Dienstag, 20. August 2013

Vom dritten Gebote - Catechismus Romanus

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

 

Dritter Theil - Viertes Hauptstück

 

Vom dritten Gebote

Gedenke, dass du den Sabbattag heiligest [Exed. 26, 8-12.] Sechs Tage sollst du arbeiten, und alle deine Geschäfte thun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbath des Herrn deines Gottes: Am selben sollst du kein Geschäft thun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Ankömmling, der inner deiner Thoren ist. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht, und das Meer, und alles was darin ist, aber am siebenten Tage ruhte er, darum segnete Gott den Sabbathtag, und heiligte ihn

 

I. Was durch dieses dritte Gebot den Gläubigen geboten werde.

Durch dieses Gebot des Gesetzes wird jene äußerliche Verehrung, die wir Gott schuldig sind, recht und nach der Ordnung vorgeschrieben; denn es ist gleichsam eine Frucht des vorigen Gebotes; weil wir den, welchen wir im innersten Herzen andachtsvoll verehren, angetrieben durch Glaube und Hoffnung, die wir nuf ihn setzen, auch durch äussere Ehrenbezeigung zu verehren, und ihm Dank zu sagen nicht umhinkönnen. Und weil diess diejenigen, die ihre Zeit in Beschäftigung mit irdischen Dingen hinbringen, nicht leicht thun können, so ist eine bestimmte Zeit festgesetzt worden,
wo es bequem geschehen kann.

 

II. Warum sich der Seelsorger besondere Mühe geben soll, damit die Gläubigen das, was hier vorgeschrieben wird, beständig im Gedächtnisse behalten. 

 

1) Wie viel an der sorgfältigen Beobachtung des dritten Gebotes liege. 2) An Festtagen soll man Predigten anhören.

I. Da diess Gebot der Art ist, dass es wundervollen Nutzen und Früchte bringt, so ist es eine grosse Pflicht des Seelsorgers, auf die Erklärung desselben den grössten Fleiss zu verwenden. Zur Entzündung seines Eifers trägt aber vorzüglich das erste Wort des Gebotes bei, Gedenke. Denn gleichwie die Gläubigen sich an dieses Gebot erinnern müssen, ebenso ist es auch die Sache des Seelsorgers, dasselbe durch Ermahnen und Lehren oft in ihrem Gedächtnisse zu erneuern.
II. Wie viel aber für die Gläubigen daran gelegen sey, dieses Gebot zu ehren, ersieht man daraus, dass es durch sorgfältige Beobachtung desselben, auch leichter zur Haltung der übrigen Gebote hingeleitet werde. Wenn sie unter andern, was sie an Festtagen zu thun schuldig sind, um das Wort Gottes zu hören, zur Kirche kommen müssen; wenn sie über die göttlichen Vorschriften zur Rechtfertigung unterrrichtet sind, so werden sie auch das Gesetz des Herrn von ganzem Herzen beobachten. Desswegen wird in den heiligen Schriften die Feier und Heilighaltung des Sabbaths sehr oft geboten; wie in Exodus [Exed. 16,23. 20,10. 11,31.] , Levilicus [Lev. 16,29-31 19,3. 23,24-32 26,2.] , Deuternomium [Deut. 5,12.-15] , beim Isaias [Isai. 56,2. 58,13. 66,23.] , ebenso beim Jeremias [Jer. 7,21-27] , und beim Ezzechiel [Ezech. 20,12 22,8 23.32] gesehen werden kann; an allen diesen Stellen ist das Gebot von der Feier des Sabbathes gegeben.

 

III. Wie die Fürsten ermahnet werden sollen, hiebei den Vorstehern der Kirche behülflich zu seyn.

 

Die Fürsten und Obrigkeiten sollen ermahnet werden, dass sie besonders in dem, was die Aufrechthaltung und Beförderung des Gottesdienstes betrifft, die Vorsteher der Kirche durch ihr Ansehen unterstützen, und dem Volke befehlen sollen, den Vorschriften der Priester zu gehorchen.
Was aber die Erklärung dieses Gebotes anbelangt, so darf keine Mühe gescheut werden, die Gläubigen zu belehren, worin dieses Gebot mit den übrigen übereinstimme, und wodurch es sich von ihnen unterscheide. Denn auf diese Weise wird es die Ursache und den Grund erkennen, warum wir nicht den Sabbath, sondern den Sonntag feiern, und heilig halten.

 

IV. Wie sich dieses Gebot von den übrigen Gesetzen des Dekalog es unterscheide. 

 

1) Alle Gebote des Dekalotes sind natürliche Gesetze, ausgenommen das Gebot von der Beobachtung des Sabbaths. 2) Was das dritte Gebot von den andern unterscheide.

I. Einen deutlichen Unterschied sieht man darin, dass die übrigen Gebole des Dekaloges natürliche und ewige Gebote sind, und auf keine Weise abgeändert werden können; wodurch geschah, dass, obschon das Gesetz Mosis aufgehoben ist, doch alle Gebote, die auf den zwei Tafeln enthalten sind, das christliche Volk beobachet; was desswegen geschieht, nicht weil Moses so befohlen hat, sondern weil sie der Natur zukommen, durch deren Kraft die Menschen zu ihrer Befolgung angetrieben werden.
II. Dieses Gebot aber von der Heilighaltung des Sabbathes ist, wenn man auf eine bestimmte Zeit Rücksicht nimmt, nicht fest und beständig, sondern veränderlich; es ist auch kein Sitten-, sondern ein Ceremonialgesetz; auch ist es kein natürliches Gesetz, weil nicht von der Natur gelehrt und angeordnet worden ist, dass wir lieber an jenem Tage, als an einem andern, Gott die äusserliche Ehre erweisen; sondern seit jener Zeit, wo das israelitische Volk aus der Knechtschaft des Pharao befreit wurde, hat es den Sabbath gefeiert.

 

V. Als zur Zeit des Todes Christi die Ceremonien des Gesetzes aufgehoben wurden, ist auch der Sabbath, in so weit er ein Ceremonial war, aufgehoben worden.

 

Die Zeit, wo die Heiligung des Sabbathes aufgehoben werden sollte, ist die nämliche, wo der übrige hebräische Gottesdienst und die Ceremonien desselben abgeschafft wurden, nämlich beim Tode Christi. Denn da jene Ceremonien gleichsam Schattenbilder des Lichtes und der Wahrheit sind, so mussten sie allerdings bei der Ankunft des Lichtes und der Wahrheit, welche Christus ist, aufgehoben werden; desshalb schrieb Paulus an die Galater, da er die Verehrer des mosaischen Gottesdienstes tadelte, folgendermassen: Ihr haltet Tage, und Monate, und Zeiten, und Jahre; ich fürchte eurethalben, dass ich etwa umsonst unter euch gearbeitet habe. [Gal. 4,10.11.] Das nämliche schrieb er an die Kolosser. [Kol. 2,16] Soviel vom Unterschiede!

 

VI. Wie dieses dritte Gebot mit den übrigen neun übereinstimme. 

 

Dieses Gebot stimmt mit den übrigen überein, nicht in den Gebräuchen und Ceremonien, sondern weil es etwas enthält, was die Sitten und das Naturrecht betrifft. Denn die Verehrung Gottes und die Frömmigkeit, welche durch dieses Gebot befohlen wird, besteht durch das Recht der Natur, da schon die Natur befiehlt, einige Stunden auf das zu verwenden, was zum Gottesdienste gehöret. Zum Beweise hievon dient, dass bei allen Nationen gewisse Feiertage, und zwar öffentlich, festgesetzt wurden, welche der Beschäftigung mit heiligen und göttlichen Dingen geweihet waren. Dem Menschen ist es durch die Natur geboten, dass er eine gewisse Zeit den Verrichtungen, nothwendiger Dinge widme, z.B. der Ruhe des Körpers, dem Schlafe und andern dergleichen; und gleichwie dem Körper, so verlangt gleichfalls die Natur, dass er auch dem Geiste einige Zeit gönne, wo er sich in der Betrachtung Gottes stärken kann. Da es also eine gewisse Zeit geben muss, wo göttliche Dinge vorgenommen und Gott der schuldige Dienst geleistet werden soll, so betrifft diess gewiss die Vorschriften für die Sitten.

 

VII. Die Apostel bestimmten, dass statt des Sabbaths der Sonntag geheiligt werden soll. 

 

Desswegen haben die Apostel aus den sieben Tagen jenen, welcher der erste ist, dem Dienste Gottes zu heiligen beschlossen, und nannten ihn auch den Tag des Herrn. Denn auch der heil. Johannes gedenkt in der Offenbarung des Tags des Herrn; [Off. 1,10] und der Apostel befiehlt, dass an einem Tage des Sabbathes, [I. Cor. 16,2.] welcher der Tag des Herrn ist, wie der heilige Chrysostomus erklärt, Sammlungen veranstaltet, werden sollen; damit wir einsehen, dass schon damals in der Kirche der Sonntag heilig gehalten wurde. Damit aber die Gläubigen wissen, was sie an diesem Tage thun, und von welchen Handlungen sie sich enthalten sollen, so ist hier der gehörige Ort, wo der Seelsorger das ganze Gebot, das füglich in vier Theile abgetheilt werden kann, sorgfältig und von Wort zu Wort auslegen soll.

 

VIII. Was hier durch das Wort „gedenke" überhaupt vorgeschrieben werde. 

 

Die Heiligung des Sabbathes darf bei keiner Veranlassung unterbleiben.

Der Seelsorger stelle überhaupt vor, was die Worte: Gedenke, dass du den Sabbathtag heiligest, vorschreiben. Das Wort Gedenke ist aber desswegen am Anfange des Gebotes sehr passend, weil die Feier dieses Tages zu den Ceremonialgesetzen gehört: und hierüber soll das Volk unterrichtet werden, da das natürliche Gesetz, obschon es lehrt, man müsse Gott zu einer gewissen Zeit durch religiöse Gebräuche verehren, doch diess, an welchem Tage es vorzüglich geschehen sollte, nicht vorgeschrieben hat.
Ferner sollen die Gläubigen belehret werden, dass man aus diesen Worten die Art und Weise entnehmen könne, wie man die ganze Woche hindurch sein Geschäft verrichten soll; nämlich so, dass wir immer auf den Festtag Rücksicht nehmen, an welchem wir, da von allem unsern Thun und Lassen Gott Rechenschaft abgelegt werden muss, solche Werke verrichten müssen, welche weder Gott missfallen, noch wir, wie geschrieben steht, zu beseufzen und zu bereuen haben im Herzen. [1.Reg. 25,31]
Endlich lehret es uns, was wir wohl beachten sollen, es werde nicht an Veranlassungen fehlen, worüber wir dieses Gebotes vergessen könnten, entweder verführt durch das Beispiel anderer, die es ausser Acht lassen, oder durch die Neigung zu Schauspielen und andern Spielen, wodurch wir meistentheils von der heiligen und religiösen Verehrung dieses Tages abgehalten werden. Nun wollen wir sehen, was Sabbath bedeute.

 

IX. Was Sabbath, und den Sabbath halten, in der heiligen Schrift bedeute. 

 

Sabbath ist ein hebräisches Wort, und heisst Feiertag. Den Sabbath halten heisst daher feiern und ruhen; und dieser Bedeutung wegen geschah, dass der siebente Tag Sabbath genannt wurde, weil Gott, nachdem er das Weltall vollendet hatte, von allem Werke, das er gemacht hatte, ruhte. [20,10] So nennt Gott diesen Tag im Exodus. Nacher aber wurde nicht blos dieser siebente Tag, sondern wegen seiner Würde, selbst auch die Woche mit demselben Namen belegt; und in diesem Sinne, sprach der Pharisäer beim heiligen Lukas: Ich faste zweimal im Sabbathe. [46,20] So viel über die Bedeutung des Sabbathes.

 

X. Wie man sagen könne, die Gläubigen heiligen den Sabbath. 

 

Die Heiligung des Sabbathes heisst in den heiligen Schriften Unterlassung, indem man nämlich körperliche Anstrengung und Geschäfte unterlässt, wie offenbar die nachfolgenden Worte des Gebotes zeigen; Du sollst kein Geschäft thun. [5,12] Jedoch bedeutet es nicht blos dieses (denn sonst wäre es hinlänglich gewesen, wie im Deuteronomium zu sagen, du sollst den Tag des Sabbaths halten;) denn da in der nämlichen Stelle beigefügt wird, dass du ihn heiligest, so wird durch dieses Wort gezeigt, der Tag des Sabbathes sey heilig, und göttlichen Handlungen und der Verrichtung heiliger Dinge geweiht. Daher feiern wir den Tag des Sabbaths dann ganz und vollkommen, wenn wir Gott Werke der Andacht und Verehrung darbringen; und das ist wahrlich der Sabbath, [53,13] den Isaias eine Lust nennt, weil die Festtage gleichsam die Lust des Herrn und frommer Menschen sind. Wenn daher mit dieser gottesdienstlichen uud heiligen Feier des Sabbathes Werke der Barmherzigkeit verbunden werden, so sind uns sehr grosse und viele Belohnungen gewiss, die Isaias im nämlichen Kapitel aufzählt.

 

XI. Welches die eigentliche Bedeutung obiger Worte sey. 

 

Der wahre und eigentliche Sinn dieses Gebotes zielt dahin ab, dass sich der Mensch, mit Leib und Seele, darauf verlege, eine gewisse festgesetzte Zeit sich von Geschäften und körperlichen Anstrengungen zu enthalten, und Gott andachtsvoll anzubeten und zu verehren.

 

XII. Was durch den zweiten Theil des Gebotes angezeigt werde. 

 

Der zweite Theil des Gebotes zeigt an, dass der siebente Tag vermöge göttlicher Anordnung dem Gottesdienste geweiht sey. Denn es steht geschrieben: Sechs Tage sollst du arbeiten, und alle deine Geschäfte thun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbath des Herrn deines Gottes. Diese Worte müssen so genommen werden, dass wir dafürhalten, der Sabbath sey dem Herrn geweiht, dass wir ihm an diesem Tage die Pflichten der Religion entrichten, und erkennen, der siebente Tag sey ein Zeichen der Ruhe des Herrn.

 

XIII. Warum es nützlich gewesen sey, den Juden einen bestimmten Tag, und zwar den siebenten, zum Gottesdienste vorzuschreiben. 

 

Dieser Tag ist dem Gottesdienste geweiht worden, weil es für das rohe Volk nicht zuträglich gewesen wäre, nach Willkühr sich selbst eine gewisse Zeit auszuwählen, damit es nicht etwa den Götzendienst der Aegyptier nachahmen möchte. Es ist aus den sieben Tagen der letzte gewählet worden, welcher Umstand geheimnissvoll ist. Desshalb nennt ihn der Herr im Exodus, und beim Ezechiel ein Zeichen; und er spricht: Sehet zu, dass ihr meinen Sabbath haltet; denn er ist ein Zeichen zwischen mir und zwischen euch in euren Geschlechtern; auf dass ihr wisset, dass ich der Herr bin, der euch heiliget. [Ezech. 20,12] [Exod, 31,13]

 

XIV. Was die Feier des Sabbathes bezeichnete. 

 

Er war ein Zeichen, welches anzeigte, dass sich die Menschen Gott weihen und als ihm geheiligt betrachten sollen, da wir auch den Tag ihm geweihet sehen; denn jener Tag ist darum heilig, weil an ihm die Menschen insbesondere sich der Heiligkeit und Andacht befleissen sollen. Er ist demnach ein Zeichen, und gleichsam ein Denkmal der Erschaffung dieses bewunderungswürdigen Weltalls. Er war überdiess für die Israeliten ein Zeichen, wodurch sie ermahnet wurden, dass sie durch Gottes Beistand von dem drückenden Joche der ägyptischen Dienstbarheit befreit und erlöset worden seyen, was der Herr mit jenen Worten ausdrückte: Gedenke, dass du auch gedienet in Aegypten, und dass dich der Herr, dein Gott, herausgeführt mit starker Hand und ausgerecktem Arme. Darum hat er dir geboten, den Sabbath zu halten. [Deut, 5,15] Er ist aber auch ein Zeichen des geistigen und himmlischen Sabbathes.

 

XV. Was der geistige Sabbath des christlichen Volkes sey. 

 

Der geistige Sabbath besteht in einer gewissen heiligen und geheimnissvollen Ruhe, wenn nämlich der alte Mensch, der mit Christus begraben ist, zu einem neuen Leben erwachet, und sich in solchen Handlungen, die mit der christlichen Frömmigkeit übereinstimmen eifrig übet. Denn es müssen die, welche einst Finsterniss waren, nun aber Licht sind im Herrn, als Kinder des Lichtes wandeln, [Ephes. 5,8] in aller Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, und nicht Theil nehmen an den unfruchtbaren Werken der Finsterniss,

 

XVI. Dass auch die Heiligen ihren Sabbath haben. 

 

Der himmlische Sabbath ist (wie der h. Cyrillus bei der Abhandlung über jene Stelle sagt, Also sieht noch ein Ruhetag für das Volk Gottes zu erwarten jenes Leben, in welchem wir mit Christus lebend alle
Güter geniessen werden, nachdem die Sünde ausgerottet ist, wie geschrieben steht: Dort wird kein Löwe seyn, und kein böses Thier darauf hinanziehen, sondern da ist Bahn und Strasse, die man heilige Strasse nennt. [Isai. 35,9] Alle Güter erlangt der Geist der Heiligen im Anschauen Gottes. Daher sollen vom Seelsorger die Gläubigen mit den Worten ermahnet und angeeifert werden: Lasset uns also eilen, in diese Ruhe einzugehen. [Hebr. 4,11] 

XVII. Die Juden feierten, ausser dem siebenten, noch andere Tage. 

 

Ausser dem siebenten Tage hatte das jüdische Volk noch andere festliche und heilige Tage, die durch ein göttliches Gesetz geboten waren, wodurch das Andenken an die vorzüglichsten Wohlthalen erneuert werden sollte.

 

XVIII. Warum die Apostel nicht den siebenten Tag der Woche, sondern den ersten, dem Gottesdienste geheiliget haben. 

 

Es hat der Kirche Gottes gefallen , den Gottesdienst und die Feier des Sabbathes auf den Sonntag zu verlegen. Denn gleichwie an diesem Tage die Welt zuerst das Licht beleuchtete, so ist auch durch die Auferstehung unsers Erlösers, welche an diesem Tage geschah, unser Leben aus der Finsterniss ins Licht zurückgerufen worden; darum Ihn auch die Apostel den Tag des Herrn genannt wissen wollten. Auch bemerken wir in den heiligen Schriften, dass dieser Tag ein Festtag sey, weil an ihm die Erschaffung der Welt begann, und den Aposteln der heilige Geist verliehen wurde.

 

XIX. Warum für die Christen ausser dem Sonntage noch andere Feste bestimmt wurden. 

 

Die Apostel und unsere heiligen Väter haben am Anfange der Kirche und in der Folgezeit noch andere Festtage eingesetzt, damit wir das Andenken an die göttlichen Wohlthaten fromm und heilig begehen. Darunter werden jene für die berühmtesten gehalten, die wegen der Geheimnisse unserer Erlösung dem Gottesdienste geheiligt sind, hernach die, welche der heiligsten jungfräulichen Mutter, dann den Aposteln und Märtyrern und den übrigen Heiligen, die mit Christus herrschen, gewidmet sind: in deren Siegen wird Gottes Güte und Macht gepriesen, ihnen die schuldige Ehre dargebracht, und das gläubige Volk zu ihrer Nachfolge angeeifert.

 

XX. Wie man durch dieses Gebot angespornt werde, den Müssiggang zu fliehen. 

 

Die Christen sollen unter dem Vorwande eines Feiertages nicht müssiggehen.
Da zur Haltung dieses Gebotes der Theil desselben, der mit den Worten ausgedrückt ist: Sechs Tage sollst du arbeiten: der siebente aber ist der Sabbathtag des Herrn, sehr viel beiträgt, so soll der Pfarrer diesen Theil sorgfältig erklären. Denn aus diesen Worten kann man schliessen, die Gläubigen müssen ermahnet werden, dass sie nicht müssig und träge ihr Leben hinbringen, sondern vielmehr, eingedenk des apostolilschen Zurufes, jeder sein Geschäft verrichte, und mit seinen Händen arbeite [1.Thess. 4,11.] , wie von demselben befohlen worden ist.
Ueberdiess befiehlt der Herr durch dieses Gebot, dass wir an den sechs Tagen unsere Arbeiten verrichten, damit nicht etwas von dem, was an andern Wochentagen geschehen und verhandelt werden soll, auf den Festtag verschoben, und dadurch der Geist von der Sorge und dem Eifer für die göttlichen Dinge abgehalten werde.

 

XXI. Was vorzüglich an Feiertagen zu thun verboten sey. 

 

Hernach soll der dritte Theil des Gebotes erkläret werden, der darstellt, wie wir den Sonntag heiligen sollen; besonders aber spricht er aus, was uns an diesen Tagen zu thun verboten ist. Der Herr spricht: Am selben sollst du kein Geschäft thun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Ankömmling, der inner deinen Thoren ist. Durch diese Worte wird uns bedeutet, erstens alles meiden, was dem Gottesdienste hinderlich seyn könnte. Es ist klar, dass dadurch alle Art knechtlicher Arbeit verboten werde, nicht desswegen, als wäre sie an sich schändlich und böse, sondern weil sie unsern Geist vom Gottesdienste, dem Endzwecke des Gebotes, abwendet; und die Sünden müssen von den Gläubigen am meisten gemieden werden, welche nicht nur den Geist von der Beschäftigung mit göttlichen Dingen abziehen, sondern uns auch von der Liebe Gottes gänzlich trennen.

 

XXII. Aeusserliche Handlungen, die zum Gottesdienste gehören, sind am Sonntage nicht untersagt. 

 

Es werden jedoch nicht solche Handlungen und Werke verboten, welche zum Gottesdienste gehören, wenn sie auch knechtliche Arbeiten sind, wie einen Altar aufrichten, die Kirche wegen eines einfallenden Festtages zieren, und anderes dergleichen. Desswegen sprach der Herr, die Priester verletzen im Tempel den Sabbath, und seyen dennoch schuldlos. [Matth. 12,3]

 

XXIII. Auch einige knechtliche Werke sind wegen der Notwendigkeit an Feiertagen erlaubt. 

 

Auch darf man nicht dafürhalten, es sey durch dieses Gesetz die Verrichtung jener Arbeiten verboten, woran man einen grossen Verlust leiden würde, wenn sie am Feiertage unterblieben; was auch durch die heiligen Satzungen erlaubt ist. Der Herr hat erklärt, noch vieles andere dürfe an Feiertagen geschehen, was der Seelsorger leicht beim h. Matthäus und Johannes finden wird.

 

XXIV. Warum der Herr wollte, dass das Vieh ruhe. 

 

Damit kein Umstand übergangen würde, durch den die Feier des Sonntags verhindert werden könnte, so geschah auch des Zugviehes Erwähnung, da durch diese Thiergattung die Menschen an der Heilighaltung des Sabbathes gehindert werden. Denn wenn am Sonntage rur Verrichtung eines Werkes der Gebrauch des Viehes erfordert wird, so ist auch dazu die Arbeit des Menschen nothwendig, der das Vieh leitet; daher kann es für sich allein keine Arbeit verrichten, sondern es unterstützt nur den Menschen bei der Arbeit. An diesem Tage aber ist Niemandem zu arbeiten erlaubt, also auch nicht dem Viehe, dessen sich die Menschen dazu bedienen. Demnach zielt das Gesetz dieses Gebotes dahin ab, dass, wenn Gott durch die Arbeiten des Viehes die Menschen schonen will, sie selbst sicherlich sich desto mehr hüten sollen, nicht grausam gegen dasselbe zu seyn, da sie dessen Dienstleistung und Emsigkeit benützen.

 

XXV. In welchen Werken sich die Christen an Feiertagen vorzüglich üben sollen. 

 

1) Es muss am Feiertage eine ganze Messe gehört werden. Das Sakrament der Busse und des Altares soll an Festtagen öfter empfangen werden. 2) Es soll die Predigt angehört werden.
I. Der Seelsorger soll mit aller Sorgfalt lehren, mit welchen Werken und Handlungen sich die Christen an Feiertagen beschäftigen sollen. Dergleichen sind, dass wir in die Kirche gehen, und darin mit frommer und heiliger Gemüthsstimmung dem hochheiligen Messopfer beiwohnen, und die göttlichen Sakramente der Kirche, die unsers Heiles wegen eingesetzt sind, zur Heilung unserer Seelenwunden oft empfangen. Es kann aber von den Christen nichts schicklicheres und besseres vorgenommen werden, als wenn sie ihre Sünden den Priestern, oftmal beichten; wozu der Seelsorger das Volk ermahnen kann, wenn er zum Beweise hiefür sich jener Gründe und Hilfsmittel bedient, welche über das Sakrament der Busse an seinem Orte sind angegeben und befohlen worden. Er soll aber das Volk zu diesem Sakramente nicht nur aufmuntern, sondere fleissig und zu wiederholten Malen anmahnen, dass sie das hochheilige Altarssakrament öfter empfangen.
II. Ferner müssen die Gläubigen der Predigt aufmerksam und fleissig zuhören; denn nichts ist unverzeihlicher, und eines Christen unwürdiger, als die Worte Christi zu verachten, oder nachlässig anzuhören. Auch sollen sich die Gläubigen im Gebete und im göttlichen Lobe eifrig üben, und eine besondere Sorgfalt auf die Erlernung, desjenigen anwenden, was zu einem christlichen Lebenswandel gehört; sie sollen emsig auf die Erfüllung jener Pflichten bedacht seyn, worin die Liebe besteht, den Armen und Dürftigen Almosen reichen, Kranke besuchen, und Trauernde, und Leidende liebevoll trösten. Denn beim h. Jakobus heisst es: Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Wittwen in ihrer Trübsal besuchen. [Jak. 1,27] Aus dem Gesagten kann man leicht schliessen, was gegen die Vorschrift dieses Gebotes läuft.

 

XXVI. Warum es nothwendig war, gewisse Tage zum Gottesdienste zu bestimmen. 

 

Der Seelsorger soll auch einige Stellen in Bereitschaft haben, woraus er Gründe und Beweise nehmen kann, um das Volk besonders davon zu überzeugen, dass es die Vorschrift dieses Gebotes mit grösstem Eifer und genauer Sorgfalt beobachte. Sehr viel trägt dazu bei, wenn das Volk einsieht, und deutlich erkennet, wie billig und vernunftgemäss es sey, dass wir einige bestimmte Tage haben, die wir ganz dem Gottesdienste widmen, und unsern Herrn, von dem wir die grössten und unzählige Wohlthaten empfangen haben, anerkennen, verehren und anbeten. Hätte er uns befohlen, ihm täglich gottesdienstliche Ehre zu erweisen, müssten wir uns nicht, in Betracht seiner so grossen und unendlichen Wohlthaten gegen uns, alle Mühe geben, seinem Gebote mit bereitwilligem und freudigem Herzen zu gehorchen? Da aber nur wenige Tage zu seinem Dienste bestimmt sind, so ist kein Grund vorhanden, warum wir nachlässig und träge in Verrichtung dieses Dienstes seyn sollten, den wie ohne sehr schwere Verschuldung nicht verabsäumen können.

 

XXVII. Welcher Nutzen denen zufliesse, die diesem Gebotle emsig nachkommen. 

 

Hierauf soll der Seelsorger zeigen, wie gross die Kraft dieses Gebotes sey, da jene, die es recht beobachten, im Angesichte Gottes sind, und mit ihm zu reden scheinen. Denn sowohl beim Beten betrachten wir Gottes Majestät, und unterreden uns mit ihm, als auch bei Anhörung von Predigten vernehmen wir Gottes Stimme, die durch jene zu unsern Ohren gelangt, welche von göttlichen Dingen salbungsvoll und in Andacht predigen. Und dann beten wir den im Opfer auf dem Altare gegenwärtigen Christus den Herrn an. Diese Güter gemessen vorzüglich jene, welche dieses Gebot sorgfältig beobachten.

 

XXVIII. Was dagegen von jenen zu denken sey, welche dieses Gesetz gänzlich vernachlässigen. 

 

Welche aber dieses Gesetz gänzlich vernachlässigen, die sind Feinde Gottes und seiner heiligen Gesetze, da sie Gott und seiner Kirche nicht gehorsamen, und auf seinen Befehl nicht merken; diess kann man daraus abnehmen, weil dieses Gebot so beschaffen ist, dass es ohne Anstrengung beobachtet werden kann. Denn da uns Gott keine Arbeiten auflegt, die sehr beschwerlich sind, und die wir seinetwegen, verrichten sollten, sondern nur befiehlt, an jenen Feiertagen zu ruhen und uns irdischer Sorgen zu entschlagen, so wäre es das Zeichen einer grossen Verwegenheit, der Vorschrift dieses Gebotes zuwiderzuhandeln. Zum warnenden Beispiele mögen uns dienen die Strafgerichte, welche Gott über jene verhängte, die diess verletzt haben, wie wir im Buche Numeri lesen [Num. 15,35] . Damit wir also hierin Gott nicht beleidigen, so wird es gut seyn, oft an jenes Wort, Gedenke, uns zu erinnern, und sich jene grossen Vortheile und Belohnungen vorzustellen, welche wir nach obiger Erklärung aus der Heilighaltung der Festtage ziehen. Noch vieles andere dergleichen wird ein frommer und eifriger Seelenhirt, nach Erforderniss der Umstände, reichhaltig und weitläufig vortragen können.

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