27. August
Lesung 4-6
Joseph Kalasanz von der Gottesmutter wurde zu Petralta in Aragonien
aus einer vornehmen Familie geboren. Schon im zarten Alte gab er Beweise
seiner späteren Liebe zu den Kindern und seiner Erziehungsarbeit an
ihnen. Denn als er noch ein kleiner Knabe war, rief er sie zu sich und
lehrte ihnen die Geheimnisse des Glaubens und fromme Gebete. In den
weltlichen und geistlichen Wissenschaften ward er vorzüglich
ausgebildet. Als er zu Valencia den theologischen Studien oblag,
überwand er tapfer die Lockungen einer vornehmen, einflußreichen Frau
und bewahrte durch diesen herrlichen Sieg unverletzt die
Jungfräulichkeit, die er Gott gelobt hatte. Seinem Wunsche entsprechend
wurde er zum Priester geweiht und von mehreren Bischöfen Neukastiliens,
Aragoniens und Kataloniens zur Arbeit gerufen; er übertraf die
Erwartungen aller, steuerte überall in staunenswerter Weise der
eingerissenen Sittenlosigkeit, stellte die kirchliche Zucht wieder her,
erstickte die Feindseligkeiten und blutigen Parteikämpfe. Durch eine
himmlische Erscheinung und durch Gottes Stimme häufig gemahnt, ging er
jedoch nach Rom. Zu Rom tötete er seinen Leib durch eine äußerst strenge Lebensweise,
durch Nachtwachen und Fasten ab; Tag und Nacht oblag er dem Gebet und
der Betrachtung der himmlischen Wahrheiten; fast jede Nacht besuchte er
die sieben Hauptkirchen Roms; diese Übung behielt er mehrere Jahre lang
bei. Er ließ sich in fromme Bruderschaften aufnehmen, und es ist
staunenswert, mit welchem Eifer er den Armen, insbesondere den Kranken
und Gefangenen, durch Almosen und Liebeswerke jeder Art zu Hilfe kam.
Als die Pest Rom entvölkerte, drängte ihn ebenso wie den heiligen
Kamillus die Liebe so mächtig, daß er neben den Liebesdiensten, die er
den armen Kranken in reichem Maße schenkte, selbst die Leichen der Toten
auf seinen eigenen Schultern zu Grabe trug. Auf göttliche Eingebung hin
erkannte er jedoch, er sei dazu berufen, die Jugend, insbesondere die
ärmere, im Geiste der Wissenschaft und der Frömmigkeit zu erziehen;
darum gründete er den Orden der armen Regularkleriker von der Mutter
Gottes für die christlichen Schulen; diese sollten die besondere Sorge
um den Unterricht der Jugend als ihre eigentliche Ordensaufgabe
betrachten. Dieser Orden, der von Klemens VIII., Paul V. und anderen
Päpsten lebhaft gebilligt wurde, breitete er in staunenswerter Weise in
kurzer Zeit in vielen Ländern und Reichen Europas aus. Dabei mußte er
aber so viele Mühseligkeiten erdulden und ertrug so viele Bedrängnisse
mit ungebrochenem Mute, daß er allgemein ein Wunder des Starkmutes und
ein Abbild des heiligen Iob genannt wurde. Obgleich er den ganzen Orden leitete und mit allen Kräften sich dem
Heil der Seelen widmete, unterließ er es jedoch niemals, die Kinder,
namentlich die ärmeren, zu unterrichten; er kehrte häufig selbst ihre
Schulen und begleitete sie nach Hause. in dieser viel Geduld und Demut
erfordernden Tätigkeit hielt er trotz schwacher Gesundheit 52 Jahre lang
aus. Deshalb war er auch würdig, daß Gott ihn vor den Augen seiner
Schüler durch zahlreiche Wunder verherrlichte und daß ihm die
allerseligste Jungfrau erschien mit dem Jesuskinde, das sie, während sie
beteten, segnete. Die höchsten Würden schlug er aus; er war mit der
Gabe der Weissagung, mit der Gnade, das Innere der Herzen und entfernte
Dinge zu schauen, sowie mit Wundermacht ausgestattet. Oftmals ward er
der Erscheinung der jungfräulichen Gottesmutter, die er von Kindheit an
ganz innig verehrte und deren Verehrung er auch den Seinigen
eindringlich ans Herz legte, sowie anderer himmlischer Geister
gewürdigt. Nachdem er den Tag seines Todes sowie die Wiederherstellung
und Ausbreitung seines damals fast erloschenen Ordens vorausgesagt
hatte, entschlief er zu Rom im Alter von 92 Jahren selig im Herrn, am
25. August 1648. Sein Herz und seine Zunge fand man nach hundert Jahren
noch unversehrt und unverwest. Da er auch nach seinem Tode von Gott
durch viele Wunder verherrlicht wurde, ward er zunächst von Benedikt
XIV. mit der Ehre der Seligen ausgezeichnet und dann von Klemens XIII.
feierlich heiliggesprochen.
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