Dienstag, 10. September 2013

Die heil. Maria Magdalena (Leben und Thaten der Heiligen Gottes)

Die heil. Maria Magdalena (22. Juli)

 

 Die heil. Maria Magdalena hat ihren Namen von dem Schlosse Magdala oder Magdalum, ihrem Geburtsorte, am galiläischen Meere oder dem See Genesareth gelegen. Als sie herangewachsen war, hatte sie das Glück, Jesus Christus der damals gerade öffentlich als Lehrer aufgetreten war, zu sehen und seine Predigten zu hören. Sie war damals, wie das hl. Evangelium uns erzählt, von sieben Teufeln besessen, aber der Heiland befreite sie von dieser Plage. Der hl. Gregor der Große und noch andere Schriftsteller sind der Meinung, daß durch diese sieben Teufel, jene Sünden angedeutet wurde, die sie sich bis dahin hätte zu Schulden kommen lassen, und welche ihr dann von Christus nachgelassen worden wären.


Von jener Zeit an war Magdalena mit treuer Anhänglichkeit Jesu Christo ergeben, und sie schätzte es sich für ein Glück, ihm zuweilen dienen, und mit ihren Gütern Bequemlichkeiten verschaffen zu können, die ihm, der nicht einmal hatte, wohin er sein Haupt hätte legen können, sonst gänzlich mangelten. Wir finden sie daher unter der Zahl jener frommen Frauen, von denen uns der Evangelist Lukas berichtet, daß sie mit ihrem Vermögen dem Herrn gedient hätten. Auch folgte sie als eine getreue Schülerin, ihrem göttlichen Lehrer und Heilande auf allen seinen Reisen, die er im Lande der Juden machte unzertrennlich nach.

Auch dann, als selbst seine Jünger es nicht mehr wagten ihn öffentlich als ihren Lehrer anzuerkennen, auch da wich Magdalena nicht von ihm und fürchtete sich nicht mit Maria, seiner Mutter, mit Maria Cleophä und dem hl. Johannes unter dem Kreuze des Erlösers zu stehen und dadurch öffentlich Jenem ihre Dankbarkeit zu bezeigen, der sie mit so unaussprechlichen Wohlthaten überhäuft hatte. Als der Leichnam Jesu vom Kreuze abgenommen worden war, begleitete sie ihn noch bis zum Grabe. Aber auch jetzt noch nicht gab sie sich zur Ruhe, sie ging hin, kaufte köstliche Spezereien und Leinwand und wollte den hl. Leichnam unter Mithilfe der übrigen Frauen noch einbalsamiren.

 Doch als sie am frühen Morgen des Tages, nach dem Sabbath zu diesem frommen Geschäfte bei dem Grabe angelangt waren, fanden sie selbes offen und leer. Der Herr war schon auferstanden. Allein Magdalena hat jetzt keine Ruhe mehr, ehe sie sich lange besinnt, eilt sie zu Petrus und Johannes hin und spricht zu ihnen: "Sie haben den Herrn weggenommen, und ich weiß nicht wo sie ihn hingelegt haben." Sogleich eilen die beiden Apostel ebenfalls zum Grabe, da vernehmen sie von den Frauen, die indessen beim Grabe geblieben waren, und eine Engelerscheinung gesehen hatten, die frohe Nachricht, daß der Herr auferstanden sey. Voll Freude und Staunen melden die beiden Apostel was sie soeben vernommen hatten den übrigen Aposteln und Jüngern. Doch Magdalena kehrt nicht mit ihnen nach Hause zurück. Sie bleibt noch beim Grabe, und weil sie jenem, nach dem  ihre Seele verlangte nicht gefunden, und auch nicht einmal seinen Leichnam gesehen hatte, so will sie wenigstens nicht alsogleich vom Grabe sich entfernen. Sie weinte am Eingange deselben und blickte oft voll Sehnsucht in selbes hinein. Plötzlich sieht auch sie zwei Engel in schneeweißen Kleidern, welche sie fragen: "Weib, warum weinest du?" Und Magdalena, ohne sich durch diese Erfcheinung aus der Faffung bringen zu lassen und nur an den Heiland denkend erwiedert ihnen was sie schon zu den Aposteln gesagt hatte. "Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht wo sie ihn hingelegt haben. Ohne aberauf eine Antwort aus dem Munde der Engel zu warten, wendet sich Magdalena um und siehe, da wird ihr das unaussprechliche Glück zu Theil, Jenen selbst zu sehen, den sie so sehnsuchtsvoll suchte. Nochaber kannte sie den Herrn nicht und glaubte den Gärtner zu sehen. Auf die Frage des Herrn: "Weib, warum weinest Du?" erwiederte sie voll von dem Gedanken, daß der heil. Leichnam etwa weggenommen worden seyn dürfte: "Herr haft du ihn vielleicht weggetragen, so sage mir doch, wo du ihn hingeleget, damit ich ihn wieder hole." Da ließ sie der Herr nicht mehr länger in ihrer martervollen Ungewißheit, und mit seiner gewohnten Fyeundlichkeit sprach er nur das Wort zu ihr: "Maria", und augenblicklich erkennt sie ihn, und wirft sich ihnr zu Füßen und will selbe umfassen. Er aber spricht zu ihr: "Rühre mich nicht an, denn noch bin ich nicht aufgefahren zu meinem Vater, geh aber hin zu meinen Brüdern, und sag ihnen ich fahre auf zu meinem Vater, und zu eurem Vater, zu meinem Gott, und zu eurem Gott."

 Sogleich vollzieht Magdalena diesen Auftrag des Herrn, und verkündigt den versammelten Jüngern die Freudenbotschaft: "Ich habe den Herrn gesehen." Nun verharrete sie noch bei der heiligen Genossenscaft bis nach der Himmelfahrt des Herrn und der Herabkunft des hl Geistes über die Apostel. Dann begab sie sich wahrscheinlich mit Maria, der Mutter des Herrn und demt hl. Johannes nach Ephesus und lebte von nun an in ununterbrochener Uebung jener hohen Tugenden, die sie von dem Muster aller Vollkommenheit und Heiligkeit von Jesus selbst gelernt hatte. Ihr Leib ruht in der Nähe von Marseille; aber an sonst noch mehrern andern Orten werden die heil. Reliquien von ihr verehrt, wie überhaupt die hl. Magdalena in der ganzen Christenheit als das vorzüglichste Maxim wahrer Buße, und als der liebevollste Beweis der göttlichen Barmherzigkeit und Milde angesehen und in hoher Achtung gehalten wird.

Quelle: Leben und Thaten der Heiligen Gottes für das christkatholische Volk

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