Montag, 30. September 2013

Von dem Glauben und dem Bekenntnisse des Glaubens - Hl. Petrus Canisius

Kurzer Inbegriff der christlichen Lehre oder Katechismus des ehrwürdigen Lehrers Petrus Canisius der Gesellschaft Jesu Theologen - Aus dem lateinischen Originalwerke in das Deutsche übersetzt - Dritte sehr verbesserte und um sieben Druck Bogen vermehrte Auflage  (1826)

Erstes Hauptstück.

Von dem Glauben und dem Bekenntnisse des Glaubens

 

I. Wer ist ein Christ (a) zu nennen?

Der, welcher getauft ist, und die heilsame Lehre Jesu Christi, des wahren Gottes und Menschen, in seiner (b) Kirche bekennt.
Alle Religionen und Sekten demnach, die ausser der LEhre und Kirche Christi wo immer unter den Völkern gefunden werden, als nämlich die jüdische, heidnische, mohamedanische, ketzerische verwirft und verabscheut derjenige gänzlich, welcher in Wahrheit ein Christ ist, und in der LEhre Christi standhaft verharrt.

(a) Act. 11, 27.; 1. Pet. 4, 16.
(b) Athan. contra Arian. oran. 2; Cypr. epist. 2. lib. 4. et de simpl. praei. Ignatius ad Magnesian; August. tract. 113. in Joan. et serm. 181. de tem. c. 12.; Item in Enchir. c. 5. Tertull. lib. de pudicitia, et de praesc. haeretic.

II. Wie kann man die christliche Lehre kurz zusammen fassen?

 So nämlich, daß ein Christ wisse und halte, was sowohl zur (a) Weisheit, als auch zur Gerechtigkeit gehöre. Die Weisheit wie St. Augustin (b) zeigt, besteht in den göttlichen Tugenden: (c) Glaube, Hoffnung und Liebe, welche sowohl von Gott eingegossen werden, als auch wenn sie in diesem Leben lauter und fleißigst geübt werden, die Menschen selig und göttlich machen. Die Gerechtigkeit aber (d) wird abgehandelt in zwen Theilen: Von Meidung des Bösen und Uebuug des Guten; denn hieher gehört was der königliche Prophet spricht: (e) "Wende dich von dem Bösen und thue Gutes." Aus diesen Quellen nun der Weisheit nämlich und der Gerechtigkeit kann man leicht alles Uebrige schöpfen, was zur vollständigen christlichen Unterweisung und Lehre gehört.


(a) Ecclesiast. 1, 1. 5, 32. 33.
(b) Lib. 2. Retracta. c. 63. et Ench. c. 2. et 3.
(c) 1. Cor. 13, 13.
(d) Prosp. sent. 98 ex August
(e) Psalm 15, 15. et 36, 27.; 1. Pet. 3,11.

III. Was wird in der christlichen Lehre zuerst vorgetragen?

 Der Glaube, jene Thür unsers Heiles, ohne welchen kein Mensch in diesem Leben Gott finden und anrufen, Gott dienen und gefallen kann. Denn (a) "glauben muß der, welcher zu Gott tritt", spricht der Apostel; (b) "wer aber nicht glaubt, der wird verdammt," ja (c) "er ist schon gerichtet," nach Christi Ausspruch.

Rom. 10, 4. 6, 10.; Hebr. 11,1. sq. ; Aug. serm. 38. de temp. et serm. de verb. Apost.
(a) Hebr. 11, 6.
(b) Marc. 16, 16.
(c) Joan. 3, 18.

IV.  Was ersteht man unter dem Wort Glaube?

 Glaube ist eine Gabe (a) Gottes und ein Licht, dadurch der Mensch erleuchtet, für wahr hält und fest daran hängt, was von Gott geoffenbart und von der Kirche zu glauben uns vorgestellt wird, als nämlich:

 Daß Gott dreyfach sey und (b) Einer, daß die Welt aus nichts (c) erschaffen, daß Gott Mensch geworden und für uns den Tod gelitten habe, daß Maria (d) Jungfrau und Mutter Gottes sey, daß alle Todten zum Leben müssen erweckt werden, daß der Mensch aus dem Wasser und heiligen Geiste wiedergeboren werde, daß in der Eucharistie (dem heiligsten Sakramente) der ganze (e) Christus enthalten sey, und dergleichen noch andere ehrwürdige Geheimnisse unserer Religion, die von Gott geoffenbart, und nicht von des Menschen Sinn (f) und Verstand stand begriffen, sondern einzig nur durch den Glauben erfaßt werden können.

 Darum spricht der Prophet (g) "Wenn ihr nicht glaubet, so werdet ihr nicht verstehen." Denn der Glaube sieht nicht auf den Lauf der Natur, er traut nicht der Erfahrung der Sinne, auch nicht der menschlichen Macht und Vernunft, sondern er stützt sich auf Gottes Kraft und Ansehen, und hält für ganz gewiß, daß die höchste und ewige Wahrheit, die Gott selbst ist, weder jemals betrügen, noch betrogen werden kann.

 Deßhalb ist es auch ein vorzügliches Eigenthum des Glaubens, daß er allen Verstand (h) gefangen nimmt in den Gehorsam Christi, (k) bey dem kein (i) Ding schwer, ja keines unmöglich ist. Dieser Glaube ist (k) das Licht der Seele die Thüre des Lebens und die Grundveste des ewigen Heiles .

(a) Ephes, 2, 8.; Hebr. 11, 1.: Basil. in serm. fidei confess. Bern. epist 190.; August. contra epist. Fundament. cap. 5.
(b) 1. Joan. 5,7.
(c) Gen. 1, 1. seq.; Joan. 1, 1. seq.; Lucae 2, 7.; Rom. 5, 6.
(d) Conc. Eph. can. 13.; Lucae 1, 35.: 1. Cor. 15, 52.; Joan. 3, 5.
(e) Constant. Florent. Triden. Conc
(f) Eccli. 3, 22-26; 2. Cor. 10, 5.
(g) Isaiae. 7, 9. secundum LXX.; Basil. in Psalm. 115. et in Mor. reg. 80. c. 21.; Gregor. hom. 26. in Evang.; Chrys. in. 1. ad Corinth. hom. 4.
(h) 2. Cor. 10,5.
(i) Lucae 1, 37.; Jerem. 32;. 27
(k) Euseb. Emis. homil. 2. de symb.; Cyrill. catech. 5. Illum.; Chrysost. serm. de fide, spe et char.; Cyrill. Alex. liber 4. in Joan. cap.9.

V. Giebt es einen kurzen Inbegriff des Glaubens, eine Summe alles dessen, was wir glauben sollen?

 Ja, jene nämlich, welche die zwölf Apostel in ihrem Bekenntnisse übergeben, und die sie in zwölf Punkte oder Artikel schicklich getheilt haben. Wahrlich ein würdiges Werk diese zwölf Verfasser, (a) die nach Christus dem Herrn die vornehmsten und heiligsten des christlichen Glaubens gewesen sind.

 Dieses Bekenntniß ist wie ein Zeichen, an welchem man die Christen von Gottlosen, die entweder keinen oder nicht rechten Glauben bekennen, unterscheiden unter andern erkennen kann.

(a) Clemens epist.1. ad frat. Dom.; Ambr. epist. 81. et serm. 38.; August. serm. de Tempore 181.; Ruffin. in sym. Irenaeus lib. 1. c. 2. et lib. 3. cap. 4.; Hieron. ad Pamachum, adversus erores Joan. Hieros. epist. 61.c. 9.; Leo serm. 11.de pass. et epist. 13. ad Pulcheriam et serm. contra Eutychetem.; Maximus serm. de tradition. symbol.; Symbolum explicarunt. Cyrill. in catechisibus Illum. Chrys. tom. 5. hom. 1. et 2. in symbolum.; Ruffin.. in symbol.; Aug. in enchiridio ad LAur.; Item in Lib. 1. et 2. de symb. ad catech.; In lib. de fide et sym. serm. 115. 119. 123. 125. 131. 181. 192. 193. 194. de tempore.

VI. Welche sind die Artikel des apostolischen Glaubens-Bekenntnisses?

1. Ich glaube an Gott Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde.
2. Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn.
3. Der empfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren aus Maria der Jungfrau.
4. Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuziget, gestorben und begraben.
5. Abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten.
6. Aufgefahren zu dem Himmel, sitzet er zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters,
7. Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten.
8. Ich glaube an den heiligen Geists.
9. Eine heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen.
10. Ablaß der Sünden.
11. Auferstehung des Fleisches.
12. Und ein ewiges Leben. Amen .

VII. Wozu dienen hauptsächlich diese Worte des Bekenntnisses?

 Dazu, daß wir die wahre Erkenntniß Gottes und göttlicher Dinge, die, um gut und selig zu leben, einem jeden nothwendig ist, kurzgefaßt besitzen.
 Den ersten und vornehmsten Platz nimmt die Erkenntniß und das Bekenntniß der heiligsten Dreyfaltigkeit ein, damit auf keine Weise gezweifelt werde, daß Gott, über welchen nichts Größeres (a) oder Vortrefflicheres, oder Weiseres mehr gedacht werden kann, im Wesen zwar oder in der göttlichen Natur nur Einer und einfach in (b) drey Personen aber unterschieden sey, so, daß man vor allem für gewiß glauben muß, daß ein anderer der Vater (c), ein anderer der Sohn, ein anderer der heilige Geist sey. Der Vater. welcher seinen Sohn von (d) Ewigkeit erzeugt. ist die Quelle und der Schöpfer der Dinge; der Sohn, aus dem Wesen des Vaters erzeugt, ist der Erlöser der Welt und Heiland; der heilige Geist, der auch Tröster (e) genannt wird, ist der Kirche oder der Christgläubigen Beystand, Pfleger, Führer. Diese (f) Drey nun sind Eins, das ist, der Eine, wahre, ewige, unbegreifliche Gott.
 Schön also entsprechen dieser heiligsten und zugleich uugetheilten Dreyfaltigkeit die drey Haupttheile des Bekenntnisses, der erste nämlich von der Schöpfung, der zweyte von der Erlösung, der dritte von der Heiligung .

Jerem. 9,23; Joan. 17, 3.; 1. Cor. 2, 2.; 1. Pet. 1, 8.; Sapient. 13, 1.
(a) Aug. confess. lib. 1. cap. 4.
(b) Aug. lib. de fide et symb. cap. 9.
(c) MAtth. 28, 19. Athan. in symb.
(d) Psalm. 100, 3.; Hebr. 1, 2.; 1. Joan. 4, 10.
(e) Joan. 15, 26. et 16, 7.; 14, 16. 26.
(f)1. Joan. 5, 7.: 1. Tim. 1, 17.; 6, 15.; Jerem. 32, 17-20. 27.

VIII. Was will der erste Artikel des Bekenntnisses sagen: Ich glaube an Gott den Vater?

 Er zeigt uns erstlich an, daß Gott ein Einziger und die erste Person in der Gottheit der himmlische Vater sey, der ewig, der an Macht und Majestät der Höchste, dem nichts unmöglich oder schwer ist, der alle Gewalt über Leben und Tod (a) hat.

 Eben dieser Vater hat den Sohn (b) von aller Ewigkeit her gezeuget und uns zur Zeit der Gnade zu seinen Kindern angenommen. Seine Kraft ist so groß, daß er durch das Wort (c) allein sowohl die sichtbaren, als auch die unsichtbaren Dinge aus Nichts hervorgebracht hat, was aber hervorgebracht ist, immer erhält und mit höchster Güte und Weisheit regiert, von dem und zu dem alle Dinge sind. Er ist der Vater der (d) Lichter, bey dem keine Veränderung ist, der Vater der Barmherzigkeit und der Gott alles Trostes; so (mächtig) endlich und so groß, daß seinem Winke (e) alles plötzlich gehorcht, was im Himmel, auf Erde und unter der Erde ist. Unter seiner Führung3 und Obhut bleiben wir auch in den gröoßten Uebeln und Gefahren unverletzt und sicher bewahrt.

 Deut. 6, 4.; Matth. 6, 4.; 1. Tim. 1, 17.; Genes. 1,1; Isai. 53, 1.; Job. 37, 3-7. 23.24.; Eccl. 3, 11.; Luc. 1, 37.; Jerem. 32, 17.-20. 27.
(a) Sap. 16, 13.; 1. Reg. 2, 6.
(b) Psal. 2, 7.; Hebr. 1, 5.; Rom. 8, 14. -19.
(c) Psal. 32, 6. 9.; Coloss. 1, 16.; Matth. 6, 28-30.; Hebr. 13, 5. 6.; 1. Tim. 4, 10. 6, 17.; Rom. 11, 36.
(d) Jac. 1, 17.; 2. Cor. 1, 3.; Act. 14, 15-16.
(e) Luc. 12, 5; Gen. 17, 1. 8.; Psal. 26,1. 90, 1-6.; sq.124.1.; Job. 41,1. 2.; 1. Cor. 10, 13.; Eccli. 33, 1.

IX. Was enthält der zweyte Glaubensartikel: Ich glaube an Jesum Christum?

Er lehrt uns die zweyte Person in der Gottheit Jesum Christum, den wahren Gott und wahren Menschen, Jesus genannt; das ist, Seligmacher seines Volkes, und Christus, das ist mit dem heiligen Geiste gesalbt, und voll (a) aller Gnade und Wahrheit; den Messias, unsern König und Hohenpriester, der in allem den Vorzug hat, und in welchem leibhaftig wohnt alle Fülle der Gottheit.

 Der zweyte Artikel zeigt, daß der Nämliche (b) der Sohn Gottes sey, einzig von dem  Vater geboren, von Ewigkeit her erzeuget, natürlich Eines Wesens mit ihm und nach der Gottheit ihm durchaus gleich; daß er aber unser Herr sey, und Aller die an Ihn glauben, welche Er Selbst wie Verlorne (c) aus der Knechtschaft des Satans freywillig erlediget, und da sie unter dem Joche der Sünde und Verdammniß geschmachtet, bloß aus Milde erlöset hat.

 Auch über die Gottlosen herrscht Er; denn alles ist seinen (d) Füßen unterworfen. Vorzüglich dann aber wird Er sich als den Herrn der Herrscher (e), und als den König der Könige den Gottlosen (f) und der ganzen Welt öffentlich zeigen, wann Er alle seine Feinde bis auf den Letzten, wider ihren Willen, seiner Macht unterwirft, und sie wie Spreu (g) mit unauslöschlichem Feuer verbrennt. Dieser ist der geliebte Sohn, dieser unser Emmanuel und der Lehrmeister, den wir hören sollen, und ein anderer Name ist unter dem Himmel den Menschen nicht (h) gegeben, in welchem wir sollen selig werden.

1. Joann. 5, 20.; Luc. 1, 31. 35. 2, 10. 11. 21.; Matth. 1, 21; Isa. 9, 6. 61, 1. sq.; Lucae 4, 18. 19.; Psalm. 44, 8. 88, 21, 36-38.; Act. 4, 24-26. 10, 36-41.; 1. Reg. 10, 1. sq. 1, 16.
(a) Joan. 1, 14.; Apoc. 17, 14. 19, 16.; Hebr. 3, 1-3. 5; 5-10. ; 1. Pet. 2, 25.; Col. 1, 18-20. 2, 9.
(b) Ephes. 1, 3. sq.; Joann. 10, 30. 36.; Hebr. 1, 2.3.; Apoc. 1, 17. 18.; Matthh. 28, 18.; Dan. 7, 13. 14.; Philipp. 2, 5. 11.;
(c) Luc. 15, 8. 22-24. et 11, 21. 22.; Rom. 8, 1.; 1. Cor. 6, 20.; 1. Pet. 1, 18. 19.
(d) Psalm. 8, 7.; Rom. 14, 9.
(e) Apoc. 19, 16. 17, 14.
(f) Matth. 25, 31.; 1. Cor. 15, 24-28.; Psalm. 109, 1.2.
(g) Lucae. 3, 16. 22.; Matth. 3, 11. 12. 17. 17, 5.; Lucae. 20, 13.; Isaiae 7, 14.
(h) Act. 4, 12

X. Was hält uns der dritte Artikel zu glauben vor: Der empfangen ist von dem heil. Geiste?

 Er bezeugt uns, daß der nämliche Jesus Christus, welcher von Ewigkeit her schon von Gott dem Vater erzeugt, ohne Mutter war, unsertwegen von dem Himmel herabgestiegen sey und die menschliche Natur (a) angenommen habe, in welcher er zu Nazareth auch in der Zeit empfangen und unter Kaiser August zu Bethlehem ohne Vater aus der allzeit reinen, unversehrten Jungfrau geboren worden sey, da nämlich in ihr die Kraft des heiligen Geistes so wirkte, daß was alle Bewunderung übersteigt das Wort (b) Fleisch, Gott Mensch wurde, und Maria zugleich Gottes Mutter (c) und Jungfrau war.

 Diese zeitliche Empfängniß und Geburt des Sohnes Gottes macht den Anfang des menschlichen Heiles und der Erlösung (d), und ist ein Bild unserer Wiedergeburt. Durch sie geschieht, daß wir dem Fluch unterworfene Adams Kinder, von sündlichem Samen (e) empfangen, und als Kinder des Zorns geboren, gereiniget; dann, daß wir aus fleischlichen geistliche und wahrhaft Kinder Gottes werden in Christus, dem der ewige Vater die, welche er erwählt hat, gleichförmig haben wollte, auf daß, wie St. Paulus (f) sagt, Er unter vielen Brüdern der Erstgeborne sey.

Mich. 5. 1.; Joan. 1, 1. 16, 28. 30.; Isai. 53, 10.; Joan. 6, 40. 46. 51.
(a) Gal. 4, 4.; Rom. 1, 2. 3.; Matth. 1, 18. 23.; Luc. 1, 26. sq. 2, 1. sq.; Isaie. 7, 14.; Jerem. 31, 22.;
(b) Con. Eph. can. 13.;
(c) Hieron. in Helvidium.; Ambr. in epist. 81.; Ezech. 44, 2.
(d) Joann. 3, 5.; 1. Pet. 2, 1. 3, 21.; Hebr. 2,2-4. 7, 25.; Tit. 3, 5.
(e) Job. 14, 4.; Ephes. 2, 3.-5.; Rom. 6, 3. 4. 8, 1. sq.
(f)  Rom. 8, 29.

XI. Was enthält der vierte Artikel: Gelitten unter Pontius Pilatus?

 Er zeigt an, daß Christus, da Er seine herrliche Lehre und Wunder beschlossen hatte, endlich seinen Kampf, uns Verlorne zu erlösen, vollendet habe. Ob Er nun schon das unschuldigste Lamm ohne Mackel war, ja zu gleich auch der unsterbliche Gott, so wollte (a) Er doch, damit Er seine überaus große Liebe gegen uns bewiese, von den boshaftesten Menschen alles Erdenkliche und Bittere leiden; daher entzog Er sich weder dem Urtheile des gottlosen Richters Pilatus, obschon es das ungerechteste war, noch auch dem Kreuze, das die schmählichste Todesart (b) ist, sondern gieng für uns in den grausamsten Tod, und weigerte sich nicht, in ein fremdes Grabmal gelegt zu werden, auf daß Er lebend und sterbend ganz sich uns Menschen schenkte und uns nahe wäre.

 Dieses Leiden Christi, (c) Blut, Kreuz, Wunden und Tod bringen uns Sündern jederzeit Trost, Heil, Kraft und Leben, wenn wir anders gehorsam sind, und (d) mit dem Haupte leiden, auf daß wir so mit Ihm zugleich auch verherrlichet werden. (e) "Denn nachdem Er alles vollendet hatte, ist Er allen, die Ihm gehorsam sind, eine Ursache des ewigen Heiles geworden."

Act. 10, 36. 39.; Matth. 27, 50.; Marc. 15. 24. sq.; Isai. 50, 6. 7. 53. 1, sq; Joann. 1, 35. 36.; Hebr. 7, 26.; 1. Petr. 1, 19. 2, 22. sq.; Apoc. 1, 17. 18.; 1. Tim. 6, 13 -16; Rom. 5, 6. - 10.; Joann. 15, 13.
(a) Joann. 18, 4. 5. 19, 11. 3, 14-17. 12, 32.; Matth. 27, 16.; Marc. 15, 15. Lucae 23, 14-25.; Joann. 19, 16.; Act. 13, 28. 29
(b) Sap. 2, 12. sq.; Hebr. 12, 2. 3.; Philipp. 2, 8.; Rom. 5, 6.-10.; Matth. 27, 59. 60.; Tit. 2, 14.; Gal. 1, 4.; Isa. 53, 12.
(c) 1. Petr. 1, 18.; 1. Joan. 1, 7.; Apoc. 1, 5.; Ephes. 1, 7.
(d) Rom. 8, 16. 17.; 23. Cor. 1, 5.; 2. Tim. 2, 10.;
(e) Hebr. 5, 9.


XII. Welches ist der Gebrauch und Nutzen, daß wir das Kreuz Christi mit den Fingern machen und diesem die Stirne bezeichnen?

 Diesen wahrlich (a) alten Gebrauch empfiehlt uns die Frömmigkeit und beständige Gewohnheit der Kirche. Daher auch üben wir ihn vorzüglich zum dankbaren Gedächtnisse des höchsten Geheimnisses und der größten Wohlthat, die uns am Kreuze geschehen und aufs reichlichste geschenkt worden ist.
 Zudem ist es eine Auffoderung, die wahre und heilige Ehre und den Anker unsers ganzen Heiles an das Kreuz unsers Herrn zu heften.
 Ueberdieß ist es ein Zeugniß, daß wir mit den Feinden des Kreuzes Christi, den Juden und Heiden nichts gemein haben, sondern daß wir wider alle diese denjenigen frey bekennen, den wir verehren und anbethen, den Herrn Jesum und zwar den Gekreuzigten. Durch dieses Zeichen werden wir auch zum Eifer in der Geduld angetrieben, daß, wenn wir nach der ewigen Herrlichkeit heiß verlangen, (das aber müssen wir Alle) wir das Kreuz, welches wir verehren und den Weg des Kreuzes unter dem Herzoge (b) Christus ohne Widerrede ergreifen.
 Nicht minder erlangen wir von demselben auch siegreiche Waffen (c) wider den Satan, den einst die Kraft des Kreuzes zu Boden geschlagen hat, ja sogar wider alle Feinde unsers Heiles werden wir durch das Zeichen des Kreuzes bewahrt.
 Endlichch damit wir unsere (d) Geschäfte um so heiliger anfangen und dieselben einen desto glücklichern Ausgang nehmen, ergreifen wir dieses glänzende Siegeszeichen des Kreuzes,  und da wir in diesem Zeichen (e) auch siegen werden, so nehmen wir kein Bedenken, oft zu sagen: Im Namen des † Vaters und des † Sohnes und des † heiligen Geistes.

(a) Tertull. de coron. militis cap. 3.; Basilius de Spiritu sancto cap. 27.; August. de catechizand. rud. cap. 20. et tractat. in Joan. 118.; Nazian. orat. 3.; Hieron. ad Eusto. de cust. virg. et ad.; Fabiol. de west. sacersot. et in cap. 9. Ezech,; Chrysostomus in 1.Cor. hom. 12. et 55. in  Matth.;  Trip. hist. !. 6. c. 1.M
Effraem. lib. de vera poenit. c. 3.; Orig. hom. 8. in divers. evang.; Ruff. lib. 2. eccles. hist. cap. 29.; Niceph. l. 18. c. 20.; Cyrill. Catech. 4. et 13. Illum.; Chrys. in demonst. adversus Gentiles quod Christus sit Deus.;
(b) Matth. 16, 24,; Luc. 9, 23.; 1. Pet. 3, 14., 17. 18. 2, 19. -21.
(c) Athan. in visa B. Antonii; Hieron. in vita B. Hilarionis. Ignatius ad Philipp.
(d) Amb. Serm. 43.
(e) Euseb. lib. 1. et 2. de vita Constantini, Niceph. lib. 8. c. 3. et lib. 7. cap. 47. et e9.;

XIII. Was hält uns der fünfte Artikel zu glauben vor: Abgestiegen zu der Hölle und wieder auferstanden?

 Er lehrt, daß Christus, nachdem Er am Kreuze gestorben war, der Seele nach zur Hölle abgestiegen sey theils um als den Ueberwinder des Todes und des Satan, theils als den Befreyer der Väter, die in der Vorhölle saßen, sich feyerlich zu zeigen; dem Leibe nach aber, mit welchem Er im Grabe lag, am dritten Tage, da Er als Triumphirer aus der Hölle wiederkehren wollte, aus eigener Kraft zum unsterblichen Leben, und als der Erste von den Todten glorreich auferstanden sey.
Durch dieses herrliche Wunderwerk tröstet und lehret er uns, daß die Auserwählten (Gottes) von der Macht des Satans, des Todes und der Hölle befreyet werden, und Er biethet dadurch auch allen die Gnade der Auferstehung an und verleihet sie, auf daß die, so an Christus wahrhaft glauben, von den Lastern (a) zur Tugend, von dem Tode der Sünde zum Leben der Gnade und dann (b) am Ende der Welt von dem Tode des Leibes zum unsterblichen Leben auferstehen sollen; denn (c) welcher Jesum auferwecket hat, der wird auch uns mit Jesus auferwecken.

Psalm, 15, 9. 10.; Zach. 9, 11.; 1. Pet. 3, 18.; Coloss. 2, 14.; Eccl. 24, 8.; Act. 2, 24. sq.; Oseae 13, 14.; Iren. lib. 5. in fine.; Aig. epist. 99. et 57. et lib. 20. de civ. Dei, cap. 15.; Item. serm. 137. de tempore.; Hieron. in cap. 4. ad Ephesios et in Oseae 23, 14.; Matth. 12, 29.; Hebr. 2, 14. 15.; Marc. 16, 6. 9.; Jooan. 2, 19.; Col. 1, 18.; 1. Cor. 15, 3. sq.; Apoc. 1, 18.
(a) Röm. 6, 4. sq.; Coloss. 3, 1. sq.; Philipp. 3, 20. 21.; Eophes. 4, 22. sq.; 1. Pet. 1, 3.;
(b) 1. Cor. 15, 22.;
(c) 2. Cor. 4, 14.; 1. Thess. 4, 14. sq.


XIV. Was trägt uns der sechste Artikel vor: Aufgefahren zu dem Himmel?

Er lehrt, daß der Herr Jesus, nachdem Er das Werk der Erlösung des menschlichen Geschlechtes vollendet hatte, den Seinigen wieder lebendig erschienen war und die Wahrheit seiner Auferstehung mit vielen Beweisen be kräftiget hatte, am vierzigsten Tage endlich in den Himmel aufgefahren sey, damit Er nach der menschlichen Natur über Alles erhöhet, und, unter Allen der Einzige, auch von Allen aufs Höchste gefeyert würde. Darum sitzt (a) der Herr Jesus in dem Himmel zur Rechten der Kraft Gottes, und übet gleiche Gewalt mit dem Vater, und regiert alle Dinge und strahlet ganz und gar mit göttlicher Majestät, was nämlich zur Rechten Gottes sitzen heißt. (b)
Diese erfreuliche Auffahrt Christi ist eine gewisse Versicherung unsers Glaubens und der Hoffnung, daß, wohin, nach sieghafter Ueberwindung der Feinde, das Haupt vorangegangen ist, eben dahin auch die Glieder zu gelangen aufs festeste vertrauen dürfen, wenn sie anders ihrem Haupte gehorchen (c) und an demselben hangen. Er spricht (ja): Ich gehe, euch einen Ort zu bereiten.

Psalm. 67, 33. sq. 46, 6. 8, 1.: Marc. 16, 19.; Joan. 3, 13.; Act 1, 1. sq.; Ephes. 4, 8. 2, 5. 1, 20-23.; Coloss. 3, 1.; Hebr. 1, 3.- 5.; 1. Pet. 2, 4.; 1. Joan. 2, 1.; Joan. 20, 17.
(a) Psalm. 109, 1.; Act. 7, 55.; Luvaea 22. 69.; 1. Cor. 15, 25.; Ephes. 1, 20.; Matth. 28, 18.
(b) Aug. lib. de fide et symb. cap. 7;
(c) Rom. 8, 16. 17.; Hebr. 5, 8. 9.; 2. Tim. 2, 11. 12.; Joann. 15, 6.; Joann. 14, 2.


XV. Was gielt uns der siebente Artikel zu glauben: Von dannen er kommen wird zu richten?

 Er hält uns den schrecklichen Tag des Gerichtes vor, an welchem Christus im menschlichen Fleische von der Höhe des Himmels wieder herabsteigen, und als ein strenger, furchtbarer Richter der ganzen Welt einem jeden nach seinen Werken öffentlich vergelten wird. Auf dem Stuhle seiner Majestät wird er richten (a) Alle, keinen ausgenommen, die Frommen und die Bösen, sey es, daß jener Tag des Gerichtes sie, noch im Fleische lebend, überrasche, oder daß sie schon gestorben sind.

 Dadurch werden wir denn ermahnt, desto vorsichtiger und gottseliger zu leben, je gewisser wir wissen, daß alle unsere Handlungen, Gedanken (b) und Lebensweisen immer vor den Augen desjenigen geschehen, der Alles sieht, und aufs gerechteste richtet, vor den Augen Gottes. Denn billig und gerecht ist jener Herzensforscher (c) und Rächer der Bosheit, vor dessen Richterstuhl wir Alle müssen offenbar werden, so, daß ein jeder, wie er in seinem Leibe gehandelt hat ,es sey gut oder böse, von ihm den Lohn empfange. Weder wird Er dem, welcher in diesem Leben Gutes (d) gethan hat, seine Belohnung vorenthalten, noch auch dem, der irgend etwas Böses verübt hat, es ungestraft hingehen lassen.

Psalm. 96, 2. sq; Isai. 3. 14. 66, 15.; Joann. 5, 22. sq.; Soph. 1, 14 - 18.; Malach. 4, 1-6.; Joel. 3, 6. 7. 19.
(a) Matth. 25, 31-34. sq. 24, 11. sq.; Luc. 21, 25. sq.; Actor. 10, 42.; 1. Thess. 4, 15. -18. 5, 2. -4.; 1. Cor. 15, 51.; 2. Thess. 2, 2. sq.; 2. Pet. 3, 3. -13.
(b) Matth. 12, 36.; Sap. 1, 8.; Isai. 66, 18.; Eccli. 12, 14.; Rom. 2, 4.; Apoc. 20, 11 -15.; Basil. epist. ad virginem lapsam.
(c) Hier. 17, 9. 10.; Hebr. 4, 12. 13.; Galat. 6, 7. --9.; 1. Thess. 4, 6.; Eccle. 12, 14.; 2. Cor. 5, 10.; Rom. 14, 10.
(d) Matth. 10, 41. Job. 24, 12.

 XVI. Welches ist die Summe der Artikel von der zweiten Person in der Gottheit?

 Dieß ist die Summe: daß Christus wahrer Gott und Mensch sey, der das wunderbare Werk der menschlichen Erlösung angefangen und vollendet hat, damit Er uns sey "der Weg (a), die Wahrheit und das Leben," durch welchen einzig wir, da wir alle verloren waren, erlöset und selig gemacht und Gott dem Vater versöhnet worden sind.

 Von der Wohlthat und dem wahren Nutzen seiner Erlösung steht also geschrieben: "Es ist erschienen (b) die Gnade Gottes unsers Heilandes allen Menschen, die uns lehret (und in Zucht nimmt,) daß wir sollen verläugnen das ungöttliche Wesen, und die weltlichen Lüste, nüchtern und gerecht und gottselig leben in dieser Welt, und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes, unsers Heilandes Jesu Christi, der sich selbst für uns dahingegeben hat, auf daß Er uns erlösete von aller Sünde, und sich selbst ein Volk zum Eigenthume reinigte, das da eifrig wäre zu guten Werken." So spricht der Apostel Paulus.

 Und an einem (c) andern Orte sagt er: "Wir sind Gottes Geschöpf ,erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott vorbereitet hat, daß wir in denselben wandeln." Und wieder (d) spricht der Apostel: "Christus ist für Alle gestorben, auf daß auch die, Bekenntnisse welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem welcher für sie gestorben und auferstanden ist."

 Daher muß man sich vorzüglich vor dem Irrthume derjenige hüten, welche Christum nicht ganz unversehrt, sonderr verstümmelt bekennen, da sie denjenigen auf welchen wir vertrauen, nur als den (e) Mittler und Erlöser anerkennen, Ihn aber nicht zugleich auch als den (f) Gesetzgeber annehmen, dessen Gebothen wir gehorchen, und als das Muster aller Tugenden, das wir nachahmen sollen, und als den gerechten Richter welcher die dem Werke eines jeden schuldige Belohnung oder Strafe gewiß ertheilt.

Joann. 1, 1. 14.; 1. Joann. 4, 20.; Ephes. 1, 6. 7.
(a) Joann. 14, 6.; Rom 5, 6.; Apoc. 1, 5.; 1. Tim. 2, 5.; Rom. 3, 24. 25.
(b) Tit. 2, 11 - 15.
(c) Ephes. 2, 10.
(d) 2. Cor. 5, 15.
(e) 1. Tim. 2, 5. 6.; Rom. 3, 24. 25
(f) Isaiae 33, 22.; Jacobi. 4, 12.; Joann. 13, 15. 34.; 1. Joann. 2, 6.; 1. Petr. 2, 19 -24.
(g) 2. Tim. 4, 7.; Rom. 2, 5.


XVII. Wa s lehrt der achte Artikel: Ich glaube an den heiligen Geist?

Er lehrt uns bekennen die dritte Person in der Gottheit, den heiligen Geist, der von dem Vater und Sohne hervorgeht, und doch mit beyden Ein wahrer, ewiger, gleicher und wesentlicher Gott ist, und deßhalb mit dem nämlichen Glauben und gleich-göttlichen Dienste geehrt werden muß.

 Dieser ist jener Tröster und Lehrer der Wahrheit, der die Herzen der Gläubigen durch seine Gnade und Gaben erleuchtet, reiniget, heiliget und in aller Heiligkeit bestätiget.

 Dieser ist das Pfand (a) unserer Erbschaft, der unserer Schwachheit zu Hilfe kömmt, und Allen und jedem verschiedene Gaben ausspendet und mittheilt, wie er will.

Symb. Constantinop. et. Concil. florent.; Genes. 1, 2.; Psalm. 103, 30..; Job. 42, 13.; Matth. 28, 19.; Joann. 1, 32. 14, 16. 16, 7.; 1. Joann. 5, 7.; Rom. 8, 9.-11.; 1. Cor. 6, 19. 3, 16.; 2. Cor. 3, 17.; Psalm 50, 12.; Isai. 11, 1. 2.; Galat. 5, 22.; rom. 5, 5.
(a)Ephes. 1, 13. 14.; Rom. 8, 26.; 1. cor. 12, 4-11.

XVIII. Was giebt der neunte Artikel: Ich glaube eine heilige katholische Kirche?

 Er giebt uns die Kirche zu erkennen, das ist, die sichtbare (a) Versammlung aller Christgläubigen, für welche der Sohn Gottes die menschliche Natur angenommen und alles gethan und gelitten hat, und er lehrt für's erste, daß die Kirche sey Eine (b), und im Glauben und in der Lehre des Glaubens, wie auch in der Austheilung der Sakramente einstimmig, und daß sie unter ihrem Einen Haupte, welches Christus ist, und unter einem Einzigen, der desselben Stelle auf Erden vertritt, höchsten Priester (c), dem Pabste, regiert und in der Einigkeit erhalten werde.

Zweytens lehrt er, daß die Kirche sey heilig, (d) weil sie von Christus durch den heiligen Geist allzeit geheiliget wird, so, daß es in ihr niemals weder an heiligen Menschen, noch an heiligen Gesetzen mangle. Ausser ihrer Gemeinschaft kann keiner der Heiligkeit theilhaftig werden.

 Drittens (lehrt er), daß die Kirche sey katholisch (e), das heißt, allgemein, so zwar, daß sie über den Erdkreis weit und breit ausgegossen, alle Menschen aller Zeiten, Orte und Völker, wenn sie nur in Christi Glauben und Lehre übereinkommen, in ihren Einen, gleichsam mütterlichen, Schooß aufnimmt, verschließt und selig macht.

 Viertens daß in dieser Kirche sey eine Gemeinschaft der Heiligen, so daß die, welche in der Kirche, (f) als in dem Hause und der Familie Gottes, wohnen, unter sich eine Gemeinschaft und untheilbare Einheit halten, und  wie Eines Leibes Glieder durch wechselseitige Dienste, Verdienste und Gebethe einander verhilflich sind. Bey diesen ist Einheit des Glaubens, Einstimmigkeit der Lehre, und gleichförmiger Gebrauch der Sakramente, und in welche (g) Irrthümer und Spaltungen einige von ihnen auch fallen mögen, so lassen sie es sich angelegen seyn, Einheit des Geistes zuhalten im Bande des Friedens.

 In dieser Gemeinschaft sind nicht nur die Heiligen der streitenden Kirche, die auf Erden noch pilgern, begriffen, sondern zugleich auch alle Seligen der Kirche, die mit Christus im Himme (h) aufs glückseligste triumphirt, und uberdieß die Seelen der Frommen, welche zwar aus diesem Leben geschieden, aber doch noch nicht (i) jene Seligkeit der Heiligen erlangt haben.

 Ausser dieser Gemeinschaft der Heiligen ist (wie ausser der Arche (k) Noe) der Untergang gewiß, und für die Menschen kein Heil: nicht für die Juden oder Heiden, welche den Glauben der Kirche niemals angenommen haben; nicht für die Ketzer, welche den angenommenen Glauben verlassen oder verdorben haben; nicht für die Schismatiker (welche Trennung und Spaltung angerichtet, und) den Frieden und die Einigkeit verlassen haben; endlich auch nicht für die Exkommunizirten, welche aus was immer für einer wichtigen Ursache verdient haben, daß sie als schädliche Glieder von dem Leibe der Kirche geschnitten und abgesondert werden. Denn dergleichen Alle, weil sie zur Kirche und ihrer heiligen Gemeinschaft nicht gehören (l), können der göttlichen Gnade und des ewige Heiles nicht theilhaftig (m) werden, es sey denn, daß sie der Kirche, von welcher sie nun einmal aus eigener Schuld sich abgerissen haben, erst versöhnt und wieder mit ihr vereiniget werden. Denn es ist eine gewisse Regel der Heiligen Cyprian (n) und Augustin: (o) Der wird Gott nicht zu einem Vater haben, welcher die Kirche nicht zur Mutter haben wollte.

(a) Matth. 5, 14-16.; Isa. 2, 2. et 60, 1.; Psalm. 18, 5.; Aug. tract. 1. in ep. Joan. et de unitat. Eccl. cap. 14. et in Psalm. 30. conc. 2. Chrys. hom. 4. de verbis Isaiae.
(b) Joan. 11, 51. 10, 16. 17, 11.; Cant. 6, 8.; 1. Cor. 1, 9. 12, 12-14. sq.; Ephes. 4, 3.; Cyp. de simp. prael.; Iren. lib. 1, cap. 5.; Hieron. ad Ageruch. epist. 12.; Chrys. hom. 1. in 1. Corinth.
(c) Cyp. de simp. et lib. 1. ep. 3 et lib. 4. ep 9.; Iren lib. 3. cap. 3.; Hieron. ad Damasum. ep. 57. et 58.; Leo ep. 89. ad Vien.
(d) Ephes.5, 25. -27.; Cantic. 4, 1.; 1. Pet. 2, 9.; Aug. in ench. c. 56. et in Ps. 85.; Bern. serm. 3. in vigilia nat. Greg.; L. 35. mor. cap. 6.; Iren. lib. 3. cap. 40.
(e) Gen. 22, 17.; Act. 1, 8.; MArc. 16, 15.; Luc. 24, 46.; Matth. 28, 19. 16, 18.; August. epist. 166. et 170. cont. ep. fund. cap. 4. lib. de vera relig. cap. 7.; Vincentius Lirin. Hier. contra Lucif.; Beda in 6. c. Cant.
(f) Ephes. 4, 11.; Psalm 118, 63.; Coloss. 1, 12.; Philipp. 1, 3.; 2. Cor. 8, 13. 14.; 1. Joann. 1, 3.;Rom. 12, 4-7.;1. Cor. 12, 12. sq. August. tract. 32. in Joann.
(g) Euseb. eccl. hist. lib. 7. c. 19.; Aug. 2. cont. Don. cap. 6. et epist. 19.; Item de vera relig. cap. 6.; Ephes. 4, 3.
(h) Aug. de tempore serm. 181. c. 13. in enchir. cap. 56.
(i) Aug. lib. 20. de civit. Dei. cap. 9.; Greg. lib 4. Dialog cap. 39.
(k) Genes. 7, 23.; 1. Pet. 3, 20. Isaiae 60, 12.; Aug. epist. 50 et 152.; Item de unit. eccl. cap. et 16.; Aug. vel Fulgent. de fide ad Petrum. c. 37. 38. et 39.; Iren. lib. 4. c. 43.; Greg. 14. moral. c. 2.; Chrys. hom. 11. in Epist. ad Eph. Con. Lateran. can. 1.; 1. Joann. 2, 18.; Joa. 6, 66-67. 13, 30.; Jud. 18, 19.
(l) 1. Cor. 5, 1-8; 1. Tim. 1, 19. 20.; Num. 12, 14. 15.; Matth. 18, 15 -18.; 2. Joann. 10, 11.; 2. Thess. 3, 6. 14.; Cypr. lib. 1. ep. 11.; Aug. l. 1. cont. adv. leg. et. proph. c. 17.;
(m) Aug. serm. 181. de temp. cap. 12 et in Psalm. 88. con. 2.; Item eo. 204. Cyp. lib. 1. epist. 1 et lib 4. epist. 2.
(n) De simpl. prael.
(o) Lib. 4. Symb. ad catec. cap. 10.

XIX. Was stellt uns der zehnte Artikel zu glauben vor?


Ablaß - Vergebung der Sünden, ohne welche kein Mensch gerecht und selig wer den kann. Diesen wahrhaft reichen Schatz hat uns Christus (a) durch seinen bittern Tod und kostbares Blut bereitet, auf daß die ganze Welt von ihren Sünden und ewigen Strafen erlöset würde. Dieses Schatzes aber werden durch die Gnade Christi nur diejenigen (b) theilhaftig, welche durch den Glauben und die Taufe mit der Kirche Christi sich vereinigen. und in ihrer Einheit und im Gehorsame verharren; dann auch diejenigen, welche über die nach der Taufe begangenen Sünden (c) ernstlich Buße thun, und jener Heilsmittel wider die Sünden, die Christus eingesetzet hat, das ist, der Sakramente gehörig sich bedienen.

 Und Hieher gehört die sogenannte (d) Schlüsselgewalt, welche Christus zur Vergebung der Sünden den Dienern der Kirche und vor züglich dem Apostel Petrus (e) und seinen rechtmäßigen Nachfolgern als den obersten Regenten der Kirche übergeben hat.

 XX. Was enthält in sich der elfte Artikel?



Die Auferstehung des Fleisches, welche am jüngsten Tage den Guten und Bösen widerfahren wird. Denn dieser Leib, welchen wir mit uns umhertragen, der gebrechlich, hinfällig und viele Krankheiten und immer währenden Beschwernissen unterworfen ist, und nach dem Tode den Würmern zur Speise hingegeben werden muss, wird alsdann wiederum lebendig werden, wenn an jenem letzten Tage alle Todten auf den Ruf Christi, des Richters zum Leben und zugleich zum Gerichte werden auferwecket werden. Alle werden denn vor Christi (a) Richterstuhl im Fleische erscheinen, auf daß ein jeder ohne Ausnahme, wie er in seinem Leibe gehandelt hat, entweder Gutes empfange oder Böses, was ihm wird vollkommen vergolten werden. (b) Es werden aber die welche Gutes gethan haben, hingehen zur Auferstehung des Lebens, welche aber Böses gethan haben, in die Auferstehung des Gerichtes, und in die ewige Verdammniß. (c) Kraft dieses Glaubens tröstet sich der fromme und geduldige Mann auch in den größten Mühseligkeiten, so daß er selbst im letzten Kampfe des Lebens spricht: Ich weiß, (d) daß mein Erlöser lebt, und daß ich am jüngsten Tage von der Erde auferstehen, und von meiner Haut werde umgeben werden, und in meinem Fleische Gott sehen werde. Diejenigen sind wahrhaft weise, welche diese irdischen und sterblichen Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit und (e) Tugend hingeben, und welche diesen Leib als ein reines Gefäß für die selige  Unsterblichkeit vorbereiten.

XXI. Welches ist der letzte Artikel?

 Von dem ewigen Leben, welches wie wir nicht im mindesten zweifeln, die Auserwählten nach dem Tode erwartet. Und dieses ist die Frucht und das Ziel und Ende des Glaubens, der Hoffnung, der Geduld und christlichen Uebung. Um das ewige Leben zu erlangen, muß der wahre Gläubige kein Werk der Frömmigkeit für hart, keine Mühe für schwer, keinen Schmerz für bitter, und keine Zeit zu arbeiten und zu leiden für lang und beschwerlich halten. Wenn man schon dieses Leben, das doch übrigens voll Drangsalen ist, für süßer und erwünschter, als Alles hält, um wie viel höher müssen wir dann jenes Leben schätzen, welches (a) von aller unangenehmen Empfindung und Furcht frey ist, das von himmlischen und ohne Ende unaussprechlichen Freuden, Annehmlichkeiten und Vergnügungen nach allen Seiten hin alle Zeit überfließt?!

 Von diesem Leben spricht Christu: (b) Fürchte dich nicht, du kleine Heerde; denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Davon auch wird er am jüngsten Gerichtstage zu den Auserwählten sagen: (c) Kommet her ihr Gebenedeyten meines Vaters, besitzet das Reich, welches euch bereitet ist vom Anbeginn der Welt. Zu den Gottlosen aber wird er also sprechen : (d) Gehet hin von mir; ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, welches bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. Solches erstreckt sich nicht nur  (e) auf die Heiden, Ketzer, Schismatiker (welche nämlich Spaltung anrichten), und auf die offenbar Lasterhaften, sondern es muß auch auf die Christen bezogen werden, welche der Tod in einer Todsünde (f) überrascht.

Endlich wird das Schlußwörtchen (g) Amen angehängt, zum Beweise daß das Zeugniß des Glaubens und dieses christlichen Bekenntnisses bey uns unbezweifelt und fest sey.

 XXII. Ist es einem Christen wohl genug, das allein zu glauben, was das apostolische Bekenntniß in sich enthält ?

Allererst und vorzüglich muß zwar ein Jeder glauben und öffentlich bekennen (a), was im apostolischen Bekenntnisse gelehrt wird. Solches aber wird noch klarer durch die Vergleichung, theils mit dem Glaubensbekenntnisse der Väter, theils mit demjenigen, welches sich von dem heiligen Athanasius her schreibt.
 Zweatens muß ein Christ (b) alles glauben, was die göttliche oder heilige Schrift enthält. Die gewissen und rechtmäßigen (c) Bücher der Schrift aber, kann man nicht anders woher, als von dem Urtheile und Ansehen der Kirche erholen.

 Drittens gehört hieher alles dasjenige, was zum Theile aus den Artikeln des apostolischen Glaubensbekenntnisses, zum Theile aus den heiligen Schriften, als aus göttlichen Quellen, durch eine nothwendige (d) Schlußfolge abgeleitet wird.

 Viertens endlich muß man alles für heilig halten und fest glauben, was der heilige Geist zu glauben uns offenbart und durch die Kirche (e) verkündiget, es mag durch die Schrift oder durch die Uebergabe lebendigen Wortes uns empfohlen werden. Davon füglicher nachher.

 Um dieses alles nun dreht sich der rechte unverfälschte Glaube, ohne welchen (f) alle Sektirer sich und Andern vergeblich Gnade und Heil in Christus versprechen.

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