Montag, 24. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin Auf das Fest der heiligen Apostel Johannes und Paulus

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Auf das Fest der heiligen Apostel Johannes und Paulus



"Deinetwegen lassen wir uns den ganzen Tag abtödten, und den Schafen der Schlachtung gleichhalten." Röm. 8,36.


In diesen Worten werden fünf Stücke bemerkt; zuerst die rechte Absicht der Heiligen: "Deinetwegen," nicht wegen des leeren Ruhmes, wie die Heuchler (Matth.11.); "Sie verunstalten ihr Angesicht, um von den Menschen gesehen zu werden." Zweitens ihre Abtötung: "Wir tödten uns ab." Es tödten sich aber die Heiligen auf vielfache Weise ab; zuerst, indem sie sich selbst peinigen, wie der Apostel (Col. 3.) sagt: "Tödtet eure Glieder ab." Zweitens, indem sie das Fleisch dem Geiste unterwerfen, wie der Apostel (Röm. 8.) spricht: "Wenn ihr aber im Geiste die Werke des Fleisches abtödtet, so werdet ihr leben". Drittens indem sie sich Christo im Leiden gleichgestalten,
wie der Apostel (II. Cor .4.) sagt: "Wir tragen immer die Abtödtung Jesu Christi im Leibe herum." Viertens indem sie die bösen Verleumdungen erdulden, wie der Psalmist (36.) sagt: "Der Sünder betrachtet den Gerechten und sucht ihn abzutödten." Drittens die Fortgesetzte Abtödtung, wenn es heißt: "den ganzen Tag," d. h. bis zum Ende, nicht wie Einige, von welchen der Apostel (Gal. 5.) sagt: "Ihr seid so thöricht, dass ihr, da ihr mit dem Geiste anfinget, jetzt im Fleische endet." Viertens ihre Verspottung von den Gottlosen, wie der Apostel spricht (Röm 8.): "Wir wurden den Schafen, die zum schlachten bestimmt, gleichgehalten." Fünftens der große Nutzen, der aus der Abtödtung erfolgt. Denn das Schlachtschaf ist nach allen Seiten hin nützlich, die Haut zur Bedeckung, das Fleisch zum essen, die Gedärme zu Saiten. Diese Stücke deuten auch geistige Dinge an. Die Haut die Unterstützung der Armen, das Fleisch die Abtödtung. "Die da Christo angehören, haben ihr Fleisch mit den Lüsten und Begierlichkeiten gekreuzigt." Die Gedärme sind die Kräfte der Seele, woraus ein Musikinstrument zum Lobe Gottes entsteht. Der Apostel sagt (Eph. 5.): "Lobet und singet in eurem Herzen." Alles dieses findet man bei diesen großen Heiligen.

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