils, und umgibt mich mit dem Gewande der Gerechtigkeit, wie eine Braut krönt er mich." Dazu möge uns der Herr führen. 

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