10. August
Lesung 4-6
Als die Wut der heidnischen Gewalthaber gerade gegen die auserwählten
Glieder Christi tobte und besonders gegen die, die dem Priesterstande
angehörten, sich richtete, da ergrimmte der ruchlose Verfolger auch
gegen den Leviten Laurentius. Dieser hatte sich nicht nur durch seinen
Dienst bei den heiligen Geheimnissen, sondern auch durch die Verwaltung
des Kirchengutes hervorgetan. So versprach er sich also einen doppelten
Vorteil von der Festnahme dieses einen Mannes; wenn er ihn zum Verräter
am kirchlichen Vermögen machen könnte, würde er ihn zugleich auch zum
Verleugner der wahren Religion machen. Darum waffnete sich der
geldgierige, der Wahrheit feindselige Mensch mit einer doppelten Fackel,
mit der Habgier, um das Geld zu rauben, und mit der Gottlosigkeit, um
ihn von Christus loszureißen. Er verlangte von dem makellosen Hüter der
Schatzkammer, ihm die Kirchenschätze auszuliefern, nach denen er ganz
gierig verlangte. Der heilige Levit zeigte ihm auch, wo er sie
hinterlegt hatte; er stellte ihm nämlich die großen Scharen armer
Christen vor; in deren Nahrung und Kleidung hatte er das Vermögen ganz
unverlierbar angelegt; da war er um so sicherer aufgehoben, je heiliger
die Absicht war, in der es ausgeteilt worden. Da knirscht der Räuber vor Wut, da er sich getäuscht sieht, und in
seinem Haß gegen die Religion, die eine solche Verwendung des Reichtums
veranlaßt hat, schickt er sich an, den noch wertvolleren Schatz ihm zu
rauben, nachdem er kein Geld bei ihm gefunden hatte; und so suchte er
ihm den Schatz zu nehmen, der ihn vor Gott noch reicher machte. Er
befiehlt ihm, Christus zu verleugnen, und beginnt durch grausame
Peinigungen dem unerschütterlichen Starkmut des Leviten zuzusetzen. Da
die ersten Qualen nichts ausrichten, folgen schmerzvollere. Er läßt
seinen wundbedeckten, von Geißeln vielfach zerfleischten Leib über Feuer
braten, so daß auf dem eisernen Rost, der infolge des ununterbrochenen
Feuers ihn an sich schon brennen konnte, durch Umwenden der Glieder und
Veränderung der Lage die Qual nur noch schlimmer, die Strafe noch länger
wird. Wilde Grausamkeit, du erreichst nichts und richtest nichts aus!
Deinen Qualen wird der menschliche Leib entzogen; Laurentius geht in den
Himmel ein; du kannst nichts machen mit deinen Flammen. Die Liebe zu
Christus konnte durch Feuer nicht besiegt werden; das Feuer, das außen
brannte, war schwächer als das, das in seinem Innern loderte. Du hast
den Blutzeugen verfolgt und gegen ihn gewütet; du hast gewütet und seine
Palme nur verschönert, da du die Qualen steigertest. Was hat dein
Scharfsinn nicht alles ersonnen zur Verherrlichung dieses Helden! Selbst
die Mordinstrumente mußten zur Vermehrung seines Triumphes beitragen.
Geliebteste! Freuen wollen wir uns also in geistiger Freude und beim
glückseligen Ende dieses ruhmvollen Mannes uns rühmen im Herrn, der
wunderbar ist in seinen Heiligen! Er hat uns in ihnen einen Schutz und
ein Vorbild gegeben. Er hat in der ganzen Welt seine Herrlichkeit
leuchten lassen; vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang glänzen
und strahlen diese Leuchten des Levitenstandes. So wie Jerusalem durch
Stephanus verherrlicht wurde, so ist Rom berühmt geworden durch
Laurentius.
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