Sonntag, 2. Juni 2013

Catechismus Romanus - Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde.

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Zweites Hauptstück  - Vom ersten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses.

Ich glaube an Gott den  Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde. 

 

I. Kurze Erklärung des Artikels. 

 

1) Kurze Erklärung des ersten Artikels, welcher nachher kleinweise untersucht wird. 2) Die einzelnen Worte des Symbolums müssen genau erwogen werden.

I. Diese Worte enthalten folgenden Sinn: Ich glaube gewiss und ohne allen Zweifel an Gott den Vater, welcher die erste Person der Dreieinigkeit ist,der durch seine allmächtige Kraft den Himmel und die Erde, und Alles, was sich im Himmel und auf Ertlen befindet, aus Nichts erschaffen hat, und nach der Schöpfung erhält und regiert; und ich glaube an ihn nicht bloss
im Herzen, und bekenne ihn nicht bloss mit dem Munde, sondern ich strebe auch mit dem grössten Eifer und grösster Liebe zu ihm, als dem vollkommensten und höchsten Gute, zu gelangen.
II. Das also ist der kurze Inhalt dieses Artikels. Aber weil fast in jedem Worte grosse Geheimnisse verborgen liegen, so soll sie nun der Seelsorger sorgfältiger erwägen, damit sich, so viel es der Herr zulässt, das gläubige Volk der Anschauung der Erhabenheit seiner Majestät mit Furcht und Zittern nahe.

 

II. Was das Wort Glauben heisse. 

 

1) Das Wort Glauben bedeutet in Betracht des evangelischen Glaubens Annahme und Bekenntniss. 2) Dass die Kenntniss des Glaubens, wegen der unfehlbaren, von Gott der Seele eingegossenen, Wahrheit gewiss sey. 

I. Hier bedeutet das Wort glauben nicht, der Meinung seyn, dafür halten, bedünken , sondern wie die heilige Schrift lehrt, es hat die Kraft der bestimmtesten Beipflichtung, womit das Gemüth Gott, der seine Geheimnisse offenbaret, fest und standhaft beipflichtet. Desswegen glaubt derjenige, der etwas ohne allen Zweifel bestimmt für wahr hält.

II. Es glaube aber niemand, dass die Kenntniss des Glaubens ungewiss sey, weil wir das nicht sehen, was uns zu glauben vorgestellt wird; denn wenn auch das göttliche Licht, wodurch wir jenes inne werden, keine deutliche Erkenntniss der Dinge uns verschafft, so lässt es uns darüber doch nicht in Zweifel. Denn der Gott, welcher das Licht aus der Finsternis leuchten hiess, hat in unsern Herzen ein Licht angezündet, dass uns das Evangelium nicht verborgen sey, wie denen, die verloren gehen. [2. Cor. 4,6. 3.]

 

III. Was im Glaubensbekenntnisse dargelegt wird, muss nicht vorwitzig untersuchen, sondern einfachhin für wahr halten. 

 

1) Ein vorwitziger Erforscher der Wahrheit ist kleingläubig. 2) Der Glaube birgt keinen Zweifel, und fordert keinen Beweis.

I. Aus dem Gesagten folgt, dass der, welcher mit dieser himmlischen Glaubenskenntniss begabt ist, von vorwitziger Untersuchung ferne sey. Denn da uns Gott zu glauben befahl, so hat er uns nicht aufgelegt, die Rathschlüsse Gottes zu durchforschen, und ihren Grund und ihre Ursache zu untersuchen, sondern er befahl einen unwandelbaren Glauben, welcher bewirkt, dass das Gemüth in Erkenntniss der ewigen Wahrheit ruhe.
II. Der Apostel betheuert: Gott ist wahrhaft, jeder Mensch-aber lügt. [Rom. 3,4] [Ps. 115,11] [] Wenn es nun ein Zeichen eines anmassenden und unverschämten Menschen ist, einem gesetzten und weisen Manne, der etwas behauptet, nicht zu, glauben, sondern darauf zu bestehen, dass er seine Worte durch Gründe und Zeugen beweise, welche Tollkühnheit, ja welcher Unsinn ist es erst, die Stimme Gottes zu hören und Gründe der himmlischen und heilbringenden Lehre zu yerlangen? Der Glaube muss also nicht nur ferne von jedem Zweifel seyn, sondern darf auch keinen Beweis fordern.


IV. Der Glaube allein ist nicht hinlänglich zur Seligkeit; sondern man muss den Glauben auch äusserlich bekennen

 

Der innere Glaube muss mit Worten ausgesprochen werden

Der Seelsorger muss auch lehren, dass derjenige,
der da sagt: Ich glaube, ausserdem, dass er dadurch seinen innerlichen Beifall erklärt, diesen im Herzen verschlossenen Beifall durch ein offenes Bekenntnis des Glaubens auch äusserlich darlegen, und mit der grössten Bereitwilligkeit bekennen und laut aussprechen müsse. Die Gläubigen müssen den Muth besitzen, auf welchen der Prophet gestützt, ausruft: Ich glaubte, und darum habe ich auch geredet; [Ps. 115,10] sie müssen die Apostel nachahmen, die den Fürsten des Volkes antworteten: Wir können nicht unterlassen, zu sagen, was wir gesehen und gehurt haben [Pet. 4,20] sie müssen ermuntert werden durch jene Worte des heilgen Paulus; Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben; [Rom. 1,16] und dann, wodurch vorzüglich die Wahrheit dieses Ausspruches bekräftiget wird: Der Glaube des Herzens macht gerecht, das Bekenntniss desselben aber mit dem Munde führt zur Seligheit. [Rom. 10,10] 

V. Vortrefflichkeit des christlichen Glaubens. 

 


Erhabenheit der christlichen Weisheit, welche in Glaube, Hoffnung und Liebe.

Hieraus kann man die Würde und Erhabenheit der christlichen Weisheit erkennen, und daraus schliessen, wie viel wir der göttlichen Güte Dank schuldig sind, da es uns gegönnt ist, ungehindert zu der Erkenntniss des höchsten und wünschenswerthesten Wesens gleichsam auf den Stufen des Glaubens uns emporzuschwingen.

 

VI. Wie sehr, sich die Erkenntniss, die uns das Christenthum von Gott gibt, von der Erkenntniss unterscheidet, die die Philosophie von göttlichen Dingen gibt.


1) Es wird nützlich seyn, diess mit dem zu vergleichen, was von der himmlischen und vollkommenen Erkenntniss Gottes in VI. des 12. Artikels erklärt wird. Die Weltweishsit gibt kaum eine dunkle Erkenntniss Gottes; die christliche Weisheit führt zur klaren Erkenntniss Gottes 2) Gott offenbarte den Heiden seine Erhabenheit und Güte, je mehr sie sich über die Sinnlichkeit erhoben, durch seine Werke. 3) Bestimmter und deutlicher gab er sich den Menschen durch sein Wort zu erkennen. 4) Warum die Glaubenslehre zur philosophischen Erkenntniss Gottes nothwendig sey. 5) Der Hauptinhalt des Glaubens ist, im Symbole enthalten.

I. Die christliche Weltweisheit und die Weisheit dieser Welt unterscheiden sich darin sehr, dass diese vom natürlichen Lichte geleitet, von den Wirkungen und von Dem, was in die Sinne fällt, nach und nach weiter fortschreitend, mit Aufwendung langwieriger Anstrengung, kaum sich zu himmlischen Betrachtungen emporschwingen, und die erste Ursache und den Schöpfer erkennen und finden kann; aber jene hat den menschlichen Geist so geschärft, dass er ohne Mühe den Himmel betreten, und erleuchtet vom göttlichen Lichte, erst die Quelle des ewigen Lichtes selbst, und dann auch, was unter ihm ist, anschauen kann. [1. Petr. 2,2]Und so werden wir inne, dass wir gerufen sind aus der Finsterniss zum wunderbaren Lichte, und glauben, frohlockend in unnennbarer Freude. [1. Petr. 1,8]
Mit Recht also bekennen die Gläubigen zuerst, dass sie an Gott glauben, dessen Majestät wir nach dem Ausspruche des Jeremias unbegreiflich [Jerem. 30,19] nennen denn er bewohnt, wie der Apostel sagt, unzugängliches Licht, kein Mensch hat ihn gesehen, noch kann ihn jemand sehen; [Tim. 6,16] denn da er mit Mooses redete, sprach er: Kein Mensch wird mich sehen, und leben. [Exod. 33,20]
II. Damit unser Geist zu Gott, dem erhabensten Wesen, gelange, muss er frei seyn von allem Sinnlichen, was in diesem Leben nicht geschehen kann. Aber obwohl es so ist, so hat sich Gott doch nicht, wieder Apostel sagt, ohne Zeugniss von sich selbst gelassen, indem er Wohlthaten spendet, den Regen sendet vom Himmel, und fruchtbare Zeiten, mit Speise und Freude die Herzen der Menschen erfüllend.
Diess war die Ursache, dass die Philosophen von Gott nichts Niedriges dachten, und alles Körperliche, alles Zusammengesetzte und Vermischte von ihm weit entfernt glaubten; dass sie ihm auch vollkommene Macht und Ueberfluss an allen Gütern zuschrieben, so dass von ihm wie aus einer ewigen und unerschöpflichen Quelle der Güte und Wohlthätigkeit alle vollkommenen Güter über alle Geschöpfe und Wesen ausströmen; dass sie ihn weise , den Urquell und Liebhaber der Wahrheit, gerecht, wohlthätig nannten, und mit andern Namen belegten, worin die höchste und vollendete Vollkommenheit enthalten ist; dass sie behaupteten, dass seine Kraft unermesslich und unendlich sey, jeden Ort erfülle, und überallhin sich erstrecke.
III. Diess Alles erhellt aus den göttlichen Schriften viel klarer und deutlicher, wie an jener Stelle: Gott ist ein Geist; dann: Seyd auch ihr vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist; [Joh. 4, 24] dann: Alles ist nackt und offen vor geinen Augen; [Matth.5.48.] Alles ist nackt und offen vor geinen Augen; [Hebr. 4,13] und: 0 Tiefe des Reichthums der Weisheit und Wissenschaft Gottes; [Rom. 11,3] und: Gott ist wahrhaftig; [Rom.3,4] und: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; [Joh.14,6] dann: Voll Gerechtigkeit ist deine Rechte; [Ps. 47,11] ferner: Du öffnest deine Hand, und erfüllest jedes Geschöpf mit Segen; [Ps. 144,16] endlich: Wo soll ich hingehen vor deinem Geiste, wo soll ich hinflielien vor deinem Angesichte? [Ps. 8,93] und Steige ich hinauf in den Himmel, so bist Du da, steige ich hinab in die Unterwelt, so bist Du da. Nähme ich die Schwingen des Morgenrothes, und wohntt in den äussersten Gränzen des Meeres u. s. f.; und: Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde? [Jerem. 23,24] spricht der Herr.
IV. Gross und erhaben ist, was die Weltweisen über das Wesen Gottes, mit dem Ansehen der heiligen Schrift Uebereinstimmendes und Folgerichtiges aus der Erforschung der erschaffenen Dinge erkannten; und wir erkennen hieraus die Notwendigkeit einer Belehrung von Oben, wenn wir bemerken, dass der Glaube nicht allein diess bewirke, wie oben gezeigt worden ist, dass auch weise Männer durch langes Nachdenken dabingelangt sind, dasselbe auch rohen und unerfahrnen Menschen zugänglich und bereit zu halten. Aber der Glaube wirkt noch Grösseres. Die Kenntniss der Dinge, welche der Glaube gewährt, ist viel sicherer und haftet reiner in unserm Gemüthe, als wenn sie der menschliche Geist durch Gründe menschlicher Weisheit erforscht. Wie viel herrlicher aber ist die Erkenntniss des göttlichen Wesens, zu welcher nicht schlechthin Allen die Betrachtung der Natur, sondern nur den wahrhaft Gläubigen das Licht des Glaubens den Zutritt gestattet?
V. Diess ist in den Artikeln des apostolischen Glaubensbekenntnisses enthalten, welche uns die Einheit und den Unterschied der drei Personen der göttlichen Wesenheit und Gott selbst als den letzten Endzweck des Menschen eröffnen, von dem der Besitz der himmlischen und ewigen Seligkeit zu erwarten ist. Denn wir wissen aus den Worten des heiligen Paulus, dass Gott die belohnen werde, welche ihn suchen. [Hebr. 11,6]
Wie gross diese Güter seyen, und ob sie durch menschliche Kenntnisse erlangt werden können, hat lange vor diesem Apostel der Prophet Isaias ausgesprochen in diesen Worten: Von Jahrhunderten her haben sie es nicht gehört, und mit den Ohren nicht vernommen; das Auge sah es nicht, 0 Gott, ohne Dich, was du denen bereitet hast, die Dich erwarten, [1.Cor. 2,9] [Isai. 44,4]

 

VII. Man muss glauben, dass Ein Gott, und nicht mehrere Götter seyen.

 

Nach Dem, was wir sagten, muss man glauben, dass Ein Gott und nicht mehrere Götter seyen. Denn wenn wir Gott die höchste Güte und Vollkommenheit zuschreiben, so ist es nicht möglich, dass diess Höchste und Vollkommenste in mehreren gefunden werde. Geht aber einem etwas vom Höchsten ab, so ist er eben,desswegen unvollkommen, und die Wesenheit Gottes kommt ihm nicht zu.
Dass nur Ein Gott sey, wird durch viele Stellen der heiligen Schrift bewiesen; denn es steht geschrieben: Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist Einer [Deuter. 6,4] überdiess heisst das Gebot Gottes: Du wirst nicht fremde Götter haben; [Exod. 23,3] dann ermahnt er öfter durch den Propheten: Ich bin der Erste und Letzte, und ausser mir ist kein Gott. [Isai. 44,6] Auch der AposteI bezeugt öffentlich: Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe. [Ephes. 4,53] 

VIII. Bisweilen wird erschaffenen Wesen der Name Gottes beigelegt, aber uneigentlich. 

 

Es "darf uns nicht auffallen, dass die heiligen Schriften bisweilen auch erschaffenen Wesen den Namen Gottes beilegen. Wenn die Propheten und Richter Götter genannt wurden, so geschah diess nicht nach Art der Heiden, welche sich in ihrer Thorheit und Gottlosigkeit mehrere Götter erdichteten; sondern die heiligen Schriften wollten nach ihrer gewohnten Redeweise irgend eine ausgezeichnete Tugend oder Verrichtung anzeigen, welche jenen durch die Gnade Gottes verliehen worden ist.
Der christliche Glaube glaubt und bekennt also, dass Gott in der Natur, Substanz und Wesenheit nur Einer sey, wie im Symbole der Kiichcnversanimlung zu Nicäa zur Feststellung dieser Wahrheit ausgesprochen worden ist. Aber dieser Ausspruch erhebt sich noch höher, er betet die Einheit in der Dreieinigkeit an, und die Dreinigkeit in der Einheit. Und von diesem Geheimnisse wollen wir jetzt zu reden beginnen.

IX. Gott wird überhaupt der Vater aller Menschen, insbesondere aber der Vater der Christen genannt. 

 

1) Gott heisst vorzüglich and überhaupt der Vater der Menschen, weil er nie, wie alle übrigen Dinge, erschaffen hat, und sie durch seine besondere Vorsehung leitet. 2) Gott heisst da in insbesondere Vater der Gläubigen, wegen ihrer Annahme an Kindesstatt. Was hier oberflächlich berührt wird, wird weitschichtiger VII. vom Gebete des Herrn erklärt werden.

I. Im Glaubensbekenntnisse folgt nun das Wort Vater; aber da der Name Vater Gott nicht bloss in einer Beziehung zugetheilt wird, so muss zuerst erklärt werden, was er hier eigentlich bedeute. Einige, deren Finsterniss das Licht des Glaubens nicht zerstreut hatte, verstanden darunter die ewige Substanz, das Urwesen, aus welchem die Dinge ihren Ursprung haben, dessen Vorsehung Alles lenke, in Ordnung und in seinem Zustande erhalte. Sie nannten ihn also nach einem Gleichnisse von menschlichen Verhältnissen hergenommen Vater, wie man jenen Vater nennt, von dem eine Familie abstammt, und durch dessen Einsicht und Herrschaft sie regiert wird. So also geschah es, dass sie Gott, welchen sie als den Werkmeister und Lenker aller Dinge anerkannten, Vater genannt wissen wollten; und derselben Benennung bedienten sich auch die heiligen Schriften, wenn sie von Gott redeten und anzeigten, dass ihm die Erschaffung aller Dinge, die Macht und wunderbare Vorsehung zugeschrieben werden müsse. Denn wir lesen: Ist er nicht dein Vater, der dich besass, dich gemacht und erschaffen hat? [Deuter. 32,6] und anderswo: Haben wir nicht Alle Einen Vater? Hat uns nicht Ein und derselbe Gott erschaffen? [Mallach. 2,10]
II. Aber viel öfter und ganz vorzüglich wird in den Schriften des neuen Testamentes Gott der Vater der Christen genannt, welche nicht den Geist der Knechtschaft in Furcht, sondern den Geist der Annahme als Kinder Gottes [Rom. 8,15] empfangen haben, in dem sie rufen: Abba, Vater. Eine solche Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Kinder Gottes genannt werden, und sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, sowohl Erben Gottes, als Miterben Jesu Christi; welcher der Erstgeborne unter vielen Brüdern ist, und sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen. [1. Joh. 3,1] [Rom. 6,17][Hebr. 2,11] Wir mögen nun die gemeinsame Ursache der Erschaffung und Vorhersehung, oder die besondere der geistlichen Annahme an Kindesstatt betrachten, so bekennen die Gläubigen mit Recht, dass sie glauben, Gott sey ihr Vater.

 

X. Welche Geheimnisse aus der Benennung Vater sich folgern lassen; dann von dem Unterschiede der drei göttlichen Personen. 

 

1) Fromme Betrachtung über den Namen Vater in der Gottheit, und über die Eigenschaften der Personen. 2) Der Name Vater beweist, dass mehrere Personen Einer Wesenheit seyen. 3) Die Dreieinigkeit ist nicht aus einer Ungleichheit der Wesenheit, sondern aus einem äussern Unterschiede der Eigenschaften, die sich an den göttlichen Personen Buden, herzuleiten; in der Dreieinigkeit ist kein Mehr und kein Minder. 4) Warum man die erste Person der Dreieinigkeit Vater nennt. Wie Gott ewig ist, so ist auch die erste Person der Dreieinigkeit, der Vater, ewig. Die Einheit der Gottheit ist aus der Wesenheit, die Dreieinigkeit aus den Personen zu ermessen. 5) Wir müssen Gott bitten, dass er uns das hocherhahene Geheimniss der Dreieinigkeit das wir hier glaubig annehmen, einst wirklich erfassen lasse. 

I. Der Seelsorger soll lehren, dass man ausser den Merkmalen, die wir beim. Namen Vater erklärt haben, seinen Geist zu noch hohem Geheimnissen erheben müsse. Denn was in jenem unnahbaren Lichte, das Gott bewohnt, tief verborgen liegt, was des Menschen Sinn und Verstand nicht erreichen, ja nicht einmal muthmassen kann, das offenbaren uns die göttlichen Aussprüche beim Namen Vater.
II. Dieser Name aber zeigt an, dass im Einen Wesen der Gottheit nicht nur Eine Person, sondern eine Verschiedenheit der Personen anzunehmen sey. In der Eiiien Gottheit sind drei Personen; der Vater, der von Keinem gezeugt ist; der Sohn, der vor allen Jahrhunderten, d. h. von Ewigkeit, vom Vater gezeugt ist; und der heilige Geist, welcher gleichfalls von Ewigkeit vom Vater und Sohne ausgeht. Also ist der Vater in der Einen Wesenheit der Gottheit, die erste Person, der mit seinem eingebornen Sohne und dem heiligen Geiste Ein Gott ist und Ein Herr; nicht in der Einzelnheit einer Person, sondern in der Dreieinigkeit einer Wesenheit.
III. Diese drei Personen, an welchen etwas Unähnliches oder Ungleiches zu denken Gotteslästerung wäre, unterscheiden sich nur durch ihre Eigenschaften.

Nämlich der Vater ist ungezeugt; der Sohn ist vom Vater gezeugt; der heilige Geist geht von beiden aus. Und so bekennen wir in den drei Personen dieselbe Wesenheit, und dieselbe Substanz, und glauben, dass man beim Bekenntnisse der wahren und ewigen Gottheit, sowohl die Eigenheit in den Personen, als auch die Einheit in der Wesenheit und die Gleichheit in der Dreieinigkeit mit frommem und gläubigem Gemüthe anbeten müsse. Wenn wir den Vater die erste Person nennen, so ist diess nicht so zu verstehen, als wenn wir in der Dreieinigkeit ein Früher oder Später, ein Mehr oder Minder uns dachten. Eine solche Gottlosigkeit sey ferne von den Gamüthern der Gläubigen, da die christliche Religion gleiche Ewigkeit, gleiche Majestät und Herrlichkeit in den drei Personen lobpreiset.
IV. Wir behaupten wahrhaft und ohne allen Zweifei, dass der Vater die erste Person sey, weil er der Anfang ist ohne Anfang. Dieser Unterschied, als die Eigenheit des Vaters, kömmt ihm besonders desswegen zu, weil er den Sohn von Ewigkeit gezeugt hat: denn es wird uns gelehrt, dass er immer Gott zugleich mit dem Vater gewesen sey, und wir verbinden daher bei diesem Bekenntnisse den Namen Gottes und des Vaters, und sagen: Gott Vater. Da wir aber nirgends in einen gefährlicheren Irrthum verfallen können, als bei dieser so äusserst schwierigen Darstellung und Erklärung, so soll der Seelsorger beim Unterrichte aufmerksam machen, dass man die eigentlichen Namen der Wesenheit und der Person, wodurch dieses Geheimniss ausgedrückt wird, gewissenhaft beibehalten müsse, und die Gläubigen sollen belehrt werden, dass die Einheit in der Wesenheit und der Unterschied in den Personen bestehe.
Aber man soll sich in Erforschung dieses Geheimnisses nicht zu tief einlassen, eingedenk der Worte:> Wer die Majestät erforschen will, wird von der Herrlichkeit darnieder gedrückt. [Prover. 25,27] Es ist genug. dass wir gläubig für wahr halten, was uns von Gott, dessen Aussprüchen nicht beizustimmen, die grosste Thorheit und Unglückseligkeit wäre, geoffenbaret worden ist, da Jesus sagt: Lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes, und des heiligen Geistes. [Matth. 22,9] Und wiederum: Drei sind, welche Zeugniss ge ben im Himmel, der Vater, das Wort, und der heilige Geist, und diese Drei sind Eins. [I. Joh. 5,5]

V. Man bitte und flehe ohne Unterlass zu Gott und dem Vater, welcher Alles aus Nichts erschaffen hat, Alles so mildreich leitet, der uns die Macht gab, Kinder Gottes zu werden, der dem menschlichen Geiste das Geheimnis der Dreieinigkeit geoffenbaret hat; es bete, sage ich, ohne Unterlass, wer durch Gottes Gnade dieses glaubt, damit er einst aufgenommen in die ewigen Wohnungen, würdig sey, zu schauen, wie gross die Fruchtbarkeit Gottes des Vaters sey, da er sich selbst betrachtend und begreifend den ihm gleichen und mit ihm Einigen Sohn zeugte; zu schauen, auf welche Weise beider gleiche und vereinte Liebe, die der heilige Geist ist, vom Vater und Sohne ausgehend, den Erzeuger und Erzeugten durch ein ewiges and unlösbares Band vereiniget; zu schauen, wie auf diese Weise Eine Wesenheit ist in der Dreieinigkeit, und ein vollkommener Unterschied in den drei Personen.


XI. Allmächtigen. 

Was man hier unter dem Worte Allmächtigen verstehe. 

 

1) Die Majestät Gottes wird in der Schrift mit vielen Namen belegt. 2) Allmächtig heisst Gott desswegen, weil er Alles kann, was seiner höchsten Vollkommenheit nicht wüersprieht.

I. Die heiligen Schriften pflegen Gottes höchste Kraft und unermessliche Majestät durch viele Benennungen zu erklären, um darzulegen, mit welch hoher Ehrfurcht und Verehrung jenes heiligste Wesen angebetet werden müsse; aber vorzüglich soll der Seelsorger vortragen und lehren, dass Gott eine allmächtige Kraft zukomme. Denn er sagt von sich selbst:" Ich bin der Herr, der Allmächtige; [Gen. 17,1] und: Mein allmächtiger Gott mache ihn euch besänftigt; [Gen. 43,143] und in der Offenbarung steht: Der Herr, der Gott, der ist,der war, der komnen wird, ist allmächtig; [Apoc. 1,8] und anderswo heisst es: der grösste Tag des allmächtigen Gottes. [Apoc. 16,14]
Bisweilen pflegen mehrere Worte das Nämliche zu bedeuten, wie z. B. Bei Gott wird hein Wort unmöglich seyn; [Luc. 1,37] und: Ist die Hand des Herrn etwa kraftlos? [Numer. 11,24] Ebenso: Dir steht, wenn du willst, das Vollbringen zu Gebote, [Sap. 12,18] und dergleichen mehr.
Aus diesen verschiedenen Redensarten ersieht man, was das Wort allmächtig bedeute.

II. Unter dem Worte allmächtig verstehen wir, dass es nichts gebe, nichts erdacht und erdichtet werden könne, was Gott nicht zu bewirken vermag. Er hat nicht nur, was wohl das Höchste ist von Allem, was wir etwa noch begreifen können, die Macht, zu bewirken , dass Alles in sein Nichts zurücksinke, und dass plötzlich aus Nichts viele Welten hervorgehen; sondern es liegt noch viel Grösseres in seiner Macht, was der menschliche Sinn und Verstand gar nicht begreifen kann.

 

XII. Obschon Gott allmächtig ist, so kann er doch nicht sündigen oder irren.

 

Lügen, betrügen, nicht wissen oder sündigen sind Handlungen der Schwäche, nicht der Allmacht.

Obwohl Gott allmächtig ist, so kann er doch nicht lügen, oder betrügen, oder sich irren, oder sündigen, oder aufhören zu seyn, oder etwas nicht wissen. Denn diess kommt nur solchen Wesen zu, deren Handlungsweise unvollkommen ist. Gott aber, dessen Thun und Walten immer ganz vollkommen ist, kann dieses Alles nicht, weil diess zu können, als ein Zeichen der Unmacht, nicht der höchsten und unbegränzten Macht, die er über alle Dinge besitzt, zukommen kann. Wir halten also Gott für so allmächtig, dass wir Alles weit von ihm entfernt denken, was seinem vollkommnen Wesen nicht innigst verbunden und damit übereinstimmend ist.

 

XIII. Warum mit Uebergehung anderer Eigenschaften, die Gott zukommen, im apostolischen Glaubensbekenntnisse der Allmacht allein Erwähnung geschieht, und welches der Nutzen dieses Glaubens sey. 

 

1) Wie Vieles das Wort Allmacht in sich enthalte. Die Ueberzeugung von der Allmacht stärkt den Glauben und die Hoffnung. 2) Wann der Glaube an die Allmacht am notwendigsten sey. 3) Der Glaube an die Almacht verleiht dem Menschen Demuth und festes Vertrauen. 4) Das Andenken an die Allmacht fordert die Gläubigen zum Lobe Gottes auf.

Der Seelsorger zeige, dass mit Recht und wohlweislich mit Uebergehung anderer Benennungen, die Gott beigelegt werden, im Symbole diese Eine zu glauben dargestellt wird. Denn wenn wir anerkennen, dass Gott allmächtig ist, so müssen wir zugleich auch bekennen, dass er Alles wisse, dass Alles seiner Macht und Herrschaft unterworfen sey. Da wir aber nicht zweifeln, dass er Alles könne, so ist folgerichtig, dass wir auch alles Uebrige als gewiss annehmen; denn wenn diess nicht wäre, so könnten wir nicht einsehen, wie er allmächtig seyn könnte. Ueberdiess vermag nichts unsern Glauben und unsere Hoffnung so sehr zu stärken, als wenn wir im Herzen fest überzeugt sind, dass Gott Alles zu bewirken vermöge. Mag uns hernach was immer zu glauben befohlen werden, wenn es auch noch so erhaben und wunderbar ist, und alle Ordnung und alles Maass der Dinge übersteigt, so pflichtet ihm doch die menschliche Vernunft leicht ohne allen Zweifel bei, nachdem sie Kenntniss vom allmächtigen Gotte erlangt hat; ja, je erhabener das ist, was die göttlichen Aussprüche offenbaren, desto lieber glaubt sie es als wahr annehmen zu müssen. Wenn wir etwas, Gutes zu erwarten haben, wird der Geist nie durch die Grösse des Dinges, das er wünscht, niedergedrückt, sondern er richtet sich auf, und stärkt sich, indem er oft daran denkt, dass Nichts sey, was der allmächtige Gott nicht bewirken kann.
II. Daher müssen wir uns vorzüglich mit diesem Glauben waffnen, wenn wir bewunderungswürdige Werke zum Nutzen und Vortheile des Nebenmenschen zu vollbringen beauftragt sind, oder wenn wir von Gott etwas erbitten wollen. Das Letztere lehrte der Herr selbst, da er den Aposteln ihren Unglauben vorwarf und sprach: Wenn ihr einen Glauben habet, wie ein Senfkorn, und zu diesem Berge sprecht: Geh weg von hier, so wird er weggehen, und nichts wird euch unmöglich seyn. [Matth. 17,19] Das Erstere bezeugt der heilige Jakobus so: Er bitte im Glauben ohne zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Winde gejagt, hin und hergeworfen wird. Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, von dem Herrn etwas zu erhalten. [Jac. 1,6. 7.]
III. Ausserdem gewährt uns dieser Glaube noch vielen Nutzen und viele Vortheile, vorzüglich unterweiset er uns in tiefer Bescheidenheit des Gemüthes und in Demuth. Denn der Apostelfürst sagt: Demüthiget euch unter die allmächtige Hand Gottes. [1. Petr. 5,5] Es ermahnt auch unser Heiland, dass man nicht zittern soll, wo nichts zu fürchten ist, denn Gott allein nur müsse man fürchten, da wir und all das Unsrige in seiner Macht seyen, da er sagt: Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt. Fürchtet den, der, nachdem er getödtet hat, die Macht besitzt, in die Hölle euch zu verstossen. [Luc. 12,15]
IV. Dieser Glaube dient uns auch zur Erkenntniss und Lobpreisung der unermesslichen Güte Gottes gegen uns. Wie könnte derjenige, welcher an den allmächtigen Gott denkt, so undankbar seyn, dass er nicht öfter ausrufen sollte: Der Allmächtige hat Grosses an mir gethan! [Luc. 1,49]

 

XIV. Das Wort Allmächtig wird hier dem Vater nicht so ausschliesslich beigelegt, dass es nicht auch dem Sohne und dem heiligen Geiste zukäme. 

 

Wenn wir in diesem Artikel den Vater allmächtig nennen, so darf sich dadurch niemand irre führen lassen, und glauben, dass diese Benennung nur ihm, und nicht auch zugleich dem Sohne und heiligen Geiste gemeinsam beigelegt werde. Denn gleichwie wir sagen, der Vater sey Gott, der Sohn sey Gott, und der heilige Geist sey Gott, aber es sey doch nur Ein Gott, so bekennen wir auch, der Vater, der Sohn und der heilige Geist seyen gleich allmächtig; aber es sey doch nur Ein allmächtiger Gott.
Doch wir ertheilen hier dem Vater vorzugsweise diese Benennung, weil er die Quelle alles Ursprungs ist, so wie wir dem Sohne, der das ewige Wort des Vaters ist, die Weisheit, und dem heiligen Geiste, welcher die Liebe beider ist, die Güte zuschreiben, obschon diese und andere dergleichen Benennungen nach der Regel des katholischen Glaubens den drei Personen gemeinschaftlich beigelcgt werden.

 

XV. Schöpfer Himmels und der Erde.

Wie und warum Gott Himmel und Erde erschaffen hat.

 


1) Gott hat die Welt aus Nichts erschaffen, damit er seine Güte Andern mittheilen konnte. 2) Gott hat sich bei der Erschaffung der Dinge keines äussern Bildes bedient, aus sich selbst nahm er das Abbild. 


I. Wie nothwendig es sey, zuerst den Glaubigen Kenntniss davon zu verschaffen, dass Gott allmächtig sey, kann man ersehen aus dem, was jetzt von der Erschaffung des Weltalls erklärt werden soll. Denn das Wunderbare eines so erhabenen Werkes glaubt, man leichter, wenn über die ünermessliche Macht des Schöpfers kein Zweifel mehr ist.
Gott hat die Welt nicht aus irgend einem Stoffe gemacht, sondern er hat sie aus Nichts erschaffen; und zwar nicht etwa durch eine Gewalt oder Nothwendigkeit gezwungen, sondern freiwillig hat er sie erschaffen wollen. Die Ursache aber, die ihn zur Schöpfung jenes Werkes bewog, war keine andere, ausser, um seinen Geschöpfen seine Güte mitzutheilen. Die Natur Gottes ist in sich schon die allerglückseligste, und bedarf keines andern Wesens, wie David sagt: Ich sprach zum Herrn, mein Gott bist Du, und bedarfst meiner Güter nicht. [Ps. 15,2]
II. Gleichwie er aber bewogen durch seine reine Güte machte, was er wollte, so hatte er auch, da er Alles schuf, kein Muster, kein Bild, welches anderswoher, ausser ihm, genommen wäre, vor sich. Sondern da die göttliche Weisheit das Abbild aller Dinge in sich fasst, so hat der höchste Werkmeister, sich in sich selbst schauend und gleichsam bildend, durch seine unendliche Weisheit und Kraft, die ihm eigen ist, das Weltall am Anfange erschaffen. Er sprach, und es ist geworden; er befahl, und es war erschaffen. [Ps. 148,5] 

XVI. Was hier unter Himmel und Erde verstanden werden muss.

 

Unter den Worten Himmel und Erde ist Alles zu verstehen, was im Himmel und auf Erden ist. Denn ausser dem Himmel, welchen der Prophet das Werk seiner Hände [Ps. 8,4] nannte, brachte er auch hervor den Glanz der Sonne und des Mondes und die Zierde der übrigen Gestirne, und zur Bezeichnung der Zeiten, der Tage und Jahre bestimmte er ihrem Laufe am Himmel gewisse und feste Bahnen, in welchen sie sich fortwährend in bestimmten Kreisen bewegen sollen.

 

XVII. Von der Schöpfung des geistigen Himmels, das ist, der Engel. 

 

1) Die Engel sind alle in der Gnade erschaffen worden. 2) Die weisen Engel. Warum sie Kräfte und Herrschaften des Herrn genannt werden? Die abgefallenen flogst wurden zur ewigen Strafe verstossen.

I. Ausserdem hat Gott eine Geisterwelt und unzählbare Engel, die ihm dienen und beistehen sollten, aus Nichts erschaffen, und sie mit dem wundervollen Geschenke seiner Gnade und Macht begabt und geschmückt. Denn da es in der heiligen Schrift heisst, dass der Satan nicht in der Wahrheit bestanden sey, [Joh. 8,44] so erhellt daraus, dass er und die übrigen abgefallenen Engel ursprünglich in der Gnade Gottes waren. Hierüber liest man beim heiligen Augustin Folgendes: „Mit heiligem Willen, das heisst, mit reiner Liebe, mit der sie ihm anhingen, hat er die Engel erschaffen, und hat zugleich, als er sie schuf, ihnen die Gnade verliehen. Daher muss man glauben, dass die heiligen Engel nie ohne guten Willen, das heisst, ohne Liebe zu Gott, gewesen seyen."
II. Ihre Wissenschaft gibt uns jenes Zeugniss der heiligen Schrift zu erkennen, wo es heisst: Du o Herr, mein König, bist weise, wie der Engel Gottes Weisheit besitzt, so dass Du Alles auf Erden erkennest. [2 Regg. 14,90] Endlich schreibt ihnen David Macht zu in folgenden Worten: Mächtig in Kraft, sein Wort vollziehend. [Ps. 102,20] Und desswegen heissen sie in den heiligen Schriften oft Kräfte und Herrschaften des Herrn. [Ps. 23,10] [Ps. 45,6] [Ps. 58,6] [Jes. 6,3] Aber obwohl sie mit himmlischen Gaben geschmückt waren, wurden doch sehr viele, welche von Gott ihrem Vater und Schöpfer abfielen, von der so erhabenen Stufe herabgestürzt, und büssen, eingeschlossen in den finstersten Kerkern der Erde, ihren Stolz durch ewige Strafe. Hierüber schreibt der Apostelfürst: Gott hat die sündigen Engel nicht verschont, sondern mit Stricken der Hölle gebunden, verstiess er sie in den Abgrund zur Pein, um sie zum Gerichte aufzubewahren. [II Pet. 2,4] 

XVIII. Von der Erschaffung der Erde. 

 

Die Erde ist der Mittelpunkt der Welt. Ausschmückung der Erde mit Thieren und Pflanzen.

Der Herr befahl durch sein Wort [Ps. 103,5.8.], dass die Erde auf ihre Grundfeste gestützt, in Mitten der Welt stehe, und bewirkte, dass die Berge sich erhoben, und die Flächen den Platz einnahmen, den er ihnen anwies; und er setzte dem Wasser seine Gränzen, damit dessen Gewalt die Erde nicht überschwemmte und bedeckte. Hierauf bekleidete und schmückte er sie, nicht bloss mit Bäumen, und allen Arten von Kräutern und Blumen, sondern er erfüllte, wie vorher das Wasser und die Luft, auch das feste Land mit unzähligen Gattungen von Thieren. 

XIX. Von der Schöpfung des Menschen. 

 

Der Mensch ist Unsterblich und nicht unterworfen den Schmerzen und Leiden, dem Leibe nach erschaffen. Seine Seele ist mit freiem Willen begabt erschaffen, und die Vernunft war die Herrin der sinnlichen Begierlichheit. Die Seele wurde in ursprünglicher Gerechtigkeit erschaffen. Ob mit dem Verlurst der Gerechtigkeit nach der Sünde des Adam, auch der freie Wille des Menschen verloren ging, erklärt sess. 6. Conc. Trid. c. 4—6 von der Rechtfertigung.

Zuletzt bildete Gott den Leib des Menschen aus Lehm der Erde so, dass er nicht kraft seiner natürlichen Beschaffenheit, sondern durch die göttliche Güte unsterblich und dem Leiden nicht unterworfen war. Die Seele aber hat er nach seinem Ebenbilde und sich ähnlich gebildet, und sie mit freiem Willen begabt. Ueberdiess hat er alle Gemüthsbewegungen und Begierden in ihr so gemässigt, dass sie jederzeit der Vernunft gehorchten. Hierzu fügte er das bewunderungswürdige Geschenk der ursprünglichen Gerechtigkeit, und setzte den Menschen zum Herrn über die übrigen Geschöpfe. Diess Alles werden die Seelsorger zum Unterrichte der Gläubigen leicht aus der heiligen Geschichte der Schöpfung entnehmen können.

 

XX. Unter der Benennung Himmel und Erde versteht man alles Sichtbare und Unsichtbare. 

 

Der Prophet fasst, was bei der Schöpfung des Weltalls unter Himmel und Erde zu verstehen ist, kurz in folgende Worte zusammen: Dein ist der Himmel, und Dein ist die Erde; den Erdkreis und seine Fülle hast Du gegründet. [Ps. 96,12] Doch noch viel kürzer sprachen es die Vater in der Kirchenversammlung zu Nizäa aus, da sie dem Symbole die zwei Worte: Sichtbar und Unsichtbar beifügten. Was sich immer im Weltalle findet, und was wir als von Gott erschaffen bekennen, fällt entweder in die Sinne, und wird sichtbar genannt, oder es kann nur mit dem Geiste und Verstände erfasst werden, und heisst dann unsichtbar. 

XXI. Die durch Gottes Kraft erschaffenen Dinge können ohne dessen Leitung und Vorsehung nicht bestehen.

Die erschaffenen Dinge bestehen und werden geleitet durch Gottes Kraft und Vorsehung. 

Wir dürfen Gott nicht dergestalt als den Schöpfer und Hervorbringer aller Dinge glauben, dass wir dafürhalten, dass nach Vollendung der Schöpfung die erschaffenen Dinge ohne Gottes unendliche Kraft hätten bestehen können. Denn wie die Allmacht, Weisheit und Güte Gottes bewirkt hat, dass Alles war, so würde auch Alles sogleich wieder in sein voriges Nichts zurücksinken, wenn nicht auch nach der Schöpfung seine ewige Vorsehung waltete, und Alles durch die nämliche Kraft, wodurch es am Anfange hervorgerufen wurde, erhalten würde. Diess erklärt die heilige Schrift mit den Worten: Wie könnte etwas fortbestehen, wenn Du es nicht gewollt hättest; wie würde etwas erhalten, was nicht von Dir zum Daseyn gerufen wäre. [Sap. 11,26] 

XXII. Gott zerstört durch seine Leitung nicht die Kraft der untergeordneten Ursachen. 

 

Gott lenkt Hie von ihm erschaffenen Dinge so, dass er die Kraft der untergeordneten Ursachen nicht aufhebt, sondern er befördert sie. Vergleiche III. der ersten Bitte im Gebete des Herrn. 


Gott leitet und schützt nicht nur Alles, was da ist, durch seine Vorsehung, sondern er treibt auch Das, was sich bewegt und wirkt, durch eine innerliche Kraft zur Bewegung und zum Wirken so an, dass, obschon er die Wirksamkeit untergeordneter Ursachen nicht hindert, er derselben doch zuvorkomme, indem seine innerste Kraft sich auf jedes einzelne ausdehnt, wie es im Buche der Weisheit heisst: Seine Macht möge die äussersten Gränzen berühren, und Alles mildreich leiten. [Sap. 8,1] Daher sprach der Apostel zu den Atheniensern, welchen er den Gott verkündete, den sie als unbekannt verehrten: Er ist nicht weit von jedem aus uns; denn in ihm leben wir, und bewegen uns, und sind wir. [Act. 17.27]

 

XXIII. Die Schöpfung der Dinge hommt dem Vater nicht allein zu.

 

Das Werk der Schöpfung ist der Dreieinigkeit gemeinsam zuzuschreiben. IV. Art. 3. 


Es wird zur Erklärung des ersten Artikels genug gesagt seyn, wenn wir noch hinzufügen , dass das Werk der Schöpfung den drei Personen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit gemeinschaftlich zukomme. In der obigen Stelle, Apostelgeschichte 17,27., benennen wir nach der Lehre der Apostel den Vater als den Schöpfer Himmels und der Erde; in den heiligen Schriften lesen wir ferner vom Sohne: Alles ist durch Ihn gemacht worden; [Joh. 1,3] und vom heiligen Geiste: Der Geist Gottes schwebte über dem Gewässer; [Gen. 1,2] und anderswo: Durch das Wort des Herrn ist der Himmel befestiget worden, und seine ganze Kraft durch den Geist seines Mundes. [Ps. 32,6]
Drittes HauptstückVom zweiten Glaubensartikel. Und an Jesum Christum, seinen eingebornen Sohn, Unsern Herrn.

I.

Vom zweiten Glaubensartikel und dem Nutzen seines Bekenntnisses.

Das Bekenntniss der ewigen Zeugung Christi ist die Grundlage unsers Heiles.
Wie wunderbar und überaus fruchtbringend der Nutzen sey, der aus dem Bekenntnisse und Glauben dieses Artikels dem Menschengeschlechte zuströmt, beweist jenes Zeugniss des heiligen Johannes: Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er in Gott, [Joh. 4,15] und auch jener Lobspruch der Seligkeit beweiset es, welchen Christus dem Apostelfürsten ertheilte: Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas; denn nicht Fleisch und Blut hat es dir geoffenbaret, sondern mein Vater, der im Himmel ist. [Matth. 16,17] Dieser ser Glaube ist die festeste Grundlage unsers Heiles und unserer Erlösung.

II.

Woraus man die Grösse der in diesem Artikel dargestellten Wohlthat erkenne.

Die verlorne ursprüngliche Gerechtigkeit konnte nur durch den Sohn Gottes wieder erlangt werden. Von der Erbsünde wird weitläufiger geredet in der dritten Bitte des Gebete des Herrn und am Anfange der vierten.
Da man aber den wunderbaren Nutzen dieser Wohlthat vorzüglich aus dum Verluste jenes glückseligen Zustandes erkennt, in welchen Gott die ersten Menschen gesetzt hatte, so soll der Seelsorger die Gläubigen besonders auf die Ursache des gemeinsamen Elendes und Unglückes aufmerksam machen. Nachdem Adam von Gott abgefallen war, und jenes Verbot verletzt hatte: von jedem Baume des Paradieses, aber vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben, [Gen. 2,16.17] versank er in jenes so grosse Elend, dass er die Heiligkeit und Gerechtigkeit, in der er erschaffen war, verlor, und sich alle übrigen Uebel zuzog, welches die heilige Synode zu Trient reichhaltiger erklärte. Ueberdiess werden die Seelsorger erinnern, dass die Sünde und die Strafe der Sünde nicht allein an Adam haften blieb, sondern von ihm sich wie ein Saame von Rechtswegen auf seine ganze Nachkommenschaft verpflanzt habe.

III.

Niemand als Christus konnte das Menschengeschlecht wiederherstellen.

Durch eines Geschöpfes Kraft konnte das menschliche Geschlecht nicht wieder hergestellt werden.
Das von der höchsten Stufe der Würde herabgefallene Menschengeschlecht konnte weder durch die Kraft der Menschen, noch der Engel, wiedererhoben und auf keine Weise wieder an seine vorige Slelle zurückversetzt werden. Als Rettungsmittel von jenem Sturze und Uebel war nur noch übrig, dass die unendliche Kraft des Sohnes Gottes, der die Schwäche unsers Fleisches annahm, die unendliche Last der Sünde wegnahm, und uns in seinem Blute mit Gott wieder aussöhnte.

IV.

Ohne den Glauben an die Erlösung konnte Niemand je selig werden, und desswegen ist Christus schon vom Anfange der Welt her vorkerverkündet worden.

1) Der Glaube an die Erlösung war immer zur Seligkeit nothwendig, und ist sogleich nach dem Falle des Menschen von Gott geoffenbaret worden, zuerst unter dem natürlichen Gesetze. 2) Unter dem geschriebenen Gesetze ist das Andenken an die Erlösung der Menschen öfter erneuert worden durch die Opfer, Sinnbilder und Vorhersagungen der Propheten. Der Glaube der Patriarchen, der Propheten und der Apostel unterscheidet sich nur durch die Zeitverhältnisse. Siehe I. vom Glauben und Glaubensbekenntnisse c. 1.
I. Der Glaube und das Bekenntniss der Erlösung ist den Menschen zur Erlangung der Seligkeit nothwendig, und war es immer; und Gott hat sie schon vom Anfange an vorhergesagt. Denn in jener Verdammung des menschlichen Geschlechtes, welche sogleich auf die Sünde folgte, ist auch die Hoffnung der Erlösung durch jene Worte angedeutet worden, womit Gott den für den Teufel aus der Erlösung hervorgehenden Schaden aussprach: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe; zwischen deinem Saamen und ihrem Saamen; sie wird dir das Haupt zertreten, und du wirst ihrer Ferse nachstellen. [Gen. 3,15] Später hat Gott dieselbe Verheissung oft bestätiget, und eine deutlichere Kunde von seinem Entschlusse jenen Menschen ertheilt, welchen er vorzüglich sein Wohlwollen zu erkennen geben wollte. Da er unter andern dem Patriarchen Abraham dieses Geheimniss oft angedeutet hatte, so erklärte er diess deutlicher damals, als jener, gehorsam dem Befehle Gottes, seinen einzigen Sohn Isaak opfern wollte, indem er sprach: Weil du das gethan hast, und deinen einzigen Sohn nicht schontest, so will ich dich segnen, und deinen Saamen vermehren, wie die Sterne des Himmels und den Sand am Meere; dein Saame wird die Städte deiner Feinde besitzen, und in deinem Saamen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast. [Gen. 28,13.14] Aus diesen Worten konnte man leicht schliessen, dass Der aus der Nachkommenschaft Abrahams seyn werde, welcher Alle aus der furchtbaren Sklaverei des Satans erretten würde. Es war aber nothwendig, dass jener Retter der Sohn Gottes sey, dem Fleische nach aus dem Saamen Abrahams gezeugt. Nicht lange hernach schloss der Herr, damit das Andenken an diese Verheissung erhalten wurde, mit Jakob, dem Enkel des Abraham, denselben Bund. Denn da jener im Schlafe eine Leiter sah; die auf der Erde stand, und den Saum des Himmels mit ihrer Spitze erreichte, und auch Engel wahrnahm, welche auf- und abstiegen, wie die Schrift bezeugt, so hörte er auch den Herrn, der auf die Leiter sich stützte, sagen: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du schläfst, will Ich dir geben und deinem Saamen; und dein Saame wird zahlreich seyn, wie der Staub der Erde. Du wirst dich ausbreiten gegen Aufgang und Untergang und gegen Mitternacht und Mittag, und in dir und deinem Saamen werden alle Völker der Erde; gesegnet werden. [Gen. 28,13.14]
II. Auch hörte Gott später nicht auf, dasselbe Andenken seines Versprechens zu erneuern, und im Geschlechte Abrahams, und überdiess in vielen andern Menschen die Erwartung des Erlösers rege zu machen, da er nach Herstellung des Staates und der Religion der Juden seinem Volke bekannter zu werden anfing. Nicht bloss Menschen weissagten, auch stumme Geschöpfe deuteten an, welch grosse und viele Güter uns jener Heiland und Erlöser, unser Herr Jesus Christus, bringen werde.
Die Propheten, deren Geist vom himmlischen Lichte erleuchtet war, sagten dem Volke vorher und lehrten öffentlich, gleich als wenn Alles schon geschehen wäre, die Geburt des Sohnes Gottes, seine Wunder, welche er, als Mensch geboren, wirkte, seine Lehre, seinen Lebenswandel, seine Gewohnheiten, seinen Tod, seine Auferstehung und alle übrigen ihn betreffenden Geheimnisse, so zwar, dass wenn man die Verschiedenheit der künftigen und gegenwärtigen Zeit aufhebt, wir keinen Unterschied zwischen den Weissagungen der Propheten und der Verkündigung der Apostel, keinen Unterschied zwischen unserm und der alten Patriarchen Glauben finden. Aber nun wollen wir von den einzelnen Theilen dieses Artikels reden.

V.

Vom Namen Jesu, und dass er Christus eigentümlich zukomme.

Nach dem Befehle Gottes erhielt der Erlöser des Menschengeschlechtes den Namen Jesus.
Der Name Jesus, welches Erlöser heisst, ist der eigentliche Name dessen, welcher Gott und Mensch ist; und dieser Name ist ihm nicht zufällig, nicht nach dem Beschlusse oder, Willen der Menschen, sondern nach dem Rathschlusse und Befehle Gottes gegeben worden; denn der Engel verkündete der 'Mutter desselben, Maria:Siehe, du wirst empfangen, und einen Sohn gebären, und ihm den Namen Jesus geben. [Luc. 1,31] Und er befahl hernach dem Joseph, dem verlobten Gemahle der Jungfrau, nicht bloss den Knaben so zu nennen, sondern er erklärte auch, warum er so genannt werden sollte, da er sprach: Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria zur Gemahlin zu nehmen, denn was in ihr gezeugt ist, ist vom heiligen Geiste: sie wird aber einen Sohn gebären; und du sollst ihn Jesus nennen, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erretten. [Matth. 1,20.21]

VI.

Nicht aus demselben Grunde ist einigen andern Menschen der nämliche Name ertheilt worden.

Der Name Jesus kömmt ganz eigenthümlich Christo zu; der Name Jesu fasst in sich, was durch die Propheten Christo durch verschiedene andere Namen ist zugeeignet worden.
In den heiligen Schriften haben zwar Viele den Namen Jesu; denselben hatte der Sohn des Nave, der dem Moses nachfolgte, und das von Moses aus Aegypten befreite Volk in das verheissene Land, welches Moses nicht betreten sollte, einführte. Denselben Namen hatte Josedech, der Sohn eines Priesters. Aber um wie viel mehr gebührt dieser Name unserm Erlöser! der nicht bloss einem einzigen Volke, sondern allen Menschen aller Zeiten, die nicht bloss von Hunger, oder von ägyptischer und babylonischer Tyrannei unterdrückt waren, sondern die im Schatten des Todes sassen, und in den schwersten Banden der Sünde und des Teufels schmachteten, Licht, Freiheit und Bettung verliehen hat; der ihnen das Recht zur Erbschaft des himmlischen Reiches erlangte; der sie mit Gott Vater aussöhnte. In jenen sehen wir eine Hindeutung auf Christus den Herrn, von welchem mit den eben benannten Wohlthaten das menschliche Geschlecht ist überhäuft worden. Alle übrigen Namen, welche dem Sohne Gottes von den Propheten sind beigelegt worden, beziehen sich auf den Einen Namen Jesu; denn wie die übrigen das Heil, welches er uns geben würde, andeuten, so umfasst dieser die ganze Kraft und Wirkung der Menschenerlösung.

VII.

Was der Name Christus bedeute, und in wie vielfacher Hinsicht er Jesu zukomme.

1) Der Name Christus bezeichnet sein Amt und seine Würde. Amt der Könige, Amt der. Priester. Warum man Priester und Könige zu salben pflegte? Warum die Propheten? 2) Weil der Fleisch gewordene Sohn Gottes die Aemter dieser drei Personen übernahm, wurde er Christus genannt. Christus gelangte nicht durch menschliche Hülfe zu diesen drei Würden, und wurde auch nicht mit irdischer Salhnng gesalbt. 3) Christus ist der grösste Prophet. Er ist Priester, nebstbei König. 4) Christi Reich ist geistig, wie Artik. 6. III gezeigt wird. Auf welche Weise Christus das Amt eines Königs erlangt, siehe 2. Bitte des Gebetes des Herrn. 5) Alle Menschen gehören in allgemeiner Hinsieht zum Reiche Christi, in besonder nur die Guten. Christus ist durch göttliches Recht auch nach menschlicher Natur König der ganzen Welt.
I. Dem Namen Jesu ward auch der Name Christus beigefügt, welches der Gesalbte heisst, und ist ein Name der Ehre und des Amtes, und nicht bloss einem Dinge eigen, sondern vielen gemein. Unsere alten Väter nannten die Priester und Könige Gesalbte, Christus, weil sie Gott wegen der Würde ihres Amtes zu salben befohlen hatte.
Priester sind die, welche das Volk in beständigen Gebeten Gott anempfehlen, welche Gott die Opfer darbringen, welche für das Volk bitten; den Königen aber war die Leitutig der Völker anvertraut, und ihre vorzüglichste Pflicht war es, das Ansehen der Gesetze und das Leben der Unschuldigen zu schützen, und die Verwegenheit der Verbrecher zu bestrafen. Da sich nun beide dieser Aemter auf die Majestät Gottes auf Erden beziehen, so wurden diejenigen, welche zur Würde eines Königs oder Priesters auserwählt worden waren, gesalbt. Auch war es Sitte, die Propheten zu salben, weil sie als Dollmetscher und Gesandte des Unsterblichen Gottes uns himmlische Geheimnisse offenbarten, und durch heilsame Gebote und Weissagungen zur Sittenverbesserung ermahnten.
II. Da Jesus Christus, unser Erlöser, in die Welt kam, übernahm er das Amt und die Pllichten dreier Personen, eines Propheten, eines Priesters und eines Königs, wesswegen er Christus genannt, und, zur Ausübung jener Aemter gesalbt wurde, nicht aber durch die Beihilfe eines Sterblichen, sondern durch die Kraft des himmlischen Vaters, nicht mit irdischer Salbe, sondern mit geistigem Oele, indem nämlich in seine heiligste Seele die Fülle und Gnade des heiligen Geistes und das reichliche Uebermaas aller seiner Gaben ausgegossen wurde, was ein anderes erschaffenes Wesen gar nicht fassen konnte. Herrlich zeigt dieses der Prophet, da er den Erlöser selbst so anredet: Du liebtest die Gerechtigkeit, und hasstest das Unrecht; desswegen hat Dich Gott, dein Gott, gesalbt mit dem Oele der Freude vor deinen Gefährten. [Ps. 44,8] Dasselbe spricht lsaias noch deutlicher aus mit den Worten: Der Geist Gottes ist über mir, weil mich der Herr gesalbt, und dazu gesandt hat, den Sanftmüthigen zu verkünden. [Isai. 61,1]
III. Desswegen war Christus der grösste Prophet und Lehrer, der uns Gottes Willen offenbarte, und durch dessen Lehre die Welt zur Kenntniss des himmlischen Vaters gelangte. Und dieser Name kommt ihm um so mehr zu, weil Alle, die der Name eines Propheten zierte, seine Schüler, und vorzüglich desswegen gesandt waren, dass sie diesen Propheten, der zur Erlösung des Menschengeschlechtes kommen sollte, vorherverkündigten.
Ebenso war Chrislus ein Priester, nicht nach der Ordnung, nach welcher im alten Gesetze die Priester aus dem levitischen Stamme waren, sondern nach jener, von welcher der Prophet David sang: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedechs. [Ps. 109,4]
Das Nämliche erklärt Paulus deutlich in seinem Briefe an die Hebräer. [Hebr. 5,6]
IV. Wir erkennen Christus nicht bloss als Gott, sondern auch als Mensch und als unserer Natur theilhaflig, als König an. Diess bezeugt der Engel, da er sagt: Er wird im Hause Jacob ewig herrschen, und seines Reiches wird kein Ende seyn. [Luc. 1,32] Dieses Reich Christi ist geistig und ewig, beginnt auf Erden, und wird im Himmel vollendet. Das Amt eines Königs versieht er durch die wunderbare Vorsehung für seine Kirche. Er seihst regiert sie; Er vertheidigt sie gegen die Angriffe und Nachstellungen der Feinde; Er schreibt ihr Gesetze vor; Er verleiht ihr nicht nur Heiligkeit und Gerechtigkeit, sondern gibt ihr auch das Vermögen und die Kraft zur Fortdauer.
V. Obwohl aber in diesem Reiche Gute und Böse sind, und folglich alle Menschen rechtmässig dazu gerechnet werden, so erfahren doch jene vor allen andern die unendliche Güte und Wohlthätigkeit unsers Königs, welche ein reines und unbescholtenes Leben nach seinen Geboten führen. Er erlangte aber dieses Reich nicht durch Erbschaft oder nach menschlichem Rechte, obwohl er aus dem berühmtesten königlichen Geschlechte abstammte, sondern, er war desswegen König; weil Gott auf ihn als Menschen alle Macht, Herrlichheit und Würde übertrug, die nur die Natur eines Menschen in sich fassen kann. Er übergab ihm also die Regierung der ganzen Welt, und ihm wird Alles am Tage des Gerichtes ganz und vollkommen unterworfen werden, wovon jetzt schon der Anfang gemacht ist.

VIII. und IX.

Seinen Eingcbornen Sohn.

Wie wir Jesum Christum als den Eingebornen Sohn Gottes glauben und bekennen sollen.

1) Der Sohn Gottes ist wahrer Gott, und den andern zwei Personen ganz gleich. 2) Die geistige Geburt des Sohnes Gottes aus dem Vater soll vielmehr bewundert, als erforscht werden. 3) Art und Weise der ewigen Zeugung Christi durch ein Gleichnis erklärt. 4) Die doppelte Zeugung Christi macht nicht, dass es zwei Söhne gehe.
I. Durch diese Worte werden den Gläubigen höhere Geheimnisse von Jesus zu glauben und betrachten vorgelegt; nämlich dass er der Sohn Gottes, und wahrer Gott sey, wie der Vater, der ihn von Ewigkeit gezeugt hat. Ueberdiess bekennen wir ihn als die zweite Person der göttlichen Dreieinigkeit, den übrigen beiden vollkommen gleich; denn in den göttlichen Personen kann nichts Ungleiches oder Unähnliches seyn, oder auch nur im Geiste gedacht werden, da wir in ihnen Eine Wesenheit, Einen Willen und Dieselbe Macht anerkennen, was ausser vielen andern Aussprüchen der heiligen Schriften besonders der heilige Johannes so bezeugt: Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. [Joh. 1,1]
II. Aber wenn wir Jesus den Sohn Gottes nennen hören, so dürfen wir darin nichts Irdisches oder Sterbliches über seine Geburt denken, sondern wir müssen an jene Geburt, wodurch der Vater von aller Ewigkeit her den Sohn gezeugt hat, welche die Vernunft nie erfassen und vollkommen einsehen kann, fest glauben, und sie mit der grössten Ehrfurcht anbeten, und gleichsam betäubt von der Bewunderung dieses Geheimnisses mit dem Propheten ausrufen: Wer wird seine Herkunft erzählen? [Isai. 55,3]
Dieses also muss man glauben, dass der Sohn von gleicher Natur, Macht und Weisheit sey mit dem Vater, wie wir im nizänischen Glaubensbekenntnisse ausdrücklicher bekennen, das heisst: Und an Jesum Christum, seinen Eingebornen Sohn, der vom Vater gezeugt ist von Ewigheit, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gotte, gezeugt, nicht erschaffen, von gleicher Wesenheit mit dem Vater, durch den Alles erschaffen worden ist.
III. Aus allen Gleichnissen aber, welche zur Erklärung der Art und Weise der ewigen Zeugung angeführt wurden, scheint jenes am passendsten zu seyn, welches von der Denkungsweise unserer Seele hergenommen wird, wesswegen Johannes den Sohn Gottes das Wort nennt. Denn wie unser Geist, sich selbst einigermassen erkennend, sich ein Bild von sich macht, welches die Theologen Wort nannten, so zeugt Gott (in so weit man Göttliches mit Menschlichem vergleichen kann), sich selbst erkennend, das ewige Wort. Jedoch ist es besser zu betrachten, was der Glaube vorschreibt, und mit frommem Gemüthe Jesum Christum als wahren Gott und wahren Menschen zu glauben und zu bekennen, zwar gezeugt als Gott vom Vater von Ewigkeit, aber als Mensch geboren in der Zeit von der heiligen Mutter Maria der Jungfrau.
IV. Obwohl wir dessen zweifache Zeugung anerkennen, so glauben wir doch, dass nur Ein Sohn sey. Denn es ist eine einzige Person, in der die göttliche und menschliche Natur sich vereinigte.

X.

Wie man glauben muss, dass Christus Brüder habe, oder auch nicht habe.

Weitläufiger wird dies erklärt IX. c. 9, vom Gebete des Herrn, welche Brüder Christi seyen.
Was die göttliche Zeugung Jesu anbelangt, so hatte er keine Brüder oder Miterben, da er der eingeborne Sohn des Vaters ist; [Isai. 61,8] wir Menschen aber das Gebilde und Werk seiner Hände sind. Betrachten wir aber dessen menschliche Geburt, so nennt er nicht nur viele Brüder, sondern er nimmt sie auch auf als Brüder, [Hebr. 2,12] damit sie mit ihm die Herrlichkeit der väterlichen Erbschaft erlangen. Diejenigen aber sind seine Brüder, welche durch ihren Glauben Christus den Herrn aufnahmen, und den Glauben, welchen sie mit Worten bekennen, in der That selbst und durch Liebeswerke beweisen; daher er der Erstgeborne unter vielen Brüdern [Rom. 8,29] vom Apostel genannt wird.

XI.

Unsern Herrn.

Christus wird nach beiden Saturen unser Herr genannt.

1) Christo werden nach seinen verschiedenen Natnren verschiedene Eigenschaften zugeschrieben. 2) Christus ist nuach beiden Naturen unser Herr. Die persönliche Vereinigung ist Ursache warum Christus unser Herr genannt wird, wenn auch Adam nicht gcsündiget hätte.
I. Vieles wird in den heiligen Schriften von unserm Heilande gesagt, wovon ihm einiges als Gott, anderes als Mensch zukommt, weil er mit den verschiedenen Naturen auch ihre verschiedenen Eigenheiten angenommen hat. Daher sagen wir mit Wahrheit, dass Christus allmächtig, ewig, unermesslich sey, was er von der göttlichen Natur hat. Und dann sagen wir wiederum , dass er gelitten habe, gestorben und wieder auferstanden sey, was ungezweifelt der menschlichen Natur zukommt.
II. Aber ausserdem kommt einiges andere beiden Naturen zu, wie da, wenn wir ihn unsern Herrn nennen. Wenn sich also diese Benennung auf beide Naturen erstreckt, so muss er mit Recht unser Herr genannt werden. Denn gleichwie er selbst ewiger Gott ist, wie der Vater, eben so ist er nicht minder Herr und Vater aller Dinge, und wie er und der Vater einer und derselbe Gott sind, so sind er und der Vater ein und derselbe Herr. Aber er wird auch mit Recht in vieler Beziehung als Mensrh unser Herr genannt. Erstlich, weil er unser Erlöser war, und uns von den Sünden befreit hat, so hat er rechtmässig die Herrschaft erlangt, so dass er wahrhaft unser Herr ist, und genannt wurde. Denn so lehrt der Apostel: Er erniedrigte sich selbst, und wurde gehorsam bis zum Tode, und zwar zum Tode des Kreuzes; desswegen hat ihn auch Gott erhöht, und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, so dass sich beim Namen Jesu alle Knie beugen im Himmel und auf Erden, und in der Unterwelt, und dass jede Zunge bekenne, dass der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit der Vaters sei. [Phil. 2,8-11] Und Christus selbst sagt von sich nach der Auferstehung: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. [Matth. 24,18] Es heisst ferner auch desswegen Herr, weil in Einer Person zwei Naturen, die göttliche und menschliche, vereinigt sind; denn vermöge dieser wunderbaren Vereinigung hat er verdient, obgleich er für die Guten nicht gestorben ist, als der Herr aufgestellt zu werden, und zwar als Herr aller erschaffenen Dinge im Allgemeinen, aber vorzüglich als Herr der Gläubigen, die ihm gehorchen, und ihm mit dem grössten Seeleneifer dienen.

XII.

Die Christen sollen sich, nachdem der Fürst der Finsternisse zertreten ist, ganz Christo ergeben.

1) Wie viel der Christ Christo schuldig ist. 2) Welche Abschenlichteit es sey dem Teufel zu dienen, nachdem man sich Christo geweiht hat. Wie milde die Herrschaft Christi über die Erlösten sey.
Es ist noch übrig, dass der Seelsorger das gläubige Volk dazu anhalte, und ihm an's Herz lege, wie billig es sey, dass wir, die wir von ihm den Samen haben, und Christen heissen, denen er auch so viele Wohlthaten erwiesen hat, und die wir diess durch das Geschenk seines Glaubens erkennen, dass wir, sage ich, uns unserm Herrn und Erlöser als seine Diener und Knechte in aller Unterwürfigkeit ergeben und weihen. Als wir durch die Taufe zum Christenthume eingeweiht wurden, bekannten wir diess vor der Kirchenthüre; denn wir erklärten, dass wir dem Satan und der Welt entsagen, und uns ganz Jesu Christo ergeben.
II. Als wir dem Dienste Christi uns widmeten, weihten wir uns durch ein feierliches und heiliges Versprechen unserm Herrn. Welcher Strafe also wären wir nicht schuldig, wenn wir, nachdem wir in die Kirche eingetreten sind, und den Willen und die Gebote Gottes erkannt haben, nachdem wir die Gnade der Sakramente erlangt haben, nach den Vorschriften und Gesetzen der Welt und des Teufels leben würden, gleich als hätten wir nus, da wir durch die Taufe gereinigt wurden, der Welt und dem Teufel, und nicht Christo dem Herrn und Erlöser geweiht? Aber wessen Gemülh soll ein so gütiger, gegen uns so mildreicher, Wille eines solchen Herrn nicht mit der Flamme der

 

 

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